Seit 25 Jahren ist die Formel 1 nun schon Bestandteil des RTL-Programms, doch angesichts der massiv gesunkenen Zuschauerzahlen wird man in Köln mit gemischten Gefühlen in die neue Saison gehen. Während es keine personellen Veränderungen geben wird und Florian König, Heiko Waßer, Christian Danner und Kai Ebel ebenso an Bord bleiben werden wie Experte Niki Lauda, der seinen seit 20 Jahren laufenden Vertrag mit dem Sender gerade erst um ein weiteres Jahr verlängert hat, wird zumindest an der Rahmenberichterstattung Hand angelegt. Im Vorfeld der Rennen wird sich RTL fortan nicht mehr 75 Minuten Zeit nehmen, sondern nur noch eine Stunde (DWDL.de berichtete).

"Wir werden weiterhin alle wichtigen Themen aufgreifen und deshalb inhaltlich an nichts sparen", erklärt Matthias Bolhöfer, Pressesprecher Sport bei RTL, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Allerdings haben wir aufgrund der veränderten Sendezeiten komprimiertere, schnellere und damit abwechslungsreiche Darstellungsformen entwickelt. In diesem Sinne neu ist, dass wir jetzt einen moderierten Newsblock im Programm habe." Allzu großen Einfluss auf das Interesse der Zuschauer wird RTL aber kaum nehmen können. In erster Linie liegt es an der Formel 1 selbst, verloren gegangene Fans wieder für den Motorsport zu begeistern. Nicht zuletzt die zahlreichen, oft undurchsichtigen Regeländerungen haben in den vergangenen Jahren zu einem sinkenden Interesse geführt.

So verärgerte die Debatte um leise Motoren und doppelte Punkte, aber auch der Wirbel um die finanzielle Probleme einiger Rennställe zahlreiche Fans. Unterm Strich stand in der vorigen Saison ein Quoten-Minus von 17 Prozent. Und doch ist die Formel 1 mit mehr als vier Millionen Zuschauern und Marktanteilen von über 20 Prozent in der Zielgruppe auch in der vergangenen Saison ein veritabler Quoten-Erfolg gewesen - abgesehen von Fußballspielen und Boxkämpfen können nur wenige Sportarten mithalten. Für RTL, das selbst mit zahlreichen Sorgen zu kämpfen hat und langsam, aber sicher sogar um die für alle Ewigkeit sicher geglaubte Marktführerschaft bangen muss, ist die Motorsport-Königsklasse noch immer ein wichtiger Anker.

Dennoch stellt sich die Zukunftsfrage, immerhin läuft der aktuelle Vertrag zum Ende der Saison aus. "Natürlich sind wir daran interessiert, die nun seit 24 Jahren währende Erfolgsgeschichte der Formel 1 bei RTL fortzuschreiben", sagt Bolhöfer. "Die Gespräche dazu laufen, ohne dass eine der Parteien unter Zeitdruck steht. Klar ist: Wie jeder TV-Vertrag muss auch eine Verlängerung der Formel-1-Rechte wirtschaftlich darstellbar sein." Nicht unwesentlich wird es auch um die Frage gehen, welche Rolle das Pay-TV in Zukunft spielen wird. In Großbritannien werden mittlerweile nicht mehr alle Rennen im frei-empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt. So gesehen befinden sich die deutschen Formel-1-Fans mit gleich zwei übertragenden Sendern in einer komfortablen Lage.

Für RTL käme eine Aufsplittung der Rechte jedenfalls reichlich ungelegen. "In einem Kernmarkt wie Deutschland hat die Free-TV-Präsenz für die Formel 1 und ihre Partner, Sponsoren und Teams weiterhin eine überragende Bedeutung", versucht Sendersprecher Bolhöfer zu beschwichtigen und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die "im Vergleich zu England noch unterentwickelte Pay-Landschaft" in Deutschland. "Das wissen die Formel-1-Verantwortlichen sehr genau." Tatsächlich traf der Rückgang der Zuschauerzahlen im letzten Jahr nicht nur RTL. Auch Sky musste schwächere Quoten hinnehmen. Als Trend will man ein Jahr mit etwas geringerem Zuschauerinteresse aber nicht verstanden wissen, ließ Sky-Sportchef Burkhard Weber schon im vorigen Jahr ausrichten.

Er, aber auch die Kollegen von RTL hoffen nun in erster Linie auf spannendere Wettkämpfe auf der Strecke. "Sport ist immer dann besonders attraktiv, wenn Spannung und Emotionen förmlich greifbar und die Regeln dabei leicht nachvollziehbar sind", betont RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer und sieht die Verantwortlichen der Formel 1 in der Pflicht. "Je leistungshomogener der Wettbewerb ist, desto besser." Mit Blick auf die kommende Saison sei man aber sehr zuversichtlich. "Auch wenn Mercedes nach wie vor einen Entwicklungsvorsprung hat - der Kampf um die WM wird definitiv härter. Gerade Sebastian Vettel hat im Ferrari angedeutet, dass er ganz vorne mitmischen kann."