20 Tage lang haben wir die Bildschirmheldinnen und -helden des Jahres gefeiert, jetzt kommt der Klassiker eines jeden DWDL.de-Jahresrückblicks: Der Goldene Günter, unser charmanter Negativ-Preis mit dem die Redaktion seit 2008 die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres ehrt. Eine Auszeichnung, die Personen, Marken und Unternehmen gebührt, deren Leistungen in den vergangenen zwölf Monaten "ziemlich ui-jui-jui" waren.

Ihren Ursprung hat diese Auszeichnung in einer Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve, der einst eine fragwürdige Ausgabe der Show "Schmidt & Pocher" rückblickend in einem Interview als "ziemlich ui-jui-jui" kritisierte. In dieser Tradition verleiht das Medienmagazin DWDL.de dieses Jahr bereits zum 18. Mal den Goldenen Günter in bierernsten Kategorien. Ermittelt werden die Preisträgerinnen und Preisträger durch Vorschläge von Leserinnen und Lesern des Medienmagazins DWDL.de, aus denen die Redaktion die "schönsten" Fehltritte aussucht und mit einem Goldenen Günter ehrt.

Doch die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 28. Dezember um 23:59 Uhr haben Sie am Ende dieses Artikels die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern auch in diesem Jahr den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Sie haben es in der Hand! Entscheiden Sie weise. Und hier kommen die elf Lowlights der Redaktion des Medienmagazins DWDL.de, die zur Wahl stehen...

Donnepp Media Award © Donnepp Media Award

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Entehrung des Jahres" geht an: Die Freunde des Adolf Grimme Preises

Einige Wochen, nachdem die Aktivistin Judith Scheytt mit der „Besonderen Ehrung“ des Donnepp Media Awards ausgezeichnet worden war, nahm der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises ihr diese Ehrung wieder weg. Die Entscheidung fällte der Vereinsvorstand gegen den erklärten Willen der Hälfte der Jury und auf Druck eines christlich-jüdischen Vereins, der mit öffentlicher Kritik gedroht hatte. Ans Licht kam die heimlich vorgenommene Aberkennung erst, als Judith Scheytt sie selbst thematisierte. Jörg Schieb, Vorsitzender der Grimme-Freunde, stützte sich auf ein offensichtlich mithilfe von KI erstelltes „Gutachten“ und sagte, dass er sich als Teil der Jury erst nach der Verleihung umfassender mit Scheytts Arbeit beschäftigt hatte. Nun ist der Image-Schaden nicht nur für den Donnepp Media Award enorm, sondern auch für Grimme-Institut und Grimme-Preis, als dessen „Freunde“ sich die Mitglieder des Vereins ja bezeichnen, auch wenn dieser unabhängig vom Institut ist. Sicher ist: Der Versuch, Schaden von Grimme dadurch abzuwenden, indem man stets auf den Verein verweist ohne selbst Stellung zu beziehen, schlug fehl. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

 

ttt © ARD

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Kommunikationsdesaster des Jahres" geht an: Das Mischke-Theater der ARD

Es war kurz vor Weihnachten, als die ARD Thilo Mischke als neuen Moderator von "ttt" präsentierte - rückblickend betrachtet ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, weil der Senderverbund unterschätzt hatte, wie groß der Widerstand, auch von zahlreichen Kulturschaffenden, gegen die Personalie sein würde. Grund für die Aufregung waren frühere Aussagen Mischkes und allen voran sein 2010 erschienenes Buch "In 80 Frauen um die Welt", das von einer Wette erzählt, wonach der namensgleiche Ich-Erzähler auf einer Weltreise mit 80 Frauen schlafen soll. Doch während sich der Shitstorm immer weiter aufbaute, kam von der ARD: Nichts. Tagelang war man - auch wegen unklarer Zuständigkeiten - zwischen den Jahren nicht sprechfähig, was die völlige Eskalation erst möglich machte. Am Ende stand ein massiver Imageschaden, den selbst ARD-Redakteure offen als "Kommunikationsdesaster" brandmarkten. Mischke, der den Job schließlich doch nicht bekam, attestierte der ARD später, dass deren fehlende Einigkeit "wie ein Brandbeschleuniger" wirkte und die fehlende Moderation in den sozialen Medien "maßgeblich zur Eskalation" beigetragen hätten. Dabei habe er im Vorfeld selbst auf die mögliche Problematik hingewiesen. Sein bitteres Fazit: "Es hat niemanden interessiert." Ein Start ins Jahr, der nur Verlierer hervorbrachte.

