Mit Interesse wird man daher in diesem Jahr in die USA schauen. Dort schockte Simon Cowell im vergangenen Jahr mit der Ankündigung, sich nach 9 Staffeln aus der Jury von "American Idol" zu verabschieden. Salopp gesagt war er der Dieter Bohlen Amerikas: Im Laufe des unglaublichen Erfolges der Castingshow wurde sie von Staffel zu Staffel ganz auf ihn zugeschnitten. Seine Urteile hatten Gewicht, ganz wie bei Dieter Bohlen. Seine Urteile, Reaktionen und Gesichtsausdrücke wurden Kult.

Und dann die Nachricht: Cowell geht. Überraschend war das für Beobachter nicht wirklich. Cowell saß auch in der britischen Version des Formats, "Pop Idol", in der Jury. Doch statt Juror einer von Simon Fuller erfundenen Sendung zu sein, fand er die Vorstellung verlockend, seine eigene Castingshow zu erfinden - und zu produzieren, was auch finanziell noch einmal attraktiver ist. So entstand in Großbritannien "X Factor". Und genau deswegen nahm Cowell dann letztes Jahr auch in den USA Abschied von "American Idol" - um sein "X Factor" in den USA zu starten.

 

 

Im Januar startete jetzt die erste Staffel "American Idol" ohne Simon Cowell. Als Ersatz hat man prominente Namen an Bord geholt: Jennifer Lopez und Steven Tyler. Doch würden dies reichen? Diese Frage trieb die US-TV-Branche vor dem Start um. Jetzt liegt die Antwort vor: Es reicht. Die Einschaltquoten der aktuellen Staffel von "American Idol" liegen weit über den pessimistischen Erwartungen aller. Und gerade vergangene Woche, auch dank schwacher Konkurrenz, die sich nicht mehr als Wiederholungen traute, erzielte das Format sogar die beste Donnerstags-Quote - dem wichtigsten TV-Tag drüben - seit 2007 (Sportübertragungen ausgenommen).

Das Format scheint offenbar doch stärker zu sein als ein einzelner Juror. Eine verblüffende Erkenntnis, mit der man bei RTL so nicht gerechnet haben wird. Denn im vergangenen Jahr war sich RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger im Gespräch mit DWDL.de noch sicher: "Ich bin auch sehr sicher, dass die Kollegen es bei 'American Idol' nicht leicht haben werden ohne Cowell." Schon damals ergänzte Sänger allerdings: Cowells Rolle sei mit der Bohlens nicht vergleichbar. Bohlen sei für "DSDS" weitaus wichtiger. Daher auch die vielleicht fatale Bekenntnis: "'DSDS' kann ich mir ohne Dieter Bohlen nicht vorstellen."

Produzent Grundy Light Entertainment hingegen wird die in den USA bewiesene Stärke des Formats freuen. Nur für den Fall der Fälle, natürlich. Spannend wird jetzt im Herbst der Start der US-Version von "X Factor" mit der umgekehrten Fragestellung: Schafft es eine Person alleine, ein neues Castingsformat zu etablieren? Das wird sicher auch Dieter Bohlen sehr interessiert verfolgen.