Der deutliche Einbruch der Werbeeinnahmen bei den Privaten, der Sparkurs angesichts einer kaum durchsetzbaren Beitragserhöhung bei den Öffentlich-Rechtlichen und obendrein noch gedämpfte Wachstumsperspektiven bei den internationalen Streamern - all das schlägt inzwischen auch merklich auf den Produktionsmarkt durch – und damit auch auf die Betreiber der großen Studio-Kapazitäten in Deutschland, allerdings in unterschiedlicher Intensität, wie eine Umfrage in der Branche ergibt.
Sehr gut lief es zuletzt beispielsweise bei der Kölner MMC, von der man hört, dass das erste Halbjahr 2023 eines der besten der Firmengeschichte gewesen sei. "Mit 'DSDS', 'Let’s Dance', 'Die Höhle der Löwen', 'GNTM' und 'Ninja Warrior' haben wir bereits tolle Projekte umgesetzt", sagt Nico Roden, Director Sales & Production der MMC im Gespräch mit DWDL.de. Vor allem also dank etablierten Formaten, die seit Jahren die Auftragsbücher der MMC füllen.
"Darüber hinaus kamen unsere Teams bei internationalen Aufträgen der EMG Group zum Einsatz. Die Übertragungen der UEFA Champions League oder auch der Ski-WM beispielsweise boten die Gelegenheit, unsere Expertise auf der sprichwörtlichen großen Bühne umzusetzen. Gleichzeitig profitieren wir enorm von diesen internationalen Aufträgen, gewinnen durch sie neue Erfahrungen und erfahren kreative Impulse", so Steinbusch.
Bixschlag weiter: "In Zusammenspiel mit den inflationsbedingten Kostensteigerungen stehen wir hier aktuell vor einer großen Herausforderung, die wir bei Personal- und Investitionsentscheidungen berücksichtigen müssen, ohne aber die Digitalisierung bzw. hierfür notwendige Transformation zu vernachlässigen." Auch bei der EMG spricht man von einer "deutlich spürbaren Zurückhaltung" der Sender. "Zusagen für Studioproduktionen kommen zögerlich, während der Budgetdruck weiterhin ungebremst steigt. Die Hoffnung für die zweite Hälfte dieses Jahres liegt in einem sich erholenden Werbemarkt sowie engagierten Senderentscheidungen, wieder mehr Neuproduktionen für den TV-Herbst und Winter zu beauftragen", sagt René Steinbusch.
Trotz der Zurückhaltung der Sender und Plattformen ist aber noch Bewegung im Produzentenmarkt. Bei der MMC heißt es, dass derzeit ein "signifikanter Anstieg" von Anfragen zu verzeichnen sei, die hauptsächlich Kalkulationszwecken dienen würden. Roden: "Es gibt zu diesen fiktiven Projekten zumeist noch keine Einbindung eines Senders. Viele Produzierende sind trotzdem sehr kreativ, entwickeln und pitchen Formatideen und liefern dazu gleich die passenden Preisschilder", berichtet Roden. Hier versuche die MMC, so Roden, bei einer ersten Umsetzung so zu unterstützen, dass die Entscheidungsfindung auf Senderseite möglichst verkürzt wird.
Nico Roden: "Da die Rechte der Dekoration bei uns liegen, können wir ganz unproblematisch sendefähigen Content herstellen. Darüber hinaus sind wir im Zuge individueller Absprachen mit den Produzenten bereit, über die sonst üblichen Pilotkonditionen hinaus ins Risiko zu gehen." Nach MMC-Angaben kommt das ungewöhnliche Angebot gut an. Mitte Juni ging der Studiobetreiber mit der Bewerbung auf die Branche zu. Das Feedback bezeichnet Roden als "überwältigend": "Vergleichbar viele Rückläufer auf eine Mail in so kurzer Zeit haben wir sonst nur bei unserem Karnevalsevent."