Bild: 2007 Sony Pictures Television Inc. and Bluebush Productions, LLC.Fernsehen kann vieles, was Kino auch kann. Inzwischen wohl manchmal besser, packender und vor allem: länger. Dreizehn Episoden lang kann man in Deutschland ab heute Abend Glenn Close als Patty Hewes bei ihrem wahrlich skrupellosen Treiben in der neuen kabel eins-Serie “Damages” zuschauen. Ihr Gegenspieler ist der ernsthafte, silber ergraute und sehr überzeugende Ted Danson. “Damages” als Anwaltsserie zu bezeichnen wäre fatal, denn dann stünde die Produktion in einer Reihe mit - zweifelsohne auch großartigen Produktionen wie - “Boston Legal” oder “Liebling Kreuzberg”. Worum es geht: Patty Hewes ist die gefürchtetste Anwältin der USA - kein Serien-Klischee, sondern hier wirklich in der Tiefe -, die Milliardär und Betrüger Arthur Frobisher, der seine Mitarbeiter in die Pleite geschickt haben soll, vernichten will - vor Gericht.
 
Die junge Anwältin Ellen Parsons - gespielt von Rose Byrne - heuert bei Hewes an und wird verstrickt in ein Geflecht aus Lügen und Intrigen, das es mit John Grisham gleich zweimal aufnehmen kann. Nicht zuletzt wegen einer mehr als brillianten Glenn Close, die die beängstigende Stärke der Karrierefrau Hewes zwischen Kälte, Lächeln und kaltem Lächeln auf erstaunliche Weise verkörpert. Dafür gab es in diesem Jahr auch den Golden Globe als beste Darstellerin einer Serie.
 

Es sind nicht nur die gelungene Kameraführung und coole Bildsprache, die hervorragenden Dialoge und die Erzählstruktur, die die Geschichte von ihrem Ende (ihrem eigentlichen Anfang? ihrer Mitte?) her aufzäumt, die “Damages” von der ersten Minute an packend machen. Es ist vor allem auch die Konstellation der Figuren, die den Zuschauer stets im Zweifel über Gut und Böse lässt und die aus der Serie einen hochkaratigen TV-Thriller in Überlänge macht.

“Damages” hat das, was vielen anderen Produktionen derzeit leider fehlt: Atmosphäre. Mal erheiternd, mal verstörend, mal bedrückend - aber immer spannend und kraftvoll. Die Musik, die Kamera, die Schnitte - alles an diesem Stück Erzählfernsehen erscheint kompromisslos. Ob es ein Erfolg wird? Das lässt sich derzeit nur schwer abschätzen.

Es handelt sich bei "Damages" zweifelsohne um ein exzellentes Stück Fernsehen. Serien mit derart fortlaufender Handlung tun sich im Free-TV jedoch schwer. Auch die “Sopranos” haben bei Kabel eins kein Millionenpublikum erreichen können und finden nun wieder im Bezahlfernsehen statt. Selbst “Lost” dümpelte bei ProSieben zuletzt vor sich hin. Aber 13 Episoden - gezeigt in Doppelfolgen - kann man schon durchhalten.