Mehr als neun Millionen Zuschauer fieberten mit, als sich Lance Armstrong und Jan Ullrich einen dramatischen Zweikampf lieferten. Das war im Jahr 2003. Seither ist das Tour-de-France-Fieber spürbar abgeflaut. Längst haben Armstrong und Ullrich, aber auch viele andere Rad-Idole vergangener Jahre, zugegeben, bei ihren Fahrten zu unerlaubten Hilfsmitteln gegriffen zu haben. Im Jahr 2007 hatten ARD und ZDF die Tour-Übertragung nach dem Dopingfall des damaligen T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz gestoppt, woraufhin kurzfristig Sat.1 übernahm - und durchweg miese Quoten erzielte.

Wer die Tour zuletzt sehen wollte, kam vor allem bei Eurosport auf seine Kosten. Nach einer dreijährigen Auszeit wurde zumindest bei der ARD die Lust an der großen Frankreich-Rundfunk wieder geweckt - nicht zuletzt wegen der jüngsten Erfolge deutscher Radsportler. Aus Quotensicht blieb der große Durchbruch allerdings aus. Mit im Schnitt 1,17 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 9,8 Prozent gibt sich der Sender aber dennoch zufrieden. Mehr wäre womöglich drin gewesen, hätte es den Sturz und das damit verbundene Ausscheiden des in Gelb fahrenden Tony Martin nach der dritten Etappe nicht gegeben.

"Die ARD hat zu keinem Zeitpunkt eine bestimmte Quote vorgegeben."
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky

Immerhin folgten sechs Etappensiege sowie der beeindruckende Tagessieg von Simon Geschke und André Greipels Krönung zum Sprinterkönig. "Wir sind mit dem Gesamtverlauf der Tour sowie der Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sehr zufrieden und freuen uns über die sportlichen Leistungen der deutschen Fahrer", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky, der von einem "überwiegend positiven" Feedback der Zuschauer sprach. "Die ARD hat zu keinem Zeitpunkt eine bestimmte Quote vorgegeben. Natürlich würden wir uns wünschen, dass sich das Interesse der Zuschauer bei der Tour 2016 noch steigert."

Es sei der ARD bewusst, "dass sich das Vertrauen in den Radsport wieder neu entwickeln muss", so Balkausky am Montag. "Es gilt jedoch auch festzuhalten, dass die Tour gleich im ersten Jahr wieder zu einem elementaren Bestandteil der Sommersport-Übertragungen im Ersten geworden ist und einen audience flow schafft, von dem weitere Sportarten im Umfeld profitieren konnten. Der Fokus lag auf einer Live-Berichterstattung mit entsprechend journalistischer Begleitung. So setzte sich die Redaktion beispielsweise über die gesamte Tour kritisch mit dem Thema Doping auseinander."

Eurosport bekam die neue alte öffentlich-rechtliche Konkurrenz übrigens nicht zu spüren. Im Gegenteil: Obwohl täglich mehr als eine Million Zuschauer im Ersten einschalteten, konnte der Sportsender seine Quoten sogar leicht steigern. Im Durchschnitt verfolgten 350.000 Zuschauer die deutlich längeren Übertragungen der 21 Etappen. 2014 lag die Durchschnittsreichweite noch bei 340.000 Zuschauern. Der Marktanteil stieg von 3,0 auf 3,2 Prozent. "Die Tour de France bei Eurosport ist eine Institution, und wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr trotz paralleler Übertragung der Tour bei der ARD die Reichweiten und Marktanteile bei Eurosport weiter steigern konnten", sagte Susanne Aigner-Drews, Geschäftsführerin Eurosport Media.

Zufrieden zeigt man sich bei Eurosport vor allem mit Blick auf die männliche Zielgruppe, in der Marktanteile von bis zu 8,6 Prozent erzielt wurden. Das größte Interesse verbuchte Eurosport übrigens bei der 14. Etappe, die in der Spitze bis zu 690.000 Zuschauer verfolgten. Im Ersten ging die Tour de France derweil am Sonntag vor mehr als 1,8 Millionen Zuschauern zu Ende. Kein Vergleich zu den neun Millionen aus dem Jahr 2003 - aber womöglich der Grundstein für zukünftige Erfolge. Sofern die Tour denn sauber bleibt.