Könnte. Könnte. Wird diskutiert. Könnte. Sollen. Wäre. Möglicherweise. Falls. Könnte. Wäre. Es mangelt dem Aufmacher von Seite 4 der "Bild" vom Montag sowie der Online-Version des Artikels nicht an Konjunktiven, leider aber an korrekten Fakten bei dem Artikel mit der Überschrift "DSDS-Angriff auf The Voice", geschrieben von einem "Bild"-Redakteur, der es eigentlich besser wissen müsste.

Es geht um ein Castingshow-Duell. "DSDS und ‚The Voice of Germany‘ sind die zwei großen Musik-Shows im deutschen TV. ‚The Voice‘ (Vox) läuft am Freitag, DSDS (RTL) am Samstag", steht in der gedruckten "Bild" (Montagsausgabe). Dass "The Voice" bei Vox läuft, dürfte sowohl Vox neu sein als auch ProSieben sowie Sat.1, wo die Castingshow seit zwölf Jahren auf beiden Sendern läuft, zuletzt donnerstags und freitags.

Sender falsch, Sendetage unvollständig. Wobei die Sendetage auch überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben, denn viel mehr geht es um die Jahreszeiten in denen die beiden großen Castingshows laufen. "The Voice" im Herbst, "DSDS" in den letzten 17 Jahren stets ab Januar. Laut "Bild" sollen die Dreharbeiten zur neuen 21. Staffel von "DSDS" allerdings später starten, nicht erst im Herbst sondern Anfang 2024.

Zu den Konsequenzen heißt es in der Online-Version des Artikels: "Die DSDS Live-Shows würden 2024 nicht im Herbst laufen, sondern möglicherweise im Dezember, auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft." Auch das ist witzig: Seit 2005 gab es keine Live-Show mehr von "Deutschland sucht den Superstar" im Herbst. Dass die "Live-Sendungen von DSDS" besonders beliebt seien, ist ebenso falsch. Besser liefen eigentlich immer die Casting-Episoden zu Beginn.

Hinter wirren Formulierungen und falschen Fakten steckt eine unnötig umständlich formulierte Spekulation: Verlegt RTL "Deutschland sucht den Superstar" vom Jahresanfang in den Herbst? Auf DWDL.de-Anfrage kommentiert ein RTL-Sprecher den gut versteckten Kern der Aussage des "Bild"-Artikels am Montag mit den Worte "Aktuell sind das nur Gerüchte". Ein hartes Dementi sieht anders aus.

Der Januar ist ohnehin schon prall gefüllt

Nachvollziehbar wäre ein Wechsel von "DSDS" aus RTL-Sicht durchaus: Im Januar hat RTL u.a. mit "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" sowie der gerade neu eingekauften NFL schon große Leuchtturm-Programme. Es wäre nicht das erste Format, was man aus dem vollen Januar herausholt: "Der Bachelor" wurde in diesem Jahr erst im März gestartet. Angesichts des sich erst langsam erholenden Werbemarktes wäre es nachvollziehbar, geplante Produktionen besser im Jahr zu verteilen und tendenziell zu schieben.

Mit "Deutschland sucht den Superstar" im Herbst würde man "The Voice of Germany" zwar vermutlich immer noch nicht an den gleichen Sendetagen in die Quere kommen, wie "Bild" suggeriert. RTL könnte damit aber zur früher mal sehr relevanten Jahreszeit, dem Start in die neue TV-Saison, eine Lücke schließen, die mit dem Aus fürs "Supertalent" entstand. Über dessen Comeback wurde neulich gegrübelt. Ob "DSDS" nun im Jahresverlauf umziehen wird, dürfte mit einer Entscheidung für oder gegen ein Comeback des "Supertalents" zusammenhängen.