Als RTL am 26. November 1996 erstmals den Spendenmarathon veranstaltete, hätte man wohl selbst in Köln nicht damit gerechnet, dass aus der Benefiz-Aktion einmal ein wichtiger Anker im Programm des Privatsenders werden könnte. Doch er ist weit mehr als nur das, denn in den vergangenen 20 Jahren sind mehr als 130 Millionen Euro für notleidende Kinder zusammengekommen - ein schöner Erfolg, auch ganz persönlich für Wolfram Kons, der den Spendenmarathon von Beginn an moderiert.

"Für mich ist das die schönste Tradition, die wir hier bei uns im Sender haben", sagt Kons im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Dass der "Spendenmarathon" für den 51-Jährigen mehr ist als ein jährliches Ritual, zeigt allerdings alleine schon die Tatsache, dass der Moderator inzwischen als Charity-Gesamtleiter von RTL fungiert und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der "Stiftung RTL - Wir helfen Kindern" ist. "Wir können im Fernsehen aufmerksam machen, trommeln und Geld sammeln. Die eigentliche Arbeit wird aber jeden Tag von den Menschen geleistet, die mit den Kindern arbeiten", sagt er.

Die Jubiläums-Bilanz kann sich jedenfalls sehen lassen: 140 Hauptprojekte und hunderte kleine Projekt wurden national und international gefördert, 14 RTL-Kinderhäuser werden langfristig durch die Stiftung unterstützt - und mehr als 100 prominente Paten engagierten sich bisher für den Spendenmarathon, darunter fünf First Ladys und ein Staatspräsident. In diesem Jahr kommt außerdem ein ganz besonderer Name hinzu: Als Schirmherr unterstützt Papst Franziskus nämlich den Bau von Klassenräumen für Slum-Kinder in Buenos Aires.

Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de erzählt Wolfram Kons, wie er die letzten 20 Marathon-Einsätze erlebt hat und wie er sich auf die 30 Stunden einstellt, die ihm in diesem Jahr bevorstehen...

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Herr Kons, Sie sind von Anfang an beim RTL-Spendenmarathon dabei. Wie hat sich der Spendenmarathon in seinen 20 Jahren verändert?

Am Anfang war der Spendenmarathon ein Experiment mit der Idee, Kindern zu helfen. Dass man dafür das Kostbarste was der Sender hat, den Audience Flow, 24 Stunden unterbricht, war am Anfang wirklich etwas ganz Verrücktes. Inzwischen haben wir daraus etwas entwickelt, das den Audience Flow sogar stärkt. Wir haben jede Stunde genau die Protagonisten in unserer Sendung, die die Zuschauer zu der Uhrzeit im Programm erwarten. Die sind dann aber in einer neuen, ungewohnten Umgebung zu sehen. Das wird vom Publikum inzwischen nicht nur angenommen, sondern auch freudig erwartet. Wir bekommen so viele Mails und Nachrichten mit der Frage: Wann geht es wieder los? Das heißt, der RTL-Spendenmarathon ist von einem Experiment zu einer Tradition geworden. Und für mich ist das die schönste Tradition, die wir hier bei uns im Sender haben.

Welches waren die schönsten Momente und Erfolge in der langen Zeit?

Ich denke in diesen Tagen rund um das 20-jährige Jubiläum natürlich oft daran zurück, wie es 1996 losgegangen ist. Und da muss ich an Jessica denken. Das kleine sechsjährige Mädchen, das zu unserer ersten Sendung ins Studio kam und ihr großes Porzellansparschwein in ihren kleinen Händen trug. Gemeinsam haben wir das Schwein zerschlagen. Da waren dann 23 D-Mark drin. Diese 23 D-Mark von Jessica waren ein toller Anfang für uns. Toll ist auch, dass genau diese Jessica, heute ein bezaubernde junge Frau, wieder bei uns sein wird und zwar am Donnerstag, beim Start des 20. RTL-Spendenmarathon. So schließt sich ein Kreis zwischen diesen 23 D-Mark und den 133 Millionen Euro, die wir seitdem gesammelt haben. Für mich sind jedoch die wunderbarsten Momente, zu sehen, wie es den Kindern durch die Hilfe, die wir gemeinsam mit den Zuschauern und unseren Kooperationspartnern ermöglicht haben, so wahnsinnig viel besser geht.

