An Amazon scheiden sich in der Fernsehbranche die Geister. Dass das Unternehmen über seinen Streamingdienst tolle Serien anbietet, bezweifelt niemand ernsthaft, der schon mal "Transparent" oder "Man in the High Castle" gesehen hat. Und mit "You Are Wanted" steht nun sogar die erste Produktion an, die eigens für den deutschen Markt hergestellt wird. Doch ist der Preis dafür mit rund 50 Euro pro Jahr nicht viel zu günstig? Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Instant Video Germany, wies am Mittwoch während der Pay-TV-Runde auf der Anga Com sogar kurzerhand darauf hin, dass es ja auch das teurere monatliche Paket zu haben gibt – eine etwas kuriose Situation, schließlich kommt es in dieser Branche nur äußerst selten vor, dass auf höherpreisige Angebote verwiesen wird. 

Tatsächlich dürfte Amazon seine meisten Kunden durch den geschickten Prime-Kniff gewinnen, der ja längst nicht nur das Streaming von Filmen, Serien und Musik umfasst, sondern auch eine schnelle Lieferung der Amazon-Bestellungen. Katharina Behrends, Geschäftsführerin von NBCUniversal Global Networks Deutschland, kann den Kampfpreis von Amazon nicht so recht nachvollziehen. "Ich finde Amazon viel zu billig", sagte sie auch mit Blick auf die hochwertigen Produktionen, bei denen eine Folge schon mal zwei Millionen Dollar kosten kann. Und auch Elke Walthelm, die bei Sky als Executive Vice President Content fungiert, gibt offen zu, dass auch Sky Online nicht mit den unschlagbaren Preisen des US-Players mithalten könne.

Telekom-Content-Chef Peter Kerckhoff hingegen sieht darin kein Problem. Jede unterstützende Hand sei willkommen, betonte er in Köln. "Die Quersubventionierung macht den Content nicht weniger wertig." Dass Amazon derzeit gar nicht über das Telekom-Angebot Entertain vertreten ist, verwundert angesichts dessen schon. Weshalb das so ist, ließen sowohl Kerckhoff als auch Schneider offen. Es sei jedoch grundsätzlich das Ziel, alle Partner dabei zu haben, stellte der Telekom-Mann klar – ohne die genauen Bedingungen für eine Zusammenarbeit zu formulieren. Er äußerte sich allerdings optimistisch, dass es in Zukunft doch noch eine Übereinkunft geben wird. "Da findet sich schon ein gerechter Marktpreis", so Kerckhoff auf der Anga Com. 

Wie viele Kunden den Streamingdienst von Amazon hierzulande nutzen, konnte indes auch auf dem Panel nicht geklärt werden, auch wenn Christoph Schneider nur allzu gerne darüber sprechen würde – allein die Unternehmenspolitik verbietet es. "Manchmal würde ich gerne Zahlen nennen, um einige Sachen zurechtzurücken", erklärte er im Gespräch mit DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath, machte aber zumindest deutlich, dass die Produktion von "You Are Wanted" erst als Anfang der Investitionen in deutsche Inhalte zu verstehen ist. "VoD ohne eigene Inhalte hat keine Chance", betonte der Amazon-Video-Geschäftsführer und erlaubte sich damit gewissermaßen einen Seitenhieb in Richtung seines früheren Arbeitgebers Maxdome, dem Amazon und Netflix inzwischen mutmaßlich den Rang abgelaufen haben.

"Der Weg von Sky und Amazon ist nicht unser Weg."
Katharina Behrends, Geschäftsführerin von NBC Universal Global Networks Deutschland

Doch bei allen Diskussionen um die neuen Player konnte man zwischenzeitlich beinahe vergessen, dass es auf dem Pay-TV-Markt auch noch die alteingesessenen Vertreter gibt – so wie etwa Sky und NBCUniversal, deren Vertreterinnen sich kurzzeitig darüber stritten, wer sich denn nun tatsächlich Marktführer nennen darf. Am Ende ist es freilich vor allem eine Definitionssache und klar ist auch, dass die NBC-Sender 13th Street und Syfy ohne die Sky-Plattform längst nicht so erfolgreich sein könnten wie sie es aktuell sind. Eine deutsche Serie will Katharina Behrends für ihre Pay-TV-Kanäle dennoch nicht in Auftrag geben, "weil die Zuschauer das bei uns nicht sehen wollen", wie sie in Köln sagte. "Der Weg von Sky und Amazon ist nicht unser Weg." 

Ganz anders die Situation bei Sky, wo bis 2017 abseits des Großprojekts "Babylon Berlin" noch zwei weitere Produktionen angekündigt werden sollen, wie Elke Walthelm sagte. "Ich sehe meinen Auftrag darin, das Entertainment-Angebot weiter auszubauen." Inwiefern der vor einigen Jahren gestartete 3D-Sender dabei eine Rolle spielen wird, ließ sie hingegen offen. "Die Nachfrage wird kleiner", gab sie zu. Zum Kreis derjenigen, die eigene Inhalte anbieten wollen, könnte indes in Zukunft auch verstärkt die Telekom zählen, deren Vertreter Peter Kerckhoff sich schon mal in einer leisen Ankündigung übte. "Wir werden uns nicht darauf verlassen, dass wir immer nur die besten Angebote von Drittpartnern bekommen", erklärte er und zeigte sich zugleich "mehr als zufrieden" mit den Basketball- und Eishockey-Übertragungen bei Entertain.

Zur bevorstehenden Vergabe der Bundesliga-Rechte wollte er sich übrigens ebenso wenig äußern wie seine Kollegen von Sky und Amazon. Diesbezüglich sollte am Donnerstag aber zumindest Klarheit herrschen.