Der Markt für Kinderfernsehen in Deutschland verspricht im Jahr 2013 so spannend zu werden wie lange nicht. Dazu tragen neben den großen Sendermarken Super RTL, Kika und Nickelodeon die starke Entwicklung im vielfältigen PayTV-Markt aber auch der FreeTV-Neustart von RiC und potentiell der von Disney gekaufte Sender DasVierte bei. Und dazu kommt neben dem Web noch einmal neue Konkurrenz im Markt der etwas älteren Kids: Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones - und mit Ihnen der Apps - werden Spiele wie Doodle Jump oder Angry Birds zu Medienmarken, die ins Fernsehen verlängert werden. "Der Einfluss der Spielzeug- und Game-Industrie wird immer größer. Immer mehr Serien-Charaktere entspringen diesen Universen", stellt auch Super RTL-Programmdirektor Carsten Göttel fest.



Apps bleiben das spannende Thema in diesem Jahr. Und das Netz an sich natürlich. "Die Vernetzung von Internet und TV sowie die Einbindung von Social Media wird, insbesondere bei älteren Kindern, wird immer wichtiger", bescheinigt man beim Viacom-Kindersender Nickelodeon. Für die Branche des Kids Entertainment, die sich in diesen Tagen in New York zur TV-Messe Kidscreen und den International Emmy Kids Awards trifft, ist diese Multiplattform-Welt mit teilweise umgekehrten Verwertungsketten im Vergleich zum Markt des Erwachsenen-Fernsehen längst vertrautes Terrain - kein TV-Segment verfügt über intensivere Markenverlängerungen über alle Medien- und Merchandising-Optionen hinaus.

Nicht ohne Grund scherzt Super RTL-Geschäftsführer Claude Schmit bei mancher Gelegenheit, dass sein Unternehmen nur noch am Rande Fernsehen mache. Aber eins hat sich trotzdem nicht geändert: "Es kommt auf die Geschichte an – die Technik ist nachrangig und genreabhängig", erklärt Super RTL-Programmchef Carsten Göttel. Da stimmen ihm die Kollegen von Nickelodeon zu: "Grundsätzlich haben sich die Interessen von Kindern wenig bis gar nicht geändert. Denn grundsätzlich gilt, dass gute Geschichten mit einer stimmigen Dramaturgie, archetypischen Themen aus der Erfahrungswelt der Zuschauer und einem ausgewogenen Mix aus Spannung und Humor, sowie Figuren mit einer breiten Projektionsfläche für kindliche Sehnsüchte und Phantasien immer funktionieren. Das wird sich auch niemals ändern."

Die Themen der Geschichten ändern sich jedoch immer wieder mal. "So sind mal Dinos, mal Geheimagenten und mal Feen und Einhörner en vogue. Vom Gender-Mainstream hat man sich hingegen wieder verabschiedet. Inzwischen sind wieder Serien gefragt, die sich explizit an Jungen oder Mädchen richten", erklärt man bei Nickelodeon auf Anfrage. Was ist 2013 aus Sicht von Nickeloden der Trend auf dem internationalen Kinderfernseh-Markt? "Die Welle der Live-Action Serien rund um das Thema Stars bzw. berühmt sein ist inzwischen durch. Derzeit setzt man im Live-Action Bereich wieder vermehrt auf 'große' Geschichten – aber auch verstärkt auf Comedy." Im Preschool-Bereich boomt Zeichentrick ungebrochen, bestätigen sowohl Nickelodeon als auch Super RTL.

Der abklingende Hype der Live-Action-Serien rund um das Thema Berühmtsein freut Nickelodeon aus ganz pragmatischen Gründen. Hier hatte Super RTL mit Gesellschafter Disney im Rücken die stärkere Positionierung. Auch beim Kölner Sender jedoch heißt es, wenn auch nur auf Nachfrage und etwas leiser: In der Tat sei dieses Genre weitgehend durch. Wenn jedoch Themen in Wellenbewegungen immer wieder mal in Mode kommen, wie die Vergangenheit mit Klassiker-Themen wie Dino, SciFi oder mancher Heldengeschichte bewiesen hat, fragt man sich: Muss es denn jedes Mal neu sein? Oder anders gefragt: Ist altes Kinderfernsehen per se schlecht, wenn die Themen sich doch eh immer wieder wiederholen?