 

Murderesses © Viaplay

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Synchro-Fail des Jahres" geht an: Viaplay und die KI-Synchro für MagentaTV

Der deutsche Markt gilt als einer der anspruchsvollsten für Sychronisationen, weil das hiesige Publikum seit Jahrzehnten an aufwendige Adaptionen gewöhnt ist. Da überraschte es dann schon, als die Telekom auf MagentaTV im Frühjahr die polnische Viaplay-Krimiserie "Murderesses" veröffentlichte - um sie nur 48 Stunden wieder von der Plattform zu nehmen. Die Synchronisation der Serie war nämlich auffällig - leider auffällig schlecht und monoton. Der Blick in den Abspann erklärte, worauf die fehlenden Betonungen in den Stimmen und mangelnde Varianz des Gesprochenen zurückzuführen war: Umgesetzt wurde die deutsche Sprachfassung von einem isrealischen Start-Up mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Im konkreten Fall lag die Verantwortung offenbar bei Viaplay - und wurde von Magenta TV vor Veröffentlichung augenscheinlich gar nicht mehr geprüft, was ganz nebenbei einiges über die Qualitätskontrolle aussagt. Wenig später wurde "Murderesses" übrigens bei MagentaTV wieder verfügbar gemacht, diesmal jedoch im Original mit Untertiteln. Besser so.

Heidifest © Screenshot ProSieben

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Show-Unfall des Jahres" geht an: Das "Heidifest" bei ProSieben

Es gibt Momente, in denen lässt sich schwer in Worte fassen, was man gerade eigentlich im Fernsehen zu sehen bekommt. So war das auch im September, als ProSieben zwei Tage vor dem Wiesn-Auftakt das Münchner Hofbräuhaus anmietete, um mit dem Klum-Clan, einigen ihrer Freunde und den Stars der Volksmusik- und Schlagerszene eine zünftige Oktoberfest-Sause zu feiern. Dafür, dass Tom Kaulitz im Vorfeld zu würdigen versuchte, mit welcher Inbrust sich seine Gattin in die Vorbereitung dieses Abends reinkniete, hat das TV-Publikum von Heidi Klum beim "Heidifest" erstaunlich wenig gesehen. Und wenn sie dann doch mal zum Mikrofon griff, dann meist nur, um mit kaum mehr als einer Handvoll Worten den nächsten Künstler anzusagen ("Ihr wisst ja, rote Lippen soll man küssen"), ihre Gäste zu loben ("Ich liebe dein Wurst-Outfit!") oder ein "Prosit der Gemütlichkeit" anzustimmen. Nicht minder skurril gerieten die Auftritte der Stars, die sich wahlweise mit dem Playback oder dem Live-Gesang schwertaten. Ein Abend, der ohne Zweifel in Erinnerung bleibt - auch wenn man ihn am liebsten schnell vergessen würde.

 

ARD und ZDF bei Joyn © Joyn

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Einseitigste Kooperation des Jahres" geht an: Das ARD/ZDF-Embedding bei Joyn

Was in Österreich geklappt hat, wird doch sicher auch in Deutschland funktionieren? Das muss sich der damalige ProSiebenSat.1-Vorstand Markus Breitenecker wohl gedacht haben, als er und sein Team im Frühjahr ohne Rücksprache mit ARD und ZDF deren Mediatheken auf Joyn verfügbar machten. Die Öffentlich-Rechtlichen gingen allerdings gegen das Embedding vor, der ARD-Vorsitzende Florian Hager sprach von einem “Anschlag auf das komplette System”. Auch die Politik zeigte Breitenecker die Rote Karte. Der sogenannte “Beta-Test” wurde schnell wieder beendet und in Unterföhring gab man sich später kleinlaut. Markus Breitenecker hat den Konzern mittlerweile verlassen, den von ihm angerichteten Schaden müssen nun andere aufkehren.

