Logo: EntavioAlso ist der Widerstand gegen die Grundverschlüsselung auch auf ein Kommunikationsproblem zurückzuführen?

Die Gebühr als Eintrittskarte in die Plattform ist nicht hinreichend begründet worden, sondern wurde einfach in die Welt gesetzt. Man hat ja noch nicht mal eine Definition für die Gebühr. Diese Handling-Fee gab es ja vorher auch schon, man hat das aber nicht gemerkt, weil die Plattformen – zum Beispiel Premiere oder der Kabelanbieter mit seinem Programm-Bouquet – nicht neutral waren. Da kriege ich Inhalt und Technik aus einer Hand, so dass die einzelnen Posten nicht transparent waren. Die neuen Plattform-Anbieter sind neutral und stellen nur die Infrastruktur. Und das hat seinen Preis.

Kosten also, die im Kabelanschluss ähnlich anfallen?

Selbstverständlich. Das wird aber wegen der Gesamtabrechnung oft nicht wahrgenommen.

Das ist ja alles schön und gut. Aber will der Zuschauer die neuen Dienste eigentlich haben?

Wenn man sich umhört, kommt ein giftiges „Nein“ vom Zuschauer. Wir müssen darum den Nutzen deutlich machen und mehr mit Inhalten argumentieren. Es entstehen in allen Lebensbereichen Spartenkanäle: Gesundheitsfernsehen, Motorsport und so weiter. Wenn wir den Zuschauern sagen, dass sie für den passiven Konsum mehr Angebote bekommen, die nah an ihren Interessen sind, dann wird das verstanden. Im Medienbereich ist es immer so, dass die Verfügbarkeit der Inhalte erst die Nachfrage schafft. Politik und Regulierung haben das auch schon verstanden. Politiker, die noch gegen die Grundverschlüsselung sind, müssen Sie inzwischen mit der Lupe suchen. Nachdem ProSiebenSat.1 sich von „Entavio“ zurückgezogen hat, haben ja auch alle Player bekräftigt, dass sie die Verschlüsselung wollen. Sie wird auch kommen.
 

 
Die öffentlich-rechtlichen Sender wehren sich massiv gegen die Grundverschlüsselung. Ist das durchzuhalten?

Sie können sich nicht mehr lange dagegen sperren. Noch haben sie Angst, dass die Zuschauer sagen: Ich bin adressierbar und kann nachweisen, dass ich Eure Programme nicht schaue und lasse sie nicht freischalten. Das ist aber eine Fiktion, denn die Kabel- und Satellitenbetreiber werden so nicht verfahren. Wenn man sich in Europa umschaut, sieht man auch, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in anderen Ländern – zum Beispiel in Österreich und der Schweiz – die Grundverschlüsselung schon eingeführt haben. Die territoriale Abgrenzung über den Satellit wird tatsächlich ein Problem bei den nächsten großen Rechtevergaben für Sportereignisse. Das Problem gab es ja schon mal bei der Fifa WM 2002.

Ist mit dem Spruch des Kartellamts denn die Satellitenplattform „Entavio“ jetzt vom Tisch?


Nein, überhaupt nicht. Wir brauchen eine einheitliche Satellitenplattform. Es kann ja nicht jeder Sender eine eigene Plattform aufbauen. Das muss als Gemeinschaftsleistung vor die Klammer gezogen werden. Wenn wir das auf dem Satelliten nicht schaffen, wird er ins Hintertreffen geraten und das gesamte Mediensystem mit nach unten ziehen, weil wir ohne den Satelliten als einem der wichtigsten Verbreitungswege nichts Neues in die Welt bringen.