Karnevalisten dürften sich in diesem Jahr mit Blick auf das Fernsehprogramm gewundert haben. So gab es die traditionelle Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ im Ersten erst deutlich nach 22 Uhr zu sehen und „Düsseldorf Helau“ wurde gleich komplett ins WDR Fernsehen abgeschoben. Damit folgte die ARD einem Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist: Der klassische Sitzungskarneval füllt in den bundesweiten Hauptprogrammen immer weniger Sendeplätze.

Die Entwicklung lässt sich mit konkreten Zahlen untermauern: Waren vor rund zehn Jahren noch fast zehn Shows dieser Art im Ersten und im ZDF zu sehen, so beschränkt sich die Zahl der um 20:15 Uhr gezeigten Sitzungen in diesem Jahr auf drei: Neben „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ räumten die beiden Öffentlich-Rechtlichen ihre Primetime-Bühne nur noch für „Karneval in Köln“ am Rosenmontag sowie die Mädchensitzung „Kölle Alaaf“ frei. Letztere musste an Weiberfastnacht im ZDF mit nur noch rund dreieinhalb Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern ein neuerliches Quoten-Tief hinnehmen.

„Die Übertragungen des 'Orden Wider den tierischen Ernst“ um 20:15 Uhr im Ersten haben schon seit einigen Jahren an Zuschauern verloren“, erklärte eine WDR-Sprecherin auf DWDL.de-Nachfrage. „Im vergangenen Jahr wurde der Orden in der zweiten Primetime übertragen, mit sehr gutem Marktanteil. Die Zuschauerzahl lag 2022 früh und 2023 spät auf genau gleichem Niveau, jeweils bei knapp 2,5 Millionen.“ In diesem Jahr waren es um 22:35 Uhr allerdings noch einmal deutlich weniger: Nicht mal mehr eineinhalb Millionen Jecken sahen, wie sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther seinen Orden abholte. Immerhin knapp eine halbe Million kamen einige später bei einer Wiederholung in der Primetime des WDR Fernsehens hinzu.

Die ARD-Programmdirektion habe frühzeitig angekündigt, „Wider den tierischen Ernst“ in diesem Jahr nicht mehr um 20:15 platzieren zu wollen, so der WDR. „Die ARD ist eine Arbeitsgemeinschaft von Rundfunkanstalten, die auf die unterschiedlichen Erwartungen des Publikums in den verschiedenen Regionen Deutschlands eingehen muss. Sie hat eine Abwägung getroffen, die wir als WDR akzeptieren.“

Wider den tierischen Ernst © WDR/ddp/FlashPic "Wider den tierischen Ernst": Außenministerin Annalena Baerbock wird hielt Vorjahres-Ordensträgerin die Laudatio auf den Ritter 2024, den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther.

Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass die Dritten Programme für den Karneval in Zukunft eine noch größere Rolle spielen werden – als zumeist lokales oder regionales Ereignis macht das auch durchaus Sinn. So ist die Sitzung „Düsseldorf Helau“ in diesem Jahr erstmals gar nicht mehr im bundesweiten Hauptprogramm zu sehen – wohl auch eine Folge rückläufiger Quoten. Auch hier schalteten 2023 nur noch etwa zweieinhalb Millionen Menschen ein, nachdem es wenige Jahre zuvor noch rund vier Millionen waren. Beim WDR sieht man die Verschiebung ins eigene Dritte, wo die Show am vergangenen Samstag lief, durchaus als Vorteil: Man könne auf diese Weise dem Wunsch der Düsseldorfer Karnevalisten nach mehr Sendezeit nachkommen, „da die Sendezeit im Ersten auf maximal zwei Stunden begrenzt war“, so eine Sendersprecherin zu DWDL.de.

Franken-Fastnacht bleibt Quoten-König in den Dritten Programmen

Für den WDR erwies sich die Sitzung aus Düsseldorf als veritabler Erfolg: Immerhin bundesweit über 800.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie ein Marktanteil von rund neun Prozent im Sendegebiet wurden mit „Düsseldorf Helau“ erzielt. Andere Dritte Programme waren mit ihren TV-Sitzungen aber noch ein ganzes Stück noch stärker: So erreichte die Sitzung der Mumbacher Bohnebeitel am vorigen Dienstag im SWR bundesweit trotz starker Fußball-Konkurrenz rund eineinhalb Millionen Menschen, alleine in Rheinland-Pfalz lag der Marktanteil bei 29,9 Prozent. In Baden-Württemberg wiederum erreichte die "Schwäbische Fasnet aus Donzdorf" sehr gute 13,4 Prozent Marktanteil, die "Konstanzer Fasnacht" lag mit 12,8 Prozent im SWR knapp dahinter.

Und auch anderswo wurde gefeiert: So brachte es der SR mit seiner „Narrenschau“ im Saarland auf einen Marktanteil von 20,1 Prozent. Erfolge gab's zudem beim HR, wo etwa "Hessen lacht zur Fassenacht" im Sendegebiet immerhin 9,0 Prozent Marktanteil und die anschließende queere Sitzung "Rosa Wölkchen" gar 10,7 Prozent verzeichnete.

Spitzenreiter unter den Karnevalsshows in den Dritten aber war auch 2024 wieder der BR: In Bayern erzielte die „Fastnacht in Franken“ mehr als 50 Prozent Marktanteil und kam bundesweit auf rund 3,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, die Wiederholung am Tag danach knackte ebenfalls noch einmal die Millionen-Marke. Das zeigt: Karneval im Fernsehen ist keineswegs aus der Mode geraten – aber eben eher regional als bundesweit.