 

Das Geschäft mit der Liebe © ATV

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Frauenverachtung des Jahres" geht an: ATV und sein "Geschäft mit der Liebe"

Dass es im Reality-TV oft auch derb zugeht, ist kein Geheimnis. Oft wurden schon die Grenzen des guten Geschmacks überschritten, so verachtenswert wie der österreichische TV-Sender ATV hat das in diesem Jahr sonst aber niemand geschafft. In dem Format "Das Geschäft mit der Liebe" wurden Frauen nicht nur beleidigt und als Objekte dargestellt, es stellte sich auch die Frage, ob die Frauen in dem Format gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr mit den fragwürdigen, männlichen Protagonisten gezwungen wurden. Ausgestrahlt alles zur besten Sendezeit. Nach einer Welle der Kritik entschuldigte sich der Sender und brach die Ausstrahlung der Staffel ab. Später kehrten die Folgen neu geschnitten zurück, für das Format geht’s trotzdem nicht weiter. Inzwischen steht fest: ATV hat mit "Das Geschäft mit der Liebe" gegen das Gesetz verstoßen.

 

ZDF-Streamingportal © ZDF/Finger/Thiel/Koch [M]serviceplan

  • Der Goldene Günter in der "Kategorie, deren Name nicht genannt werden darf" geht an: Das ZDF und den Relaunch der Mediathek, die nicht mehr Mediathek heißen darf

Zugegeben, wirklich sexy ist der Name "Mediathek" nicht - Verabredungen zu "Mediathek and chill" dürften daher dann auch in der Realität ziemlich selten vorkommen. Es ist also nachvollziehbar, dass man sich in Mainz Gedanken darüber gemacht hat, wie man diesen Begriff in Zukunft möglichst ersetzen kann. Die vorläufige Lösung, auf die sich die ZDF-Verantwortlichen verständigt haben, wirkt allerdings auch ungelenk. "Der Begriff Mediathek wird quasi ausgeschlichen", ließ der Sender im Frühjahr verlauten und spricht in der offiziellen Kommunikation inzwischen regelmäßig vom "ZDF-Streamingportal". "Irgendwann", so erklärte es eine Mitarbeiterin aus der ZDF-Direktion Audience, "ist dieses Streamingportal das ZDF. Bis es so weit ist, wird überbrückt mit 'das ZDF in den Apps und im Web'. Oder, wie die Marketing-Kollegen sagen: 'Jetzt streamen im ZDF." Kurios auch, dass sich das ZDF in seiner Mediathek seinem Streamingportal zunächst fast vollständig von Texten verabschiedete, was zeitweise dazu führte, dass man den ZDF-Text aufrufen musste, um zu erfahren, wer abends bei Markus Lanz zu Gast ist, wie Stefan Niggemeier bei "Übermedien" aufschrieb. Und auch heute noch muss man schon sehr suchen, um Infos zum Programm zu finden. Warum einfach, wenn's kompliziert geht?

 

Die Stefan Raab Show © RTL / Raab Entertainment / Julia Feldhagen

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Du gewinnst hier nicht die Million Zuschauer" geht an: Das glücklose Comeback von Stefan Raab

Es ist der Inbegriff von „ui-jui-jui“: Das Comeback von Stefan Raab beschäftigte in diesem Jahr sehr regelmäßig Sender, Konkurrenten, Produzenten und Presse (was RTL inzwischen übrigens zur Erfolgswährung erklärt hat), doch eine Gruppe interessierte es zu selten: Das Publikum. Schon vor einem Jahr überzeugte „Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“ inhaltlich selten, die Häme war groß. Eine qualifizierte Bilanz des Comebacks verbot sich damals allerdings: Die ESC-Kooperation zwischen ARD & RTL stand noch aus, die mit Stefan Raab bzw. Raab Entertainment auch zum Erfolg wurde. Doch das war es dann auch. „Du gewinnst hier nicht die Million“ wurde im RTL-Programm zum Flop, der PR-Stunt zum Start des Nachfolge-Formats „Stefan Raab Show“ weckte im September kurz Interesse. Erneut wurde aber nichts daraus gemacht, es ging wieder bergab. Bei „Die Unzerquizbaren“ sorgt sein Name nicht mal mehr für einen Impuls. Auch das Comeback des Comebacks überzeugte nicht - und der Unmut steigt. Angesichts des angekündigten Sparkurses im Hause RTL Deutschland, aber auch im Produktionsmarkt: Niemand sonst bekomme so viele Chancen wie Raab. Dass Innovation allein kein Maßstab ist, hat RTL schon klargestellt. Wenn aber nicht einmal alte Ideen zünden, wird es dünn. Da nützt auch keine Zahlenakrobatik. Dafür ist der Name zu groß und das Budget zu hoch.

