Der Humor von Loriot war sicher eigen und gefiel nicht jedem. Das passiert, wenn Humor Haltung hat. Die hat Loriot alias Vicco von Bülow zu Lebzeiten bewiesen und schaffte so den Spagat zwischen Feingeist und seichtem Humor. Am Montag verstarb er nach Angaben seines Verlages Diogenes in Ammerland am Starnberger See an Altersschwäche. Die Bestattung soll im engsten Familienkreis stattfinden. Damit endet eine große Karriere. Sie begann in den 50er Jahren als Zeichner von Zeitschriften-Cartoons mit dem Hang zu Figuren mit den rückblickend für ihn typischen Knollnasen. Für diesen Job erfand er das Pseudonym Loriot, dem französischen Namen des Wappentiers der Familie von Bülow - einem Pirol.

Mit dem Siegeszug des Fernsehens wurde er zum Erfinder der modernen TV-Comedy, spätestens als Autor und Darsteller in seiner zweiten eigenen ARD-Serie "Loriot", deren Sketche, Geschichten und Figuren zu deutschem Kulturgut wurden. Das Sketch-Duo Loriot und Evelyn Hamann wurde geboren. Wenn man so will, war Loriot der erste Comedystar des deutschen Fernsehens, auch wenn dieser Begriff so gar nicht zu dem alten Humoristen passen will als den man ihn zuletzt in Erinnerung hatte. Er ist übrigens auch der Vater von Wum und Wendelin gewesen - den Figuren der langjährigen ZDF-Show "Der große Preis". Es folgten zwei Kinofilme, "Ödipussi" (1988) und "Pappa ante portas" (1991). Nebenbei betätigte er sich immer wieder als Autor und Zeichner bevor es in den 90er Jahren dann ruhiger wurde um ihn. Dennoch war sein Wirken allgegenwärtig, weil viele Zitate aus seinen Werken längst in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug hielten.

Noch im rüstigen Alter hatte sein persönlicher Rückzug damals weniger mit Gesundheitsproblemen zu tun als eben mit Haltung. Wie er 2007 in der Talkshow von Reinhold Beckmann erzählte, verurteilte er die Wandlung des deutschen Fernsehens und das, was plötzlich als Comedy galt, nicht. Es war nur nicht mehr seine Welt. Das Medium habe sich gewandelt, sagte er damals. Zu den Hochzeiten seines Schaffens in den 70er Jahren habe er für vier Sendungen ein ganzes Jahr arbeiten können. "Heute müssen die armen Kerle 25 Sendungen machen", so Loriot. Das sei ihm eben nicht mehr möglich gewesen. Sein Fazit daraus: "Wenn man das Gefühl hat, dass man diese Höhe nicht mehr halten kann, dann muss man aufhören." Sagte er - und zog sich zurück.

Er war ein großer Fan von Olli Dittrich und seiner Sendung "Dittsche". Überhaupt sei das Fernsehen nicht unbedingt schlechter geworden, so sein Urteil vor vier Jahren. "Das Primitive kann auch saugut sein - es muss nur gut gemacht sein", sagte er bei "Beckmann". Da ist sie wieder, die Frage der Haltung. Neben seinen großartigen Sketchen, Filmen und Zitaten wird das am meisten fehlen. Denn in Büchern und auf DVDs bleibt uns sein Wirken erhalten. Sein Wesen leider nicht. Ein Großer ist gegangen. Vielleicht der Größte.

Danke Loriot. Und grüß uns Evelyn.