"Das deutsche Fernsehen ist mir nicht zu langweilig geworden." Während Isabella Müller-Reinhardt diesen Satz sagt, ist im Hintergrund ihr Kind zu hören. Familiär geht es derzeit im Leben der Sportreporterin zu, die sich nach der Geburt erst mal vom Bildschirm verabschiedete. Dass sie dennoch wöchentlich vor der Kamera steht, bekommt hierzulande allerdings niemand mit. Ganz anders ist das in Großbritannien. Seit mehr als einem Jahr ist Müller-Reinhardt nun bereits auf der Insel für den Privatsender ITV im Einsatz - um das zu machen, was sie am besten kann: Sie spricht über das runde Leder.

Jeden Montagabend zeigt ITV4 die Bundesliga-Höhepunkte vom Wochenende, mit ihr als Moderatorin. "Ich kam zu dem Job wie die Jungfrau zum Kind", erzählt Isabella Müller-Reinhardt. Nachdem sich ITV die Rechte an der Bundesliga sicherte, strahlte der britische Sender erst mal eine unmoderierte Sendung aus, was allerdings in den Chefetagen ganz offensichtlich nicht allzu gut ankam. "Der oberste Sport-Boss des Senders wollte viel lieber ein German Girl mit typisch deutschem Englisch-Akzent vor der Kamera sehen, am besten noch mit einem typisch deutschen Nachnamen. Da kam Frau Müller-Reinhardt gerade recht."

Weil man sich bei ITV im Bereich deutscher Sportmoderatoren nicht allzu gut auskannte, wandten sich die Verantwortlichen schließlich an die DFL, in der Hoffnung, endlich doch noch ein deutsches Gesicht empfohlen zu bekommen. "Wie genau das im Einzelnen ablief, weiß ich gar nicht", gibt Müller-Reinhardt rückblickend zu. "Den Mann, der offenbar meinen Namen nannte, habe ich nie kennengelernt. Das war also echtes Glück." Lange überlegen musste sie nicht, sagt sie, auch wenn es diese Sprachbarriere gibt. "Spanisch wäre mir lieber gewesen, weil mein Spanisch besser ist als mein Englisch."

Doch bevor Müller-Reinhardt den Job bekam, stand erst mal ein Gespräch mit dem obersten Chef des Senders an. "Ich habe zwar 20 Minuten mit dem Ober-Boss telefoniert, aber als mein Mann mich danach fragte, was der denn gesagt hätte, wusste ich das gar nicht so recht. Der sprach mit seinem englischen Slang so schnell, dass es mir ziemlich schwer fiel, ihm zu folgen." Seitdem, scherzt die Moderatorin, bevorzuge sie die Kommunikation per Mail. "Mein Englisch ist gut, keine Frage. Ich kann mich abends an der Bar stundenlang mit englischen Fans über Fußball unterhalten. Aber es macht einen Unterschied, wenn man plötzlich über die Produktionstechnik sprechen muss. Da fehlte mir schlicht der Wortschatz."

Doch wie reagiert nun das britische Publikum auf die große Blonde, die in der Vergangenheit unter anderem für Arena, den BR und Sky arbeitete, derzeit Kolumnistin für die "Abendzeitung" ist und sogar schon mal Günther Jauch als Kandidatin bei "Wer wird Millionär?" gegenübersaß? "Viele nette Nachrichten" erhalte sie über Facebook, sagt Isabella Müller-Reinhardt. Ein Unterschied zu Deutschland - dort schrieben die Zuschauer vor allem, wenn sie sich an etwas störten. "Das habe ich in England bislang noch nicht einmal erfahren. Kritik gäbe es mit Sicherheit, denn jeder Moderator polarisiert - Sportmoderatoren erst recht." Wie viele Zuschauer ihre Sendung tatsächlich sehen, ist ihr allerdings völlig unbekannt. "Ich bin total abgeschnitten und kriege nichts mit. Welche Quoten wir haben, weiß ich nicht. Eigentlich kenne ich nur die Sendezeit."

Bei ITV scheint man ganz zufrieden zu sein. Zunächst hatte sich der Sender die Bundesliga-Rechte nämlich nur für ein Jahr gekauft. "Da wir allerdings noch immer senden, gehe ich davon aus, dass unsere Sendung durchaus erfolgreich ist", sagt Müller-Reinhardt. Auf DWDL.de-Nachfrage erklärte der Sender übrigens, dass die Bundesliga-Sendung im Schnitt 122.000 Zuschauer erreiche. Ein ordentlicher Wert für einen kleinen Sender wie ITV4. Müller-Reinhardt selbst ist unabhängig von der Quote mit ihrer Arbeit für das britische Fernsehen rundum glücklich ist - wohl auch, weil sie für die Produktion in München keine weite Anreise hat. "Der Job ist sensationell für mich als Mama, weil er mich montags in der Früh eine Stunde Arbeit kostet." Wenn ihr Kind im kommenden Jahr in die Kita kommen wird, kann sie sich aber auch wieder einen Job in Deutschland vorstellen, erzählt sie und fügt schnell hinzu: "Meinen Job bei ITV würde ich dafür aber ganz sicher nicht aufgeben."