Anlässlich des International Journalism Festival riefen Amazon, "La Stampa", "El Pais", "The Times" und DWDL.de Nachwuchsjournalisten auf, ein Essay über die Zukunft des Journalismus zu schreiben. In dieser Woche veröffentlichen wir die Gewinner-Beiträge. Der prämierte Text aus Spanien stammt von Paula Pérez Blanco, Bloggerin und Studentin an der Universität Rey Juan Carlos.

In einer stark globalisierten Welt, die den von neuen Technologien angetriebenen Veränderungen unterliegt, befindet sich de facto bereits seit einiger Zeit der Journalismus in einem radikalen Wandel - in dem er sich an die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien anpasst und zu seiner reinsten Essenz zurückkehrt - kurz, sich neu erfindet. Digitaler Journalismus ist seit etwas mehr als einem Jahrzehnt innerhalb der Medienszene etabliert, aber in dieser kurzen Zeit hat er es geschafft, seinen großen Konkurrenten in den Schatten zu stellen - den Koloss Print-Journalismus, der ein großes Publikum und weite Verbreitung genoss. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, seine Position in der Kommunikationslandschaft als neues Referenzmedium mit enormer Reichweite adäquat zu konsolidieren.

Im Zuge der Einführung digitaler Zeitungsausgaben und der Entstehung von digitalen Massenpublikationen stiegen viele Leser von einem Medium auf ein anderes um. Tatsache ist, dass das digitale Medium über viele potentielle Vorteile verfügt, die bereits grundlegend in ihm angelegt sind.

Einer der entscheidenden Aspekte der neu etablierten digitalen Welt ist die Idee einer Dynamik, die zentral auf der Verwendung von vier dem Konzept des digitalen Journalismus eigenen Funktionen beruht, nämlich Hypertextualität, Multimedialität, Interaktivität und Aktualisierungsfrequenz. Die Zeitlichkeit der in digitalen Medien dargestellten Ereignisse ist ein entscheidender Faktor, da Nachrichten viel schneller angezeigt werden, ohne dass mögliche Platzbeschränkungen Sorgen bereiten. Dementsprechend können wir im Laufe eines einzigen Tages auf einer Zeitungsseite einen stetigen Strom von Beiträgen zu einem einzigen Thema finden. Hypertextualität ist ebenfalls ein wichtiger Punkt mit einer zentralen Rolle in der digitalen Welt, ermöglicht sie doch dem Leser, die Suche nach Informationen zu erweitern und so dabei zu helfen, eine Nachrichtengeschichte viel umfassender zu kontextualisieren, so dass es die Leser sind, die letztlich entscheiden, wie weit sie das Thema erkunden wollen. Ein weiteres erwähnenswertes Merkmal ist die Art und Weise wie Barrieren zwischen verschiedenen journalistischen Genres verschwinden und Text-Support-Tools sich zunehmend gegenseitig ergänzen, so dass das Potential audiovisueller Elemente dazu eingesetzt und genutzt werden kann, um Informationen aufzuwerten. Aber einer der wichtigsten Vorteile und Merkmale des neuen digitalen Paradigma ist zweifellos die Interaktivität - die Tatsache, dass es eine starke Rückkopplung zwischen Sender und Empfänger gibt, da diese nicht nur das Medium hochdynamisch, sondern es darüber hinaus auch möglich macht, dass Leser interagieren und so eine größere Nähe zu Journalisten oder Autoren zu herstellen. Damit ist es auch eines der wirksamsten Werkzeuge des 21. Jahrhunderts, und mit Sicherheit auch der Demokratie, da es jedem Leser die Möglichkeit bietet, Meinungen zu äußern, Vorschläge zu machen, Fragen zu stellen oder Informationen beizutragen. Das ist essentiell und notwendig, vorausgesetzt, es wird umsichtig und sorgfältig von den Lesern eingesetzt und als das wertvolle Werkzeug verwendet, das es tatsächlich ist.

In den letzten Jahren hatte das Internet einen großen Einfluss und ist erheblich gewachsen. Dies trug zum Wachstum digitaler Zeitungen und Publikationen bei, und brachte auch zunehmende Bedeutung und Wachstum von sozialen Netzwerken, die, wenn sie kombiniert werden, ein mächtiges Medienphänomen und eine wertvolle Unterstützung darstellen, solange wir sie richtig verwenden. Diese Unmittelbarkeit wurde durch soziale Netzwerke wie Twitter erheblich verstärkt, in denen Aktualität innerhalb von wenigen Minuten schwindet. Aber auch wenn Update-Frequenz und Unmittelbarkeit potente Waffen sind, müssen sie mit Vorsicht genutzt werden, da die Gefahr besteht, dass Nutzer mit Inhalten übersättigt oder mit Informationen überfrachtet werden. Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass der Aufschwung des digitalen Journalismus nicht nur eine Flut von kritischen Äußerungen und Problemen mit sich gebracht hat, sowie Ängste und Unsicherheiten, sondern auch dazu beigetragen hat, die Rolle des Journalisten in der Gesellschaft neu zu erfinden und wiederherzustellen, da seine Aufgabe und Mission zu einem gewissen Grad in der letzten Zeit verloren gegangen und verdeckt worden war. Wir sollten nicht vergessen, dass Journalisten professionelle Autoren mit Sensibilität für die Bedürfnisse der Gesellschaft, sowie faktengetreu und akkurat in ihrer Beschreibung des Sachverhalts und der Rolle jedes sozialen Players sein müssen. Guter Journalismus dieser Art war, ist und (ich hoffe und wünsche) wird immer die alleinige Grundlage und Untermauerung der Qualität von Inhalten in allen Medien sein, egal um welche Informationen es sich handelt, sowohl jetzt als auch in der Zukunft.

Es stimmt also, dass der Journalismus sich neu erfinden muss, und dank des Wachstums des digitalen Journalismus, wird dies auch erreicht. Meiner bescheidenen Meinung nach glaube ich, dass die neuen Medien die Form und den Inhalt bereit stellen, die der Journalismus braucht und sucht - es braucht einen Neuanfang und einen durchgreifenden Prozess der Entpolitisierung. Ich denke auch, wir müssen zurück zum Qualitätsjournalismus, im Sinne von Suche nach Wahrheit, Objektivität, Transparenz und Unvoreingenommenheit. Meinung ist eine Sache - jeder hat seine eigene, und Meinungen sind nuanciert und divers - aber Informationen ist eine ganz andere Sache. Diese müssen prägnant, spezifisch und objektiv sein. Digitaler Journalismus hat nicht nur das Nachrichtenparadigma in einer positiven Art und Weise beeinflusst; er hat die Machtverhältnisse verschoben, und bietet daher ein breiteres, pluralistischeres Spektrum, das jede demokratische Gesellschaft braucht. Guter Journalismus dieser Art wird in der Lage sein, qualitativ hochwertige, wahrheitsgemäße, überprüfte Informationen für seine ihre Leser bereitzustellen, unabhängig vom Medium oder Format, denn wir müssen uns vor allem der großen sozialen Verantwortung bewusst sein, die wir in uns tragen, und wie unser Beruf dabei hilft, zur Wachstum und Entwicklung der Gesellschaft beizutragen. Ohne Journalismus würde die Welt nicht die gleiche sein, und deshalb spielt der digitale Journalismus eine wichtige Rolle.