Ich habe schon lange vor dem Turnier EM-Magazine bei ARD und ZDF gesehen. Was soll der Quatsch?

Tatsächlich haben sich ARD und ZDF dazu verpflichtet, vor Beginn der EM jeweils vier Magazine ins Programm zu nehmen, bei denen sie gerne auf das von der Uefa bereitgestellte Hochglanz-Material zurückgegriffen haben. Besonders das ZDF gab sich erstaunlich wenig Mühe, wie die Kollegen von "Zapp" in dieser Woche zeigten. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz kann damit aber offensichtlich ganz gut leben. "Die redaktionelle Hoheit liegt bis in die letzte Phase bei uns", sagt er und gibt zu: "Wir erfahren hier eine gewisse Hilfe, die uns auch wichtig ist." Auf eine Kennzeichnung des Uefa-Materials verzichten übrigens beide Sender.

Was kostet eigentlich der Spaß?

Geschätzte 180 Millionen Euro sollen ARD und ZDF für die Rechte an der EM bezahlt haben. Offiziell äußern sich die Anstalten dazu aber natürlich wie immer nicht.

Das ist viel Geld - und trotzdem zeigen die alles alleine?

Nein, insgesamt sechs Spiele hat man an die Kollegen von Sat.1 verticken können, die am dritten Gruppenspieltag insgesamt sechs Spiele übertragen werden - und zwar parallel zu den Öffentlich-Rechtlichen, die auch noch das Erstwahlrecht haben.

Läuft da nicht ständig "Auf Streife"?

Ja, eigentlich schon. Und "Criminal Minds". Aber an seinen vier EM-Tagen fährt Sat.1 den sommerlichen Arbeitsaufwand vorübergehend deutlich hoch. Matthias Killing wird sich zusammen mit dem ehemaligen Bundesliga-Trainer Mirko Slomka direkt aus Frankreich melden, ehe am späten Abend schließlich der "EM-Talk" mit Frank Buschmann und Gästen folgt. Einer von ihnen ist übrigens Marcel Reif, dem nach seinem Abschied von Sky offensichtlich noch nicht der Kopf nach Urlaub steht. Darüber hinaus kommen in Sat.1 mit Hansi Küpper und Matthias Stach zwei erfahrene Kommentatoren zum Einsatz.

EM-Team 2016© Sat.1/Martin Saumweber

Klingt gut, aber mir fällt gerade ein, dass ich nicht immer Zeit dazu habe, stundenlang vor dem Fernseher zu sitzen. Kann ich die EM auch hören?

Ja, alle 51 Partien sind über verschiedene ARD-Radiosender zu hören - entweder als Vollreportagen, wie etwa beim Auftaktspiel, den Partien der deutschen Nationalmannschaft und dem Finale, oder eben in Ausschnitten. Daneben werden sich auch die Privatsender Antenne Bayern, FFH, Radio NRW, Radio Hamburg, Hitradio RTL Sachsen, die Sächsischen Lokalradios, 89.0 RTL, Radio Brocken, 104.6 RTL und 105'5 Spreeradio zusammenschließen, um als lizenzierte Radiosender alle 51 Spiele live zu übertragen. Und Regiocast erweckt pünktlich zur EM sogar sein Fußball-Radio 90elf wieder zum Leben - wenn auch nur vorübergehend.

Ok, aber wenn ich ehrlich bin, interessiere ich mich gar für die EM. Gibt's noch Alternativen?

Puh, das wird schwer. Am besten ist es wohl, den Fernseher in den nächsten vier Wochen komplett auszuschalten, aber zumindest an mancher Stelle des Programms findet sich doch mal eine Erstausstrahlung. So nutzt Vox die Gunst der Stunde, um seine ohnehin quotenschwache US-Serie "Arrow" montags in den aussichtslosen EM-Kampf zu schicken und wenn die ARD nicht gerade mit ihren Übertragungen an der Reihe ist, dürfen zwischendurch auch mal die "Vorstadtweiber" ran. Dazwischen lohnt sich zudem der Blick ins Pay-TV, wo es etwa bei TNT Comedy die fünfte Staffel von "Girls" zu sehen gibt. Und wenn gar nichts mehr hilft, sind ja immerhin noch Netflix, Amazon und Maxdome da.