Das hat man sich in Köln ganz gewiss anders vorgestellt: Schon seit geraumer Zeit schwächeln die US-Serien im Programm von RTL - nicht zuletzt der sich ohnehin bald endgültig von der Bildfläche verabschiedende "Dr. House" machte Kummer. Da traf es sich gut, dass die Krise der deutschen Serien überwunden zu sein schien. Doch weit gefehlt: Mit seinem Serien-Doppel am Donnerstagabend tat sich der erfolgsverwöhnte Marktführer ziemlich schwer. "Countdown - Die Jagd beginnt" hatte in der dritten Staffel mit starken Problemen zu kämpfen und auch "Die Draufgänger" konnten von Beginn an nicht an den Erfolg des Pilotfilms anknüpfen.

Immerhin: Mit mehr als vier Millionen Zuschauern verlief der Auftakt der "Draufgänger" Anfang Januar zumindest solide, die zweite Folge erzielte ordentliche 17,3 Prozent Marktanteil. Danach war allerdings nichts mehr zu holen, die siebte Folge bildete mit gerade mal noch 12,8 Prozent bei insgesamt nur noch etwas mehr als drei Millionen Zuschauern den Tiefpunkt. Unterboten wurden diese Werte nur noch von "Countdown", das seit der zweiten Folge der Staffel von Woche für Woche schwächere Marktanteile erzielte. Nach sieben Wochen war die Serie bei nur noch 2,96 Millionen Zuschauern sowie 11,6 Prozent in der Zielgruppe angekommen.

Zuschauer-Trend: Countdown - Die Jagd beginnt
Zuschauer-Trend: Countdown - Die Jagd beginnt

Doppelt problematisch: Weil die beiden deutschen Serien offenbar nicht so recht zu "CSI" passten, stürzte die US-Krimiserie zuletzt im Anschluss sogar in den einstelligen Bereich ab - ein Desaster, das RTL schließlich dazu brachte, sowohl "Die Draufgänger" als auch "Countdown" zum Finale der jeweiligen Staffeln in die Nacht zu verbannen. Inzwischen ist längst klar: Beide Serien werden keine Zukunft mehr haben. Bei RTL hat unterdessen bereits die Suche nach Gründen für die Erfolglosigkeit begonnen. "Es ist uns leider nicht gelungen, mit den 'Draufgängern' und 'Countdown' Serien zu erzählen, die in ausreichendem Maße die Zuschauer so gebunden haben, dass sie Woche für Woche wieder einschalten wollten", sagte RTL-Fictionchefin Barbara Thielen gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Zugleich zeigte sie sich selbstkritisch: "In der Menge der aktuellen leichten Krimiserien im deutschen Fernsehen haben sie trotz starker Figuren und toller Darsteller scheinbar zu wenig Eigenständigkeit besessen." Aus den Fehlern will man nun lernen und entsprechende Konsequenzen ziehen. Thielen: "Wir werden in der Entwicklung noch stärker darauf achten, einzigartige und unverwechselbare Serien mit dem starken Gefühl des Besonderen zu erzählen." Eine pauschale These zum Zustand deutscher Serien daraus abzuleiten, halte sie jedoch für falsch. Und doch wird durch das Aus beider Serien deutlich, dass deutsche Serien im Privatfernsehen offenkundig nach wie vor keine Selbstläufer sind.

Ähnliche Erfahrungen muss im Übrigen derzeit auch Sat.1 machen: Dort freut man sich zwar über den weiter anhaltenden Erfolg von "Der letzte Bulle", doch "Danni Lowinski" läuft in dieser Staffel bislang schwach wie nie. Und RTL? In Köln steht man nach dem Aus von "Doctor's Diary" und der Absetzung von "Die Draufgänger" und "Countdown" plötzlich fast ohne eigenproduzierte Serien da. Einzig der Klassiker "Alarm für Cobra 11" ist geblieben und bei "IK1 - Touristen in Gefahr" lief schon der Pilotfilm eher mäßig - hiervon sind ohnehin zunächst gerade mal vier Folgen in Planung. Daneben dreht man derzeit noch die internationale Co-Produktion "Transporter".

Eigentlich sollte der Serien-Ableger des Kino-Erfolgs bereits im Frühjahr starten, doch nachdem sich Hauptdarsteller Chris Vance bei Dreharbeiten verletzte, kam die komplette Produktion ins Stocken. RTL-Fictionchefin Barbara Thielen blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: "Demnächst beginnen auch die Dreharbeiten zu 'Der Lehrer' - ebenfalls ein Stundenformat. Dann produzieren wir zurzeit die Sitcom 'Die Sekretärinnen' und pilotieren demnächst noch eine neue Sitcom. Weitere Serienpiloten stehen ebenfalls kurz vor dem Dreh und wir arbeiten an diversen Entwicklungen. Mit diesen Stoffen werden wir möglichst bald in die Umsetzung gehen."

Das alles ist natürlich überaus erfreulich - und doch können all diese Vorhaben nicht darüber hinwegtäuschen, dass die einzig verlässliche Größe im hauseigenen Serien-Portfolio derzeit ausgerechnet eine Serie ist, die bereits 17 Jahre auf dem Buckel hat. RTL steht im Serien-Bereich somit vor einer spannenden Zeit und einem regelrechten Neuanfang. Ausgang? Völlig ungewiss.