Welt KompaktZweifelsohne ist das Ressort Geschmacksache: In der Montagsausgabe geht es um eher ungewöhnliche Modetrends aus aller Welt ("Die Straße als Laufsteg"). Die neue Doppelseite "Internet" dürfte weniger umstritten sein: Zum Auftakt nutzt man den Platz gleich, um über die eigene Werbekampagne auf die Frage zu kommen, wie sehr das Internet unser Leben verändert hat. Schon seit langem ist "Welt Kompakt" die web-affinste Tageszeitung - druckt etwa Tweets auf der Titelseite.

Dem Internet jetzt eine feste Doppelseite zu widmen, ist konsequent. Sie bietet auch zusätzlichen Platz für mehr Tweets, Facebook- oder Google Wave-Kommentare, kurze Meldungen und eine Social Media-Kolumne von Jürgen Stüber. Gerade das neue Internet-Ressort wäre manchem Print-Macher ein Dorn im Auge, gibt man doch vermeintlich dem Medium einen Platz, dass die Zeitung verdrängt. Bei "Welt Kompakt" denkt man aber schon länger anders.
 

 
Statt gegen das Web zu arbeiten, arbeitet man mit dem Web. Und statt Zeitungsleser gewinnen zu wollen, die die Tiefe von "FAZ" oder "Süddeutsche" schätzen und über "Welt Kompakt" nur lächeln, versucht man Ehrenhaftes: Neue Leser für das Medium Zeitung zu begeistern. Für tiefergehende Analysen hat der typische "Welt Kompakt"-Leser entweder keine Zeit oder aber kein Interesse, weil er sich als Internet-Nutzer über diverse Informationsquellen eh längst ein eigenes Bild von einem Thema gemacht hat.

Die falsche Annahme manches Kritikers der "Welt Kompakt": Diese Zeitung sei für viele Leser die einzige Informationsquelle - und damit viel zu wenig. Das jedoch darf man anzweifeln. Wer knausrig ist und nur Info-Happen verdauen kann, greift zur "Bild". Der "Welt Kompakt"-Leser, so zumindest die persönliche Erfahrung aus den vergangenen Jahren, hat die wichtigen Themen längst online gelesen - und nutzt "Welt Kompakt" nur als Ergänzung. Und als solche ist sie seit heute noch ein Stück lesenswerter geworden.