Am Samstagabend beginnt bei ZDFneo mit dem "TVLab" ein wahres Experiment: Innerhalb einer Woche werden den Zuschauern abends verschiedene neue Formate präsentiert, über die es letztlich abzustimmen gilt. Das Konzept ist denkbar einfach: Wer am Ende die meisten Stimmen erhält, gewinnt. Für das "TVLab" hat es insgesamt 91 Formatideen gegeben, von denen es jedoch nur zehn Piloten ins Fernsehen schaffen werden.

Darunter befinden sich fünf Magazine, eine Show, drei Comedy-Formate und eine Krimiserie. Eines der Pilot-Formate, die beim "TVLab" antreten werden, ist die Puppen-Comedy "Ausgekuschelt! Die Puppen-WG", in der ehemals prominente Kuscheltiere den Weg zurück ins Rampenlicht suchen. So gibt es etwa die Vogeldame Tippsi Tapps zu sehen, die über Jahre hinweg zu den Ikonen des westdeutschen Kinderfernsehens zählte, die nach der Wende überraschend durch die "Ost-Tippsi" ersetzt wurde - mit der Folge, dass ihre Karriere ein abruptes Ende nahm.

Martin Reinl als kreativer Kopf hinter den Puppen konfrontiert diese mit Größen des Showgeschäfts und lässt sie Castings besuchen, so dass diese aus dem Abseits zurück ins Showgeschäft gelangen. Die Anspielungen von Tippsi Tapps belegen: Besonders im Kinderprogramm waren Puppen hierzulande in der Vergangenheit erfolgreich. Man denke nur an Formate wie die "Sesamstraße" oder die mehr als 20 Jahre lang vom NDR produzierte Serie "Hallo Spencer", die auch in zahlreichen anderen Ländern zu sehen war.

Ins Programm für Erwachsene schafften es die Puppen dagegen eher selten - und wenn, dann hatte man das zuletzt eben vor allem jenem Martin Reinl zu verdanken, der nun auch hinter "Ausgekuschelt!" steht. Reinl und sein Partner David Wilms entwickeln mit ihrer Firma bigSmile schon lange diverse Formate mit Puppen. Seit Jahren sind Figuren wie der Hund Wiwaldi oder das alte Zirkuspferd Horst-Pferdinand regelmäßige Gäste in der WDR-Promishow "Zimmer frei", zudem entwickelte bigSmile für die "Oliver Pocher Show" die nörgelnden Babypuppen Kalle und Ralle.

Abseits der Nische haben Puppen auch weiterhin Seltenheitswert - doch das soll sich nun ändern. Bei Endemol will man einen neuen Trend erkannt haben und hat dafür kürzlich eine Kooperation mit Reinl und Wilms bekanntgegeben. Auch "Ausgekuschelt!" ist bereits eine gemeinsame Entwicklung. "Puppen-Comedy ist in Deutschland noch ein Nischen-Thema", gibt Arno Schnepperheim, Head of Comedy and Light Entertainment bei Endemol Deutschland zu, sieht zugleich aber wachsendes Zuschauerinteresse.

"Unsere Puppen-Sitcom lebt von frechen Dialogen, zeitgemäßem Humor und den unterschiedlichen Charakteren der 'Darsteller'", erklärt er das Konzept und kündigt zugleich an, dass "Ausgekuschelt!" nur der Anfang von vielen gemeinsamen Puppen-Projekten sein werde. Auch bei ProSieben wollte man es übrigens schon einmal mit einer Puppen-Comedy versuchen. "Mit Autor Oliver Welke arbeitet RedSeven“ für ProSieben an 'Bis in die Puppen', der ersten deutschen Puppen-Comedy", kündigte der damalige ProSieben-Geschäftsführer Thilo Proff vor mehr als einem Jahr im DWDL.de-Interview an.

Doch was ist eigentlich daraus geworden? Den Titel der ersten deutschen Puppen-Comedy kann sich der Sender zwar abschminken - und doch ist das Format noch nicht in Vergessenheit geraten, beschwichtigt man bei ProSieben. Allerdings: "Es gibt momentan keinen neuen Planungsstand", so ein Sendersprecher auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de. Somit bleibt es zunächst weiter schwer, im deutschen Fernsehen die Puppen tanzen zu lassen. Vielleicht können die Zuschauer von ZDFneo diesem Trend in den kommenden Tagen zumindest ein wenig entgegenwirken.