Aus der Not eine Tugend zu machen, gehört gewissermaßen zum Handwerkszeug bei Tele 5. Weil große Budgets nicht zur Verfügung stehen, ist in besonderer Weise Kreativität gefragt. Auf diese Weise hat der Sender in den vergangenen Jahren immer wieder an Eigenproduktionen gewagt, die man problemlos als unkonventionell und bisweilen auch als skurril bezeichnen kann. "Der Klügere kippt nach" gehört ganz sicher ebenso dazu wie "Who wants to fuck my girlfriend?" mit Christian Ulmen.

Während Hugo Egon Balders Suff-Talk in eine neue Runde gehen soll, sind viele dieser Eigenproduktionen inzwischen wieder Geschichte. "Wir haben in den letzten drei Jahren 20 Eigenproduktionen auf den Weg gebracht, haben viele Bälle hochgeworfen. Jetzt geht es auch darum, manche dieser Bälle wieder aufzufangen und weiterzuentwickeln", sagte Senderchef Kai Blasberg kürzlich im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Wenn ich immer nur der 'Für 6 Folgen probier' ich mal was aus'-Sender bin, dann ist mir das etwas zu viel Community-Fishing. Dann kann sich der Zuschauer ja an gar nichts mehr gewöhnen."

Abseits mancher Irrungen und Wirrungen hat Tele 5 vor allem mit den "schlechtesten Filmen aller Zeiten" den Nerv seines Publikums getroffen. Noch so ein Format, bei dem Blasberg aus der Not eine Tugend gemacht hat. Große Blockbuster stehen dem kleinen Sender nämlich nicht zur Verfügung. Doch während andere ihre Ramsch-Streifen eher verschämt in der Ecke platziert hätten, stellte Tele 5 sie sogar ins Schaufenster - und fand mit Oliver Kalkofe und Peter Rütten ein Duo, das es im wahrsten Sinne des Wortes schafft, aus Scheiße Gold zu machen. Dass sie mit ihren süffisanten Kommentaren auch den schlechtesten Film noch zu einem Stück guter Fernsehunterhaltung machen können, haben die beiden jedenfalls mehr als einmal bewiesen.

Inzwischen ist "SchleFaZ", wie Tele 5 die Reihe inzwischen abkürzt, in gleich mehrerlei Hinsicht zur wichtigsten Marke für den Sender geworden. Das drückt sich einerseits in Form der Quoten aus, die mit einem durchschnittlichen Marktanteil von 2,1 Prozent in der von Tele 5 favorisierten Zielgruppe der 20- bis 59-Jährigen in der laufenden Staffel so gut sind wie noch nie. Ein vermutlich bis dato zurecht in Vergessenheit geratener Film wie "Pudelnackt in Oberbayern" schaffte in der klassischen Zielgruppe sogar einen starken Marktanteil von 4,0 Prozent.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch der Erfolg im Netz: Mehr als 5.000 Tweets zählt Tele 5 pro Folge - und nicht selten schafft es der Hashtag #schlefaz in die sagenumwobenen Trending Topics bei Twitter. Im Juli erklommen die schlechten Filme sogar den vierten Rang im Social-TV-Buzz-Ranking. Inzwischen weiß Tele 5 übrigens ziemlich gut, wie er aussieht, der typische "SchleFaZ"-Zuschauer. Eine aktuelle Studie der Omnicom-Tochter Fuse will nämlich herausgefunden haben, dass er zwischen 25 und 35 Jahre alt, zu 66 Prozent männlich ist und mehr Tweets absetzt als der deutsche Durchschnittsbürger. Mit durchschnittlich 772 Twitter-Followern ist er zudem besser vernetzt.

Und: Mit einem Hang zu (Trend-)Sportarten, Rock-Musik und Games habe der typische "SchleFaZer" stets eine kritische und sehr reflektierte Haltung gegenüber Medien, Politik und gesellschaftlichen Themen. "Also ein wirklich 'anderer' Typ", freut man sich Tele 5, wo man ja bekanntlich das Motto "Anders ist besser" ausgegeben hat. Nun müssen sich Fans der schlechten Filme allerdings vorübergehend wieder ein anderes Hobby suchen, denn mit der Free-TV-Premiere von "Sharknado 3" ist erst mal Schluss mit "SchleFaZ". Mit einer Fortsetzung ist allerdings zu rechnen. An cineastischem Nachschub mangelt es jedenfalls nicht.

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