Als die Sprache auf ehemalige Stasi-Mitarbeiter kam, sprudelte es auf einmal aus Lina Wendel heraus. Ein paar davon habe sie in ihrem eigenen Bekanntenkreis gehabt, berichtete die Schauspielerin, die seit zehn Jahren eine Ex-MfS-Agentin spielt, im Oktober bei der Premiere ihres jüngsten Falls auf dem Film Festival Cologne. So habe sie aus erster Hand erfahren, was es hieß, dem "Ausverkauf der DDR zusehen zu müssen" und die eigenen "Ideale in Frage" zu stellen. Sie selbst, die schon als 17-Jährige für das DDR-Fernsehen vor der Kamera stand und im wahren Leben nie für die Stasi tätig war, habe nach der Wiedervereinigung zehn Jahre gebraucht, um den gesellschaftlichen Umbruch zu verarbeiten und in der neuen Bundesrepublik voll anzukommen.
"Da kann man schon rau und einsilbig werden", erklärt die 60-jährige Berlinerin, warum ihre Krimi-Hauptfigur Anne Marie Fuchs alias "Die Füchsin" ebenso intensiv wie authentisch erscheint – und eine eher seltene Identifikationsfläche für ostdeutsche Biografien bietet. Über sechs Millionen schauten zuletzt 2023 am Donnerstagabend im Ersten zu und ließen die "Füchsin" damit dem "Bergdoktor" ganz dicht auf die Pelle rücken. "Das genaue Maß zwischen Komplexität und Zugänglichkeit der Fälle ist jedes Mal eine Herausforderung bei der Bucharbeit", sagt der für "Die Füchsin" verantwortliche WDR-Redakteur Götz Vogt. "Die Fälle sollen komplex und hintergründig sein, aber sie müssen auch nachvollziehbar bleiben. Und in der filmischen Umsetzung geht es darum, das Publikum durch emotionale Momente zu involvieren. Die beiden Protagonisten sollen dabei zugänglich und sympathisch, aber auch eigenwillig und nicht immer nur nett sein."
Zum zehnjährigen Jubiläum verpassen ARD Degeto, WDR und die Produktionsfirma Odeon Fiction der Reihe einen Relaunch, der mit dem zehnten und elften Fall, "Der Spion" und "Rachespiel", vollzogen wird. "Mit den beiden neuen Filmen entwickelt sich 'Die Füchsin' vom reinen Ermittlerkrimi zum Spionagethriller", so Produzentin Andrea Jedele. "Durch die neue Tätigkeit von Anne Fuchs und Youssef El Kilali als freie Mitarbeitende des Bundesamtes für Verfassungsschutz verändern wir den erzählerischen Fokus. Natürlich wird nach wie vor ein Verbrechen aufgedeckt und ein Fall gelöst, dabei nutzen wir aber andere dramaturgische Mittel als bisher. Die Filme bekommen eine andere Fallhöhe – es geht um mehr und es wird gefährlicher für Anne und Youssef."
Mit Drehbuchautor Mike Bäuml (RBB-"Polizeiruf 110") und Regisseur Christoph Schnee ("Die Heiland") wurden zu diesem Zweck neue Kreativkräfte angeheuert. Der Buchentwicklung ging laut Bäuml eine "umfangreiche Vorarbeit und Recherche" voraus. Um ein mutmaßliches Leck in der Spionageabwehr des Verfassungschutzes aufzuklären, wird die "Füchsin" als externe Ermittlerin tätig, ohne zunächst ihren langjährigen Partner, den von Karim Cherif gespielten Privatdetektiv Youssef El Kilali, einzuweihen. Mit dem Relaunch geht auch eine Verlegung des Spielorts von Düsseldorf nach Köln einher. "Dieses neue Kapitel auch im Stadtbild zu spiegeln", sei ihm wichtig gewesen, sagt Regisseur Schnee. "Wir haben deshalb immer wieder Überwachungskameras ins Bild integriert – als visuelles Motiv, das die neue Arbeitswelt der Protagonistin unterstreicht."
Die Reihe, deren "gelungene Balance zwischen Tragik und Komik" ("tz") und deren "schillernde, äußerst reizvolle Hauptfigur" ("TV Spielfilm") schon in der Vergangenheit gelobt wurden, bleibt sich trotz Relaunch in einem treu: Aus dem Konzert der Degeto-"DonnerstagsKrimis" sticht die unkonventionelle "Füchsin" heraus, die einst als Ex-Stasi-Agentin für ihre Überzeugung ins Gefängnis gegangen, als Hartz-IV-Empfängerin in Westdeutschland gestrandet war und nun eine neue Chance bekommt, ihr Können anzuwenden, allerdings laut Bäuml in einem "menschenfeindlichen Umfeld, bei dem es um Misstrauen, Verrat, Lügen und Feindseligkeit geht".
"Die Füchsin – Der Spion" läuft am 20. November, "Die Füchsin – Rachespiel" am 27. November, jeweils um 20:15 Uhr im Ersten. Zum Jubiläum stehen auch die bisherigen Filme der Reihe in der ARD-Mediathek.
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