1. Hubert mit oder ohne Staller? Dem Publikum scheint's egal zu sein...

Am heutigen Abend geht im Ersten die erste Staffel von "Hubert ohne Staller" zu Ende - und auch ohne Kenntnis der Finalquote kann man dem Ersten schon jetzt gratulieren: Es gelang, den Ausstieg von Hauptdarsteller Helmfried von Lüttichau nach sieben Jahren zumindest aus Quotensicht problemlos zu kompensieren. Im Schnitt sahen rund 2,6 Millionen Zuschauer in diesem Jahr "Hubert ohne Staller" - fast exakt genauso viele wie im Jahr zuvor die letzte Staffel von "Hubert und Staller". Der Marktanteil beim Gesamtpublikum fiel sogar erstmals im Staffelschnitt knapp zweistellig aus. Der Aufwärtstrend seit Staffel 1, die im Schnitt noch auf nur knapp über 7 Prozent kam, hielt somit weiter an.

2. Nach knapp 8 Jahren: ARD-Serien an drei von vier Abenden zweistellig

Knapp acht Jahre ist es nun schon her, dass Das Erste - damals unter dem Label "Heiter bis tödlich" - seine Serien-Schiene am Vorabend startete. Und es war ein über viele Jahre sehr holpriger Weg. Und den Quiz-Formaten, die sich um 18 Uhr zu einem echten Glanzstück entwickelt haben, hinken die Serien noch immer meilenweit hinterher - doch dass sich die Situation zuletzt deutlich aufgehellt hat, ist ebenfalls nicht zu leugnen. An immerhin drei von vier Abenden (freitags setzt Das Erste auch um 18:50 Uhr auf Quiz statt Serie) sind inzwischen zumindest zeitweise Serien mit zweistelligen Marktanteilen zu finden.

Montags schaffen das das "Großstadtrevier" (der seit 1986 laufende Dauerbrenner ist noch immer die reichweitenstärkste Vorabend-Serie im Ersten, die gerade beendete Staffel holte den höchsten Marktanteil seit über acht Jahren) und ganz knapp "Morden im Norden", donnerstags "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte". Der neue Ableger "In aller Freundschaft - Die Krankenschwestern" belegte mit der kurzen ersten Staffeln zugleich nach Marktanteilen gerechnet allerdings den letzten Platz aller ARD-Vorabend-Serien. Noch keine Serie im 10er-Club hat Das Erste bislang am Dienstagabend, wo "WaPo Bodensee" und "Familie Dr. Kleist" zu sehen sind - wo das ZDF mit den "Rosenheim-Cops" aber auch die stärkste Konkurrenz aufbietet.

3. Trotzdem: Die schwächste ZDF-Vorabendserie hat mehr Zuschauer als die stärkste ARD-Vorabendserie

Die ARD-Vorabendserien haben in den letzten Jahren also zugelegt - doch von ähnlichen Erfolgen wie die ZDF-Serien sind sie noch immer weit entfernt. Das "Großstadtrevier" mit seinen knapp über 2,7 Millionen Zuschauern liegt trotzdem weit hinter der quotenschwächsten ZDF-Vorabendserie "Die Spezialisten", die mit der letzten Staffel 3,3 Millionen Zuschauer zählte - und prompt abgesetzt wurde. Auch wenn man im ZDF noch den Samstagabend mit einbezieht, der durch die "Sportschau"-Konkurrenz, ändert sich nichts: Auch "Dr. Klein" erreicht dort mit im Schnitt 2,9 Millionen Zuschauern eine höhere Reichweite als die ARD-Serien unter der Woche. 

4. Auch die privaten Primetime-Serien lässt der ZDF-Vorabend locker hinter sich

Die Stärke der ZDF-Vorabendserien lässt sich auch an einem anderen Vergleich ablesen: Selbst das eben erwähnte (und inzwischen ebenfalls abgesetzte) "Dr. Klein" holte samstags gegen die "Sportschau" insgesamt mehr Zuschauer vor den Bildschirm als jede Primetime-Serie der Privaten. "Der Lehrer" kommt dort beispielsweise nur auf knapp über zweieinhalb Millionen Zuschauer, "Cobra 11" oder "Sankt Maik" liegen noch dahinter, Sat.1 lag mit seinen eigenproduzierten Serien weit unter der 2-Millionen-Marke. Auch wenn man in den US-Bereich schaut gibt's nichts, was stärker läuft. Die reichweitenstärkste Serie der Privaten läuft übrigens ebenfalls schon am Vorabend: "GZSZ". Sie liegt beim Gesamtpublikum etwa auf dem Reichweiten-Niveau von "Dr. Klein".

