Das Fernsehen beschäftigt sich inzwischen leider viel zu selten mit sich selbst. Klar, es gibt das wöchentliche NDR-Magazin "Zapp". Aber abseits davon geht's im Fernsehen um alles - nur eben nicht um das Fernsehen. So gesehen ist es eine wohltuende Ausnahme, wenn Sarah Kuttner am Donnerstagabend in ihrer Sendung "Bambule" auf ZDFneo das Fernsehen zum Thema macht. Das habe nämlich ein Imageproblem, sagt die Moderatorin "Große alte Show-Schlachtschiffe saufen ab", stellt Kuttner fest und fragt kurz darauf - fast schon verzweifelt: "Bin ich bald arbeitslos?" Ganz so hart dürfte es kaum kommen, doch berechtigt ist die Frage nach der Zukunft des Mediums natürlich allemal.

"RTL macht Gewinn. Die machen kein Fernsehen", stellt Philipp Walulis in Kuttners Sendung fest und attestiert insbesondere den deutschen Zuschauern ein ambivalentes Verhältnis zum Fernsehen. "Die Leute, die Fernsehen schauen, hassen es", erzählt er bei "Bambule". Und auf Kuttners Frage, warum das Fernsehen so oft "aufs Maul bekommt", wie sie sagt, antwortet "HalliGalli"-Spaßmacher Klaas Heufer-Umlauf mit einem ungewöhnlichen Vergleich: Beim Fernsehen verhalte es sich nämlich wie mit Essen in der Kantine. "Das ist auch nicht immer schlecht." Er selbst sei für "blödes Fernsehen", doch Trash dürfe nie zynisch sein.

Zu Wort kommt in Kuttners Sendung auch die Medienjournalistin Klaudia Wick, die Fiction, weltweite Korrespondenten und den Aufwand, den RTL jährlich mit dem Dschungelcamp betreibt, lobend hervorhebt. Aber auch Zuschauer, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen längst vom Fernsehen verabschiedet haben, dürfen in dieser halbstündigen "Bambule"-Ausgabe ihre Sicht der Dinge darlegen. Neue Erkenntnisse bleiben zwar erwartungsgemäß aus, doch die Art und Weise, wie der Blick auf das eigene Medium gelenkt wird, ist durchaus gelungen, zeigt er doch zumindest, wie wichtig es wäre, wenn sich die Medienmacher viel häufiger im Fernsehen auch mal mit sich selbst beschäftigen würden.

Ganz davon abgesehen tut Kuttners loses Mundwerk gut. Sie selbst schaue ja viel, sagt sie, aber Scripted Reality geht gar nicht. "Da ist echt selbst bei mir der Scheiße-Sack voll", so Kuttner, die daraufhin zwei Fragen nachgeht: "Warum gucken so viele Leute so einen Scheiß? Und warum wollen da so viele Leute mitmachen?" Vielleicht kommen diese Fragen aber etwas spät, denn gerade RTL verzeichnet mit seinen Scripted Realitys am Nachmittag mittlerweile schon seit einiger Zeit rückläufige Quoten - dieser Aspekt wird bei "Bambule" leider nicht angesprochen. Stattdessen geht es um die Professionalisierung von YouTube und um Wolfgang Lippert, den "Gottschalk des Ostens".

Und kurz vor Schluss gibt's von Sarah Kuttner dann doch noch so etwas wie eine gute Nachricht für alle Fernsehmacher. "Das Fernsehen wird nicht untergehen, es wird sich nur verändern." Da hat die Branche nochmal Glück gehabt.

"Bambule", donnerstags 23:30 Uhr bei ZDFneo