Das luxuriöse Banff Springs Hotel außerhalb des kleinen Ortes Banff fügt sich idyllisch in die Landschaft des kanadischen Nationalparks in den Rocky Mountains ein. Der nächstgelegene Flughafen liegt gut anderthalb Stunden Autofahrt entfernt. In dieser Abgeschiedenheit treffen sich ab Sonntag wieder gut 2.000 Fernsehproduzenten, Sendervertreter, TV-Händler und Kreative zum Banff World Media Festival, das in diesem Jahr bereits zum 35. Mal stattfindet. Es ist ein Networking Event der exklusiven Sorte, verbunden mit der Preisverleihung der Rockie Awards - einem internationalen Fernsehpreis, der in gleich 26 Kategorien verliehen wird und mehrere deutsche TV-Produktionen adeln könnte.



Nun kann man heutzutage eigentlich überall in die Röhre bzw. auf Screens gucken. Die Zeiten, in denen Fernsehmacher tatsächlich rund um den Globus fliegen mussten, um sich auf Festivals und Messen Tage lang meist in abgetrennten Kabinen oder in Hotelsuiten vor Fernseher zu setzen und eine VHS bzw. DVD nach der anderen zu sichten, sind vorbei. Dank weltweit zugänglicher Berichterstattung im Netz und diversen Fachangeboten, die TV-Programme aus aller Welt per Stream zugänglich machen, war es in der Theorie nie einfacher das internationale Fernsehen und neue Trends - auch in kleineren Fernsehmärkten - zu entdecken. In der Praxis bewirken diese neuen Möglichkeiten mit unmittelbarem Zugriff auf eine überwältigende Anzahl an Fernsehprogrammen aus aller Welt jedoch das Gegenteil: Die Nadel im Heuhaufen zu finden, ist nicht einfacher geworden.

Aus gutem Grund haben sich Festivals wie das Banff World Media Festival bewusst als Networking Event neu positioniert. Ein Kongress-Programm und die Preisverleihung bilden in diesem Fall den Rahmen dafür und helfen dabei, tatsächlich ein Gefühl dafür zu bekommen, worüber der internationale Fernsehmarkt derzeit redet. Wie kraftvoll die Botschaften vermeintlich kleiner Branchentreffen sind, demonstrierte im vergangenen Jahr erst das Edinburgh International TV Festival. Die bemerkenswerte Rede von Kevin Spacey zur Zukunft des Fernsehens ging von der schottischen Hauptstadt rund um die Welt. Mit Spannung darf man also auf Impulse aus Banff hoffen. Keynotes kommen von Kevin Biggs (Lionsgate Television), Eileen O'Neill (Discovery) und Farah Ramzan Golant (All3Media). Dazu kommt kreativer Input der Produzenten von "True Detective", "Community" und "Arrested Development" und eine Vielzahl an Diskussionsrunden zur Zukunft von TV-Produktion und -Distribution.

Höhepunkt des Festivals ist aber die Preisverleihung der Rockie Awards am Dienstagabend. Aus Deutschland sind gleich zehn Produktionen im Rennen um den internationalen Fernsehpreis. In der Kategorie Made for TV Movie ist "Die Holzbaronin" (von Ziegler Film für das ZDF) im Rennen. Schwierig wird es für die Kölner "Tatort"-Folge "Franziska" (von Colonia Media für die ARD). Sie tritt in der Kategorie Procedural Drama u.a. gegen die britische Krimiserie "Luther" sowie die US-Serien "Person of Interest" und "Justified" an. In der Kategprie Children's Fiction hat die Märchenverfilmung "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" (von der Bavaria für die ARD) Chancen auf eine Auszeichnung und im Rennen um die Auszeichnung als bestes Programm Youth Nonfiction ist die Kika-Serie "Dienstags ein Held sein" (produziert von Gigaherz).

In den Kategorien History and Biography sowie Environmenal and Wildlife sind jeweils sogar zwei deutsche Produktionen nominiert. "Breath of Freedom" (Broadview TV für den Smithsonian Channel) und
"The Voice of Peace - Der Traum des Abie Nathan" (NDR) können sich also ebenso Hoffnungen machen wie "Atomic Africa" (a & o buero filmproduktion GmbH für den WDR) und "Killer in the Caves" (Taglicht Media für den Smithsonian Channel). Und all der Kritik, wonach aus Deutschland keine TV-Innovationen kommen würden, stehen sogar in der Kategorie Cross Platform Fiction zwei deutsche Produktionen gegenüber: "RLF - Das richtige Leben im falschen" (von UFA Lab für Arte) und "Unser Mütter, unsere Väter - der Motion Comic (ZDF).

Das Medienmagazin DWDL.de ist in diesem Jahr vor Ort beim Banff World Media Festival und wird in der kommenden Woche von dort nicht nur über die Gewinner der Rockie Awards berichten.