5. Das Erstarken der Quiz-Schiene im Ersten hat den ZDF-"SOKOs" nicht geschadet

Der große Gewinner der letzten Jahre am Vorabend war ohne Frage die ARD - nicht wegen ihrer Serien, sondern wegen der Quiz-Formate um 18 Uhr, die aus der einstigen "Todeszone" ein Quoten-Prunkstück gemacht haben. Um so erstaunlicher, dass die ZDF-"SOKOs" darunter gar nicht zu leiden hatten. Ob Stuttgart, Wismar, München, Köln oder Wien: Allesamt erfreuen sich die Krimi-Dauerbrenner seit vielen Jahren konstant hoher Quoten (im Schnitt 3,7 bis 3,9 Millionen Zuschauer), das Erste hat seine Zuschauer also offenbar von anderen Sendern abgeworben. Die SOKO-Neulinge aus Hamburg und Potsdam bleiben im Zuschauerschnitt leicht hinter den Dauerbrennern, waren aber trotzdem sehr erfolgreich.

6. Die ZDF-Vorabendkrimis - so effizient wie kaum ein anderes Programm

Insbesondere die SOKOs sind fürs ZDF aber nicht nur deswegen so wertvoll, weil sie seit Jahren so verlässlich hohe Quoten mit ihren Erstausstrahlungen bringen, sondern weil sie auch noch fast unbegrenzt wiederholbar scheinen. Während Das Erste für alle Sendeplätze mindestens zwei Serien produziert, um übers Jahr zu kommen, laufen ganzjährig die SOKOs. Allesamt mit sehr hohen Folgenzahlen pro Staffel, trotzdem sind die Hälfte des Jahres nur alte Folgen zu sehen - was den Quoten aber kaum schadet. Auch mit Reruns sind Marktanteile von 17 bis 19 Prozent die Regel.

7. Blickt man auf die 14- bis 49-Jährigen, dominiert im öffentlich-rechtlichen Duell plötzlich die ARD

So beeindruckend die Bilanz des ZDF-Vorabends auch sein mag - es sind die älteren Zuschauer, die den Krimis die Treue halten und die damit für die konstant hohen Reichweiten garantieren. Neue Zuschauer kommen augenscheinlich hingegen kaum nach, bei den 14- bis 49-Jährigen sind die Marktanteile im Gegenteil seit Jahren sogar spürbar rückläufig. Die meisten "SOKOs" liegen in dieser Altersgruppe inzwischen bei weniger als 5 Prozent Marktanteil, auch bei vermeintlich jüngeren Formaten wie "Heldt" oder "Die Spezialisten" sieht es nicht wesentlich anders aus.

Stellt man eine Top-Liste der nach Marktanteil erfolgreichsten Vorabend-Serien der Öffentlich-Rechtlichen bei den 14- bis 49-Jährigen auf, dann ergibt sich auf einmal ein gänzlich neues Bild: Ganz vorne rangieren dann nämlich plötzlich "Hubert ohne Staller", "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" und "Großstadtrevier" mit durchschnittlichen Marktanteilen von 6,3 bis 6,5 Prozent. Bedenkt man noch, dass die ARD-Serien insgesamt deutlich weniger Zuschauer haben, ist der Altersschnitt dieser Serien ungleich jünger. Hilfreich ist dabei freilich auch, dass die vorauslaufenden Quiz-Formate bei den Jüngeren sehr erfolgreich sind, während das ZDF beispielsweise auch mit "Hallo Deutschland" zuvor größere Probleme hat, die jüngeren Zuschauer anzusprechen.

8. Die "Rosenheim-Cops" bleiben die Quotenkönige des Vorabends - doch sonst offenbart die 19:25-Uhr-Schiene Schwächen

Wie weiter oben im Text schon erwähnt: Die Quotenkönige des Vorabends sind nach wie vor unangefochten die "Rosenheim-Cops" mit auch bei der jüngst zu Ende gegangenen 18. Staffel im Schnitt gut viereinhalb Millionen Zuschauern. Ansonsten läuft die 19:25 Uhr-Schiene anders als die "SOKOs" um 18 Uhr fürs ZDF aber nicht problemfrei. Von den "Spezialisten" hat man sich bekanntlich gerade getrennt, mittwochs ist daher aktuell nu rnoch "Heldt" übrig - das allerdings aus Quotensicht zuletzt kaum besser lief.  Der Marktanteil von knapp über 12 Prozent beim Gesamtpublikum lag unter dem ZDF-Schnitt, "Bettys Diagnose" freitags läuft mit im Schnitt 12,6 Prozent zwar solide, aber verpasst ebenfalls den Senderschnitt knapp, von "Dr. Klein" am Samstagabend hat man sich getrennt. Neben den "Rosenheim-Cops" kommt nur "Notruf Hafenkante" auf Werte im oder über dem ZDF-Schnitt.