Die AGF lässt die TV-Quoten ermittelnWährend sich die zeitversetzte Nutzung mit 0,3 Prozent also allenfalls in homöopathischer Dosis auf die Zuschauerzahl auswirkte, kommt der nun ebenfalls erfassten Außer-Haus-Nutzung eine deutlich größere Bedeutung zu. Im Zeitraum 31.8. bis 25.10. stieg dadurch die Sehbeteiligung insgesamt um 2,4 Prozent an. Dem gemeinsamen TV-Erlebnis frönen dabei vor allem die Männer und das - wenig überraschend - vor allem beim Sport. Dabei ist in den AGF-Zahlen Public Viewing wie etwa bei den großen Events während der WM oder auch nur der Kneipe um die Ecke bei Fußball-Spielen noch gar nicht berücksichtigt.

Dennoch stieg die Sehbeteiligung bei Fußball-Liveübertragungen durch die nun ausgewiesene Außer-Haus-Nutzung um über sechseinhalb Prozent an, bei einzelnen Überrtragungen lag der Zugewinn gar im zweistelligen Prozent-Bereich. Bei Sportsendungen ohne Live-Übertragung, wozu beispielsweise die "Sportschau" zählt, sowie sonstigem Live-Sport lag der Zuwachs ebenfalls bei im Schnitt über sechs Prozent. Mit deutlichem Abstand folgen dann die großen Unterhaltungsshows mit +3,6 Prozent. Kaum bei Freunden verfolgt werden hingegen die US-Serien in der Primetime.

Mit diesem Wissen lässt sich auch leicht nachvollziehen, welche Sender nun besonders stark von der Währungsumstellung bei der Quoten-Ermittlung profitieren: Auf den Plätzen 2 und 3 finden sich die beiden Sportsender DSF (+ 7 Prozent) und Eurosport (+ 4,8 Prozent). Auch ARD und ZDF, die unter anderem Länderspiele übertrugen, legten überproportional zu. Ganz vorne findet sich ein Überraschungssieger: Der Nachrichtensender Euronews mit +9,3 Prozent - was allerdings angesichts des insgesamt kaum messbaren Niveaus vernachlässigbar bleibt. Einen geringeren Zuwachs als der Schnitt erreichen unter anderem die Nachrichtensender n-tv und N24, aber auch Sat.1 profitierte trotz Fußball erstaunlicherweise nur unterdurchschnittlich.

Insgesamt liegen die Auswirkungen der neuen Nutzungsformen allerdings noch unter dem was die AGF im Vorfeld erwartet hatte. Weil zudem die Unterschiede zwischen den einzelnen Sendern letztlich nicht allzu groß sind, hat die neue Quoten-Messung am Kräfteverhältnis zwischen den Sendern quasi nichts geändert. Die Marktanteile nach neuer und alter Währung unterscheiden sich allenfalls minimal um 0,1 Prozentpunkt. Bei den 14- bis 49-Jährigen stehen im Zeitraum 31.8. bis 25.10. Das Erste und das ZDF etwas besser da, beim Gesamtpublikum RTL und ProSieben.

Außer Spesen also nichts gewesen? Doch: Zum einen war die Neuerung überfällig, um dem Anspruch der AGF, die TV-Nutzung komplett abbilden zu können, wieder etwas näher zu kommen. Erstmals löste sich die AGF vom rein linearen Fernseh-Begriff und wertet nun auch zeitversetzte Nutzung als TV-Konsum. Auf dieser Basis lassen sich künftig dann auch die derzeit noch nicht erfassten Zuschauer über Mediatheken und ähnliches erfassen. Umgesetzt werden soll das womöglich schon im kommenden Jahr, wobei hier noch einige technische Schwierigkeiten zu überwinden sind. Klar ist jedenfalls: Auch wenn die Auswirkungen derzeit noch eher überschaubar sind: Die zeitversetzte Nutzung dürften in den kommenden Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen. Insofern war die Umstellung der Quoten-Messung bedeutender als es jetzt auf den ersten Blick womöglich scheinen mag.