Mit Annemie Hülchrath verhält es sich wie mit einer guten Freundin. Selbst wenn man sie lange nicht gesehen hat, kann man sich sicher sein, dass sie ganz die Alte geblieben ist. Es kann also nicht viel schiefgehen, wenn Cordula Stratmann jetzt ihre Kult-Figur mit rheinländischem Charme und kölsch-philosophischem Witz wiederauferstehen lässt. Dabei hatte die Komikerin die neugierige Nachbarin, die einst bei "Zimmer frei!" mit ihren überraschenden Fragen so manchen prominenten Gast aus der Fassung brachte, längst zu den Akten gelegt. "Ich hatte Annemie Hülchrath nach Polen verabschiedet – als Europäerin fand sie das damals naheliegend –, weil ich mich dann anderen Ideen zugewendet habe", erzählt Stratmann.

Doch die Rechnung hat sie ohne das Publikum gemacht. "Ich hatte völlig unterschätzt, wie sehr Annemie vermisst werden würde", sagt sie rückblickend im Gespräch mit DWDL.de. "Im gesamten Zeitraum bis heute wurde ich von Zuschauern wie auch von Journalisten, wenn sie mich interviewten, dazu befragt, ob denn Annemie auch nochmal wieder käme. In 2016 habe ich dann endlich meine Begriffsstutzigkeit aufgegeben und den Auftrag an den WDR weitergemeldet." Gesagt, getan – und so werden im WDR Fernsehen in diesen Tagen zwei Folgen einer von Reinhold Beckmanns Firma produzierten beckground TV neuen Reihe ausgestrahlt, in der Annemie Hülchrath auf Reisen geht, um in die Glamourwelt deutscher Stars einzutauchen.

Zum Auftakt wird Hülchrath in Berlin auf Til Schweiger und in New York auf Ute Lemper treffen. Dabei hilft die Verkleidung, sich den Stars zu nähern, weiß Cordula Stratmann. "Es verläuft stets so: die Prominenten stoßen auf diese Kunstfigur, erfreuen sich an ihrem liebevoll ausgewählten Outfit, sind zu Beginn noch etwas befremdet – und nach kurzer Zeit nehmen sie Annemie ernst und begeben sich tatsächlich in einen echten Kontakt", sagt die Schauspielerin. "Ich glaube, das liegt auch daran, dass die Figur ja keinerlei Bissigkeit hat, sie ist nicht bedrohlich, sondern in ihrer aufmerksamen Arglosigkeit eher vertrauenerweckend. Und weil die Prominenten so ein Format noch nirgends üben konnten, erleben wir hier immer wieder ganz echte Momente mit echten Menschen."

Annemie Hülchrath und Til Schweiger© WDR/beckground tv

Niemand könne Annemie gegenüber einfach sein routiniertes Gebaren durchziehen, "hier müssen sie in ihren persönlichen Fundus gehen und Echtheit zeigen", betont Stratmann. "Oder aber eine Unechtheit fällt um so mehr ins Auge. Das ist auch für mich als Künstlerin toll zu erleben." Doch dazwischen geht es eben nicht immer nur um Schweiger und Lemper, sondern auch um Annemie Hülchrath selbst, die bei ihrer Reise in die Staaten auch ihr ganz eigenes New York entdecken darf. Dazu gehört ein Besuch des Empire State Buildings ebenso wie ein Termin in einem luxuriösen Hundeladen, um ihrem im heimischen Köln wartenden Pudel Helmut bestenfalls einen kecken Schnitt verpassen zu können.

Cordula Stratmanns kultige Figur hat sich also kaum verändert, seit man sie das letzte Mal im Fernsehen zu Gesicht bekam. "Ich sorge dafür, dass die Zuschauer die Annemie wieder sehen, die sie so sehr vermisst haben. Die freundliche Kölnerin, die sich von nichts beeindrucken und vom Herzen leiten lässt", verspricht die Komikerin, für die sich die Rolle auch heute noch gut anfühlt. "Ich bin heute fast dankbar, dass die Leute mir die Figur immer wieder in Erinnerung riefen, denn ich habe mir selbst ebenso eine Freude damit gemacht", sagt sie. "In dieser Figur entstehen mit anderen Menschen und an fremden Orten immer wieder ganz besondere Momente."

Das WDR Fernsehen zeigt "Annemie Hülchrath und..." am 2. und 3. Januar jeweils um 22:10 Uhr.