 

Rundfunkbeitrag © IMAGO / Sven Simon

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Wie schaden wir dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk am besten?" geht an: Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt für die Blockade beim Rundfunkbeitrag

Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden in diesem Jahr ihrem Ruf als völlig destruktive Stimmen in der deutschen Medienpolitik mal wieder gerecht. Im Länderkreis hatte man sich schon auf eine Reform des komplizierten Beitragsfestsetzungsverfahrens geeinigt, die drei Bundesländer wollten aber nur zustimmen, wenn ARD und ZDF ihre Verfassungsbeschwerde gegen die Nicht-Erhöhung des Rundfunkbeitrags zurückziehen. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben so mal wieder den Populisten in die Hände gespielt, gleichzeitig haben sie es verpasst, das KEF-Verfahren für die Zukunft zumindest etwas stabiler aufzustellen.

 

Tanja May © Bild

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Heuchelei des Jahres" geht an: Tanja Mays Kommentar zu Thomas Gottschalk und Hans Sigl

Nachdem Thomas Gottschalk via "Bild" seine schwere Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte, setzte Unterhaltungschefin Tanja May in einem Video zu Kritik an jenen an, die vorher Kritik an Gottschalks Auftritten geübt hatten. Es tue ihr leid, was dieser sich von Menschen anhören müsse, die ihn gar nicht kennen - und es berühre sie "zutiefst", dass Gottschalk keine andere Wahl mehr gehabt habe, als an die Öffentlichkeit zu gehen. Das ausgerechnet aus dem Mund einer Person, deren häufig mindestens fragwürdige “Enthüllungen” oft ganze Scharen von Promi-Anwälten beschäftigen, entbehrte schon nicht einer gewissen Ironie. Sie setzte dem Ganzen aber die Krone auf, als sie Hans Sigl im gleichen Video unterstellte, er habe Thomas Gottschalk bei der Romy-Verleihung das Mikrofon mit den Worten "Man muss wissen, wann im Leben Schluss ist" aus der Hand "gerissen". Es ist eine Szene, die sich Tanja May offenbar frei ausgedacht hat. Tatsächlich eilte Sigl als Moderator der Verleihung Gottschalk zur Seite, als der desorientiert gewirkt hatte und rettete ihn so in einer unangenehmen Situation. Wenn Tanja May am Ende des Videos also auffordert, nicht über jemanden zu urteilen, ohne zu wissen, was die Wahrheit ist, dann kann man sich nur anschließen: "Ich glaube, wir sollten uns alle an die eigene Nase fassen."

 

Dieter Hallervorden © Screenshot ARD

  • Der Goldene Günter in der Kategorie "Plem-Plem des Jahres" geht an: Dieter Hallervorden und seinen misslungenen Versuch, den "Palim-Palim"-Sketch politisch aufzuladen 

Der "Palim Palim"-Sketch von Dieter Hallervorden ist ein echter TV-Klassiker. Kein Wunder also, dass der inzwischen 90-Jährige ihn in der Jubiläumsshow "75 Jahre ARD" noch einmal mit seinem Schauspielpartner Harald Effenberg nachspielen durfte. Für die Neuauflage entschied sich Hallervorden allerdings für eine abgewandelte Version des Sketches und baute das "N-Wort" und das "Z-Wort" ein - diskrimierende Wörter für Schwarze und Sinti und Roma, die früher in Deutschland gebräuchlich waren. "Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt", rechtfertigte sich Hallervorden später. Verständnis für die andere Seite? Fehlanzeige. Schade - auch für den schönen Sketch, der vielleicht auch deshalb so zeitlos ist, weil das Original einst ganz ohne Gesellschaftskritik auskam.

 

Goldener Günter © DWDL

Und jetzt sind Sie dran! Stimmen Sie ab!

Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 28. Dezember 23:59 Uhr haben Sie die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Wer gewonnen hat, lösen wir dann am 29. Dezember auf.

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