In der Ecke eines Kölner Fernsehstudios steht eine Scheune. Keine echte, natürlich. Aber eine, in der es sich ganz gut aushalten lässt. Die Scheune dient als Kulisse für die neue Show "Ponyhof", die von diesem Samstag an bei TNT Glitz zu sehen ist. Was erst mal unspektakulär klingt, ist für den kleinen Pay-TV-Kanal ein durchaus großes Unterfangen, denn bei "Ponyhof" handelt es sich um die erste Studio-Produktion des Senders, der sich in erster Linie an Frauen richtet. Alles außer gewöhnlich soll "Ponyhof" sein, hat man sich bei TNT Glitz auf die Fahnen geschrieben, als man den Produktionsauftrag an Endemol Shine Germany vergab.

Das fängt schon beim Vorspann an, der im Stile der guten alten Kitschromane daherkommt, und endet beim Publikum, das aus einem einzigen Zuschauer besteht. Dieser eine Zuschauer hört auf den Namen Heinz und sieht nicht so aus, als habe er in seinem Leben viel Fernseherfahrung gesammelt. Und so sitzt er etwas verloren ein paar Meter von der eigentlichen Bühne entfernt und klatscht, wann immer es ihm angezeigt wird. Ansonsten ist da erst mal nicht viel mehr. Oder anders ausgedrückt: Der Stall bietet eine Menge Fläche für die beiden Moderatorinnen, sich zu entfalten.

Jeannine Michaelsen ist eine von ihnen - und für gewöhnlich spendet mehr als nur einer Applaus, wenn sie die Bühne betritt. "Ich finde es sehr ungewohnt, ins Leere zu sprechen - kein Mensch, der klatscht. Außer Heinz. Und das macht er auch nur auf Ansage. Sonst schläft er", sagt Michaelsen, die sich demnächst quasi selbst Konkurrenz macht, wenn sie Ende November mit ihrer neuen ProSieben-Show "Teamwork" am Samstagabend gegen den kleinen "Ponyhof" bei TNT Glitz antreten wird. Was dieser "Ponyhof" ist, wird nicht auf Anhieb klar. Michaelsen spricht von der "kompletten Klaviatur der Fernseh-Unterhaltung mit allen ihren Disharmonien".

Das trifft es vermutlich ganz gut, denn "Ponyhof" kommt wie eine Art Gemischtwarenladen daher, der seinen Kunden von allem ein bisschen was zu bieten versucht. Da wären etwa die vielen verschiedenen Einspieler, in denen sich Jeannine Michaelsen und ihre Mitstreiterin Annie Hoffmann, zuletzt eine der Moderatorinnen der ebenso schrägen wie verstörenden ProSieben-Show "Crash Games", für nichts zu schade sind. Wenn es sein muss, versuchen sie sich wahlweise als Elvis-Imitatorin, Porno-Regisseurin oder Schluckspecht - und scheuen auch nicht davor zurück, sich dem Urteil des Publikums auszusetzen. Darüber, dass sie bei der Marktforschung mit versteckter Kamera von einem Zuschauer als "Bümschen" bezeichnet wird, kann Jeannine Michaelsen jedenfalls herzhaft lachen. Momente wie diese sind es, die zu den besseren der Show gehören.

"Das Frausein wird auf der einen Seite ausgespielt, auf der anderen Seite ist es uns aber auch egal", sagt Annie Hoffmann über das "Ponyhof"-Konzept, bei dessen Umsetzung man allerdings gut daran getan hätte, insbesondere im Studio noch mehr mit den Klischees zu spielen, gegen die man mit der Sendung doch eigentlich ankämpfen wollte. "Wir wollen eine Bühne für ein Miteinander schaffen. Das Miteinander kann klamaukig und geprägt von Albernheiten sein, aber auch ernsthaft", erzählt Michaelsen und klingt glücklich über die Freiheiten, die ihr der "Ponyhof" bietet. "Das Schöne ist: Wir haben kein festes Format, in das wir unsere Gäste quetschen müssen." Das ist einerseits gut, wenn der Gast etwas zu sagen hat, kann aber ebenso schnell schwierig werden, wenn das Gespräch zu stocken beginnt.

Gut wird die Sendung immer dann, wenn sich die Macher vor und hinter der Kamera nicht an die klassischen Regeln des Fernsehens halten. Bei der erwähnten Marktforschung etwa oder bei der Studio-Band, die usprünglich gar nicht vorgesehen war, nach einem gelungenen Gast-Auftritt aber kurzerhand zum dauerhaften Bestandteil erklärt wurde. "Annie hat die Jungs gezähmt, danach kamen sie sofort wieder. Und niemand hat interveniert, obwohl in dem Format eigentlich gar keine Band vorgesehen war", erinnert sich Jeannine Michaelsen, die zusammen mit ihrer Kollegin auch abseits der Aufzeichnung großen Einsatz zeigt, selbst wenn dem kleinen TNT Glitz trotz des großen Turner-Konzerns im Rücken finanzielle Grenzen gesetzt sind.

"Wir können nicht mal eben nach Ägypten fliegen, um dort einen Einspielfilm zu drehen. Aber wo wir vielleicht organisatorisch eingeschränkt sind, können wir inhaltlich wesentlich freier arbeiten, weil dieser Quotendruck im Pay-TV nicht existiert", so Michaelsen im Gespräch mit DWDL.de. "Wir beide sind inhaltlich so nah dran an der Sendung wie man das bei anderen Projekten nicht sein kann." Geplant seien letztlich nur der Gast und die Einspieler. "Wir können uns also in einem weit gestreckten Korsett sehr frei bewegen. Und manchmal platzt dieses Korsett eben auch." Gleichzeitig bietet das Unstrukturierte aber auch ein Stück weit die Gefahr, dass die Sendung ins Leere läuft, was sie glücklicherweise an nicht allzu vielen Stellen tut.

Den Vergleich mit Joko und Klaas, der sich gewissermaßen aufdrängt, weist Jeannine Michaelsen zurück. "Durchinszenierte dramaturgische Riesengeschichten sind nicht das, was in unsere Sendung passt", sagt sie. "Es ist klein und in dem Rahmen spielen wir einiges aus. Wir sind außerdem keine Gegeneinander-Leute. Der Wettbewerb, in dem Joko und Klaas stehen, funktioniert zwischen uns nicht." Etwas mehr Reibung täte dem "Ponyhof" allerdings ganz gut, gerade weil es noch nicht immer gelingt, die zahlreichen einzelnen Bestandteile der in vielerlei Hinsicht unkonventionellen Show zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen. Unterm Strich steht allerdings dennoch ein unterhaltsames Scheunenfest.