UFA-CEO Wolf Bauer will den Bereich High End Drama 2017 stark ausbauen, man entwickele hier bereits eine Reihe von neuen Projekten. "Wir haben immer mehr Partner, mit denen wir kreativ zusammenarbeiten können. Bis vor wenigen Jahren hatten wir nur vier Sender, heute arbeiten wir mit 11 Senderpartnern zusammen - inklusive Amazon & Co.", so Bauer. Doch auch bei der UFA selbst stehen 2017 Änderungen an: Bauer wird im September die Leitung des Unternehmens nach 25 Jahren an Nico Hofmann abgeben und dann wieder verstärkt als Produzent tätig sein. Hofmann wird vermehrt Management-Tätigkeiten übernehmen. "Die alleinige Geschäftsführung der UFA im kommenden Jahr wird ein riesiger Wechsel in meinem Leben, das wird ein kompletter Rollentausch", sagt Hofmann, der stets betont, wie wohl er sich bei der UFA fühlt. Dennoch sagt er auch: "Ich will die UFA verjüngen." Man wolle als Heimat für alle Kreativen wahrgenommen werden.

Für Marcus Wolter geht es 2017 um einen Fokus auf serielle Formate und große Events. Außerdem soll die Markenbildung der neuen Eigenentwicklungen ("Kitchen Impossible", "Die beste Show der Welt") international verstärkt werden. RedSeven-Chef Jobst Benthues sagt, man wolle 2017 erneut einen hohen Anteil an eigenentwickelten Formaten produzieren.

Sehr klare Vorstellungen hat Bavaria-Chef Franckenstein: "Wir wollen mit ‘Sturm der Liebe’ um 15 Uhr die Marktführerschaft im Ersten zurückholen." Zuletzt lag man zwar noch deutlich über dem Senderschnitt, musste sich aber regelmäßig "Bares für Rares" im ZDF geschlagen geben. Zwar habe man großen Respekt vor Horst Lichter und dem Format, "aber in München schauen wir uns die Tabelle lieber von Oben an", so Franckenstein. Darüber hinaus wolle man das Beteiligungsportfolio der Bavaria Film straffen und gleichzeitig die Bereiche Non-Fiction sowie Rights & Distribution ausbauen.


Gillad Osterer von SEO Entertainment nimmt wenige Altlasten mit ins neue Jahr. "Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal einen sehr klaren Cut am Jahreswechsel: Entweder ist eine Produktion z.B. bereits komplett abgegeben oder die Dreharbeiten gänzlich abgeschlossen. Wir starten also aufgeräumt ins Jahr 2017." Daher werde man neue Projekte angehen und bestehende Formate pflegen. Mit "Applaus und Raus", "Das Lachen der Anderen" und der "Mitfahrrandale" hat SEO Entertainment dieses Jahr drei größere Formate produziert. Die meisten Schlagzeilen erhielt das Unternehmen aber, als man das Kandidaten-Casting in Deutschland für die Netflix-Show "Ultimative Beastmaster" durchführte. Es dürfte 2017 auch spannend zu beobachten sein, ob Amazon und Netflix in dem Bereich der Unterhaltungsshows weiter expandieren. Man sei jedenfalls schon in Gesprächen für eine weitere Zusammenarbeit im neuen Jahr, so Osterer, der sich zudem freut, nach neun Jahren überhaupt noch am Markt zu sein. "Wer hätte das gedacht? Und das als eines der wenigen unabhängigen Unternehmen am Markt."

Bei der UFA sind einige große Projekte, die im kommenden Jahr anstehen werden, schon in den vergangenen Monaten bekannt geworden. So ist man mächtig stolz auf den Event-Dreiteiler "The Same Sky", den man in Kooperation mit Beta Film für das ZDF produziert und den man auch an Netflix verkauft hat. Aber es steht auch eine Verfilmung der Geschichte von Siegfried und Roy an: "Um die Rechte an der Geschichte rund um Siegfried und Roy haben wir uns lange bemüht und uns dabei gegen viele internationale Wettbewerber durchgesetzt", sagt Nico Hofmann.

Beim Thema VoD sind sich alle befragten Produzenten einig: Kein Hype, sondern bereits reales Business, das in den nächsten Jahren noch stärker wird. "Ich gehe davon aus, dass eine ganze Reihe von neuen Anbietern auf den Markt kommen wird, die originäre Inhalte benötigen", sagt Wolf Bauer, der glaubt, dass auch Facebook, Youtube, Apple und die großen Telekommunikationsunternehmen diesen Weg einschlagen werden. Daher werde es in Zukunft auch verstärkt zu komplexen Finanzierungspartnerschaften kommen, zeigt sich Bauer sicher. Christian Franckenstein ist in der Sache pragmatisch und verweist auf die zusätzlichen Erlösquellen, die sich durch den individuellen Medienkonsum der Nutzer ergeben: "Aus Produzentensicht gilt: fresh money is always welcome." Marcus Wolter sagt: "Die OTT's und VoD Anbieter sind völlig normale Partner für unseren Content und erweitern damit unser Portfolio." Wiedemann & Bergmann Television ("Dark", Netflix) gehört ja ebenfalls zum Endemol-Shine-Konzern. "Die UK-Kollegen produzieren 'Black Mirror' für Netflix", so Wolter.

Dennoch, und auch da sind sich alle Produzenten sicher, wird das Fernsehen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. "Große weltanschauliche Auseinandersetzungen nach der Devise 'Fernsehen gegen den Rest der Welt' werden der Entwicklung nicht mehr gerecht. Sie sind nur noch langweilig", sagt etwa Regina Ziegler, die 2017 mit einem Boom am Migrationsstücken rechnet. Diese würden aber erst fertig, wenn das Thema nicht mehr so dominant sei. "Das macht sie nicht überflüssig. Aber daran sieht man, dass wir nicht den Themen hinterher produzieren sollten, sondern ein wenig vorausdenken müssen." Jobst Benthues freut sich, dass es im kommenden Jahr keine Fußball-Großereignisse oder Olympische Spiele geben wird: "Als Produzent freue ich mich, dass 2017 weniger Live-Sport-Events auf dem Programm stehen. Ich bin mir sicher: Auch 2017 wird ein aufregendes TV-Jahr und für uns Produzenten wird es wieder viel zu tun geben."

Große weltanschauliche Auseinandersetzungen nach der Devise 'Fernsehen gegen den Rest der Welt' werden der Entwicklung nicht mehr gerecht. Sie sind nur noch langweilig

Regina Ziegler

Gillad Osterer nennt drei Punkte, die ihn für 2017 beschäftigen: Zum einen die Frage, wer den ProSieben-Nachmittag erobert, wenn die US-Lizenzware abgelöst werden muss. Er fragt sich aber auch, wer den nächsten großen Factual-Entertainment-Hit in der Primetime produziert. Die wichtigste Frage schiebt er aber ganz am Ende ein: "Wird es im April in Cannes regnen?"