Baumann: "Wir mussten in einem relativ engen Budgetrahmen produzieren – das ist für uns alle eine große Herausforderung gewesen. 12 Minuten Dialog am Tag aufs Band zu bekommen, ist bei der Qualität, die ich liefern möchte, eigentlich nicht üblich. Da mussten wir uns alle ordentlich am Riemen reißen." Eine Produktion wie "Add a Friend" lebe jedoch in erster Linie von einem extrem schrägen Pitch, den man nicht unendlich finanziell aufblasen müsse, so der Regisseur gegenüber DWDL.de. "Viel Budget sorgt ja nicht zwangsläufig für eine gute Serie. Das bedeutet aber nicht, dass man perspektivisch im Pay-TV nicht auch Serien herstellen kann und soll, die mit größeren Budgets ausgestattet sind."

Ganz ähnlich habe es sich auch in den 90er Jahren bei den Privaten verhalten. "Auch in der 'Wochenshow' hatten wir früher keine unbegrenzten Mittel zur Verfügung. Wir haben mit viel Rock'n’Roll, Ausprobieren, kreativen Ideen und guten Leuten auch mit kleinerem Budget tolle Sachen auf die Beine gestellt." Ähnlich verhält es sich nun auch bei "Add a Friend". Dass sich Baumann überhaupt auf eine Serien-Produktion einließ, kam aber selbst für ihn überraschend. "Ich hatte die deutsche Serie für mich schon fast abgeschrieben, weil ich in der Vergangenheit reichlich Erfahrungen gesammelt habe, die nicht allzu positiv waren – mal gab es keine zweite Staffel, mal wurde viel Zeit und Liebe in Piloten gesteckt, die dann nicht weiterentwickelt wurden."

Doch bei "Add a Friend" sei der Ansatz ein anderer gewesen. Für die Zukunft traut Tobi Baumann dem Bezahlfernsehen im Bereich fiktionaler Produktionen viel zu. Er selbst sieht sich nach der ersten Staffel als Vorreiter für weitere Serien-Produktionen im Pay-TV. "Es ist sehr schmeichelhaft, Pionierarbeit leisten zu können. Im Free-TV gibt es diesen Pioniergeist leider derzeit fast nicht." Zugesagt hat Baumann jedoch nicht zuletzt wegen der Story: "Wann bekommt man schon mal einen Pitch für eine Serie, in der sich die Hauptfigur zehn Folgen lang in einem Raum befindet und acht Folgen davon nicht mal aus dem Bett aufstehen kann? Da zeigt dir ja eigentlich jeder Redakteur erst mal den Vogel – doch genau das fanden wir und auch der Sender sensationell. Das liest sich auf dem Papier spannend."

Genau das war allerdings eine seiner ursprünglichen Sorgen: "Die Herausforderung bestand darin, diese Prämisse so zu realisieren, dass dem Publikum beim Zuschauen nicht die Füße einschlafen." Doch das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen - und bei TNT Serie selbst war man so angetan, dass man noch vor der Ausstrahlung eine zweite Staffel von "Add a Friend" bestellte. Hannes Heyelmann, Geschäftsführer Turner Broadcasting System Deutschland, stapelt vor dem Start jedenfalls nicht tief. "Wir möchten ein innovatives Format etablieren, das es so auf dem Markt nicht zu kaufen gibt", sagt er vor dem Start und gibt die Richtung vor: "Wir wollten ein Format, das sich etwas traut und das sich von der Tonalität her absetzt, ohne ein Nischenprodukt zu sein." Das ist dem Sender ohne Zweifel gelungen. Und so darf man gespannt sein, wie viel vom Pioniergeist nach der Ausstrahlung noch übrig bleiben wird. Ein Erfolg wäre jedenfalls ein schönes Signal für die Branche.