Logo: Sat.1; Grafik: DWDL.deBei Sat.1 will man das Thema Familie in den kommenden Monaten mit eigenen Formaten angehen. Der Sender sieht sich als „modernes Family-TV“ und sei derzeit dabei, „viel in diese Richtung zu bewegen“, so Sprecherin Diana Schardt. Doch um service-orientierte Formate wie bei den Öffentlich-Rechtlichen geht es auch hier weniger. Da verweist Sat.1, wie auch RTL, auf diverse Magazine, in denen entsprechende Beiträge ihren Platz finden würden. Stattdessen orientieren sich neue Formate wie „Der Superlehrer“ oder „Jugendcoach Oliver Lück“ an altbekannten Dokusoap-Mustern. Und doch: Mit „Deutschland wird schwanger“ präsentiert Sat.1 im Herbst eine Doku-Reihe die junge Eltern auf ihrem Weg zum Wunschbaby begleitet. Wie es sich hier mit dem Verhältnis Information zu Unterhaltung verhält, ist noch unklar.

Mehr Service gibt es im Web. Die Vorteile aus TV und Print vereinen Internet-Angebote für Eltern, die inzwischen eben sowohl  eigenproduziertes Bewegtbild als auch recherchierbare Informationen zum Nachlesen bieten und dabei noch einen entscheidenden Faktor hinzufügen: Den direkten Austausch mit anderen Eltern. Letzteren bieten auch neue Social Communities, die jedoch selten ein nennenwertes redaktionelles Umfeld bieten. Das hingegen hat z.B. Urbia.de. Hinter dem nichtssagenden Namen versteckt sich nach eigenen Angaben Deutschlands reichweitenstärkstes Webangebot für Eltern mit gut 2,1 Millionen Visits im Monat. Mit Urbia.TV gibt es, auf der Website recht versteckt, auch ein wöchentliches WebTV-Format mit Themen rund um Schwangerschaft, Familie und Erziehung. Moderiert wird das im Mai vergangenen Jahres gestartete Format von Jumana Mattukat, selbst zweifache Mutter.
 
 
 
Jumana MattukatVergleiche mit der prominentesten Erziehungsberaterin Deutschlands, „Supernanny“ Katharina Saalfrank, weist sie zurück. Mit rund 30.000 Abrufen pro Folge spielt sie online in einer anderen Liga. Aber auch inhaltlich gibt es Unterschiede. „Dann würde ich mich schon eher als Babyflüsterin bezeichnen“, so Mattukat (Foto), die mit ihren Themen weitaus früher ansetzt als die meisten Dokusoaps zum Thema Familie und Erziehung im Privatfernsehen. Es scheint fast ein grundlegender Unterschied zwischen WebTV- und TV-Formaten zu sein: Während die junge Familie und Themen rund um die Schwangerschaft im klassischen Fernsehern seltener auftauchen als aufmüpfige Teenager, ist es im Web umgekehrt.

Auch bei Urbia.de-Konkurrent Eltern.de. Das Webangebot zur Zeitschrift aus dem Hause Gruner+Jahr liegt bei der Reichweite in etwa gleich auf. Auch die Themenmischung und der grundsätzliche Aufbau ähneln sich. Beim WebTV bietet Eltern.de eine breitere Vielfalt von Beiträgen, die auch bereits mit PreRoll-Spots an Werbekunden vermarktet werden. Allerdings sind dies offenbar Werbepartner die G+J-Onlinevermarkter EMS über sein ganzes Netzwerk einsetzt - und keine gesonderten Spots für die Zielgruppe der jungen Eltern. Denn auch wenn die Interaktion im Web zusammen mit Bewegtbild und Recherchierbarkeit für die Zielgruppe hochattraktiv ist, kann das Web seinen Vorteil in der Vermarktung noch nicht umsetzen.

NidoWährend sowohl Urbia.de als auch Eltern.de und der dazugehörige Print-Titel aus dem Hause Gruner+Jahr, den Familienbegriff  weniger als Lifestyle verstehen sondern praktische Tipps zu Schwangerschaft, Baby, Erziehung und Pubertät liefern, darf man vom bevorstehenden neuen Print-Titel „Nido“ allein schon in Abgrenzung zur hausinternen Konkurrenz also ganz klar Familien-Lifestyle im Stile von „Neon“ erwarten. Es steckt ja auch derselbe Macher dahinter. Ob Gruner+Jahr dabei mehr Erfolg haben wird als der Süddeutsche Verlag zuletzt mit „Wir“, lässt sich ab dem 17. April beantworten, wenn das erste Heft am Kiosk liegt. Es ist ein weiterer spannender Testballon für eine stark umworbene Zielgruppe, die aber offenbar schwer zu greifen ist.