Wolfram Kons© RTL / Frank Hempel

Sie moderieren nicht nur den Spendenmarathon, sondern sind auch den Rest des Jahres über in die Charity-Projekte involviert. Wie sieht dieser Teil Ihrer Arbeit aus?

Ganzjährig zeigt RTL, dass die Hilfe für Kinder eine Mission ist. Als wir 1996 angefangen haben, haben wir mit dem RTL-Spendenmarathon einmal im Jahr einen Leuchtturm gesetzt. Inzwischen ist es so, dass wir das ganze Jahr erhellen wollen. Wir haben seit mehreren Jahren überall im Land kleine Laternen aufgebaut, das sind unsere 14 RTL-Kinderhäuser, die langfristig von uns unterstützt werden. Zudem machen wir das ganze Jahr über viele Aktionen und thematisieren ganzjährig im Programm der Mediengruppe RTL, was uns wichtig ist. Und uns ist wichtig, dass die Hilfe für Kinder 365 Tage im Jahr geleistet werden muss. Ich selbst besuche oft die Kinderhilfsprojekte vor Ort, denn ich will nicht nur der Spendenmarathon-Moderator sein. Ich lebe und liebe das, was wir machen und fühle mich mit den Projekten sehr verbunden. Wir können im Fernsehen aufmerksam machen, trommeln und Geld sammeln. Die eigentliche Arbeit wird aber jeden Tag von den Menschen geleistet, die mit den Kindern arbeiten. Sie haben meinen größten Respekt, und von diesen Menschen kann ich sehr viel lernen.

Die Liste der Unterstützer ist lang: Wer ist Ihnen in den vergangenen Jahren in besonderer Erinnerung geblieben?

In diesem Jahr bin ich begeistert, dass wir die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten, das mutigste Mädchen der Welt, Malala als Projektpatin haben. Die Begegnung mit ihr war für mich sehr bewegend. Fantastisch ist natürlich auch, dass der Papst als Schirmherr an Bord ist. Ich durfte Papst Franziskus bei einer Audienz in Rom vor ein paar Wochen treffen und er war so großzügig und hat mir seinen Pileolus, seine weiße Kappe, zur Versteigerung beim RTL-Spendenmarathon mitgegeben. Das war eine sehr intensive Begegnung für mich. Rückblickend auf die vergangenen Jahre wäre es einfach unfair einen von den hunderten, engagierten Prominenten herauszugreifen und besonders zu erwähnen. Interessant ist an dieser Stelle auch die Liste der Leute, die wir nicht als Projektpaten oder Studiogäste genommen haben. Das sind Personen, deren eigentliche Intention die eigene Selbstdarstellung oder die Promotion für die neue CD, den neuen Film war. Das überlassen wir anderen, das machen wir nicht. Der eigentliche Star sind aber nicht Königinnen, Popstars, Hollywoodhelden oder Sportikonen und es ist schon gar nicht der Moderator - der eigentliche Star ist die Hilfe für Kinder selbst.

Zum Jubiläum wird der Spendenmarathon sogar verlängert: Inwiefern ist die Sorge berechtigt, dass Sie nach mehr als 24 Stunden noch vor dem Finale die Müdigkeit überkommen wird?

Die Sorge ist durchaus berechtigt. Gegenfrage: Haben Sie schon mal 30 Stunden durchgearbeitet? Ich habe das so noch nicht gemacht. Ich bin zwar selbst auch Marathonläufer, aber das wird eine ganz besondere Herausforderung. Das kann ich nur dank der guten Vorbereitung durch mein Team durchstehen. Aber trotzdem – wir senden ja live – kann jede Stunde was Neues, Unerwartetes passieren. Die Neugier auf das, was passiert hält mich immer wieder wach. Sie können natürlich nicht erwarten, dass ich am Ende noch kosmetisch tiptop aussehe. Wir senden in diesem Jahr länger und nehmen eine zweite Prime-Time am Freitag mit, in der die "20 Jahre Spendenmarathon – Die große Comedy Gala", moderiert von Atze Schröder und Enissa Amani, gezeigt wird. Mit der Verlängerung erhoffen wir uns ein bisschen mehr an Spenden zu sammeln, damit wir mehr Kindern helfen können. Dabei geht es nie um Rekorde, sondern immer darum, das Beste, was man in einem Jahr rausholen kann, rauszuholen. In diesem Jahr ist das Spiel einfach ein bisschen länger, vielleicht können wir ein paar Tore mehr schießen.

Herr Kons, herzlichen Dank für das Gespräch.