Mit der Neuauflage von Formaten, die einst den Stempel "Kult" aufgedrückt bekamen, ist es so eine Sache. Auf dem Papier klingt die Idee immer ganz großartig, die Freude bei der ersten Ankündigungen ist bei ehemaligen Fans des Formats dann auch groß. Und doch kann man eigentlich fast nur verlieren: Versuchen sich Sender und Produktionsfirma daran, das Format in die aktuelle Zeit zu übersetzen und zu modernisieren, hat es häufig so wenig mit der Ursprungssendung zu tun, dass sich ehemalige Fans enttäuscht abwenden. Bringt man das Format in seiner ursprünglichen Form zurück, verkennt man die Tatsache, dass sich die Welt in der Zwischenzeit eben doch weitergedreht und das Humorverständnis sich weiterentwickelt hat.

Bei der "Wochenshow", die Sat.1 an diesem Freitag nach fast neun Jahren Pause wieder neu auflegt, entschied man sich für die zweite Variante. Als die erste neue "Wochenshow" am Mittwoch im Kölner Residenz-Theater aufgezeichnet wurde, fühlte man sich spontan in die späten 90er zurückversetzt - spätestens als nach kurzer Zeit das altbekannte Westerwelle-Voice Over zu hören und der noch immer genauso unlustige Nachrichtenüberblick mit den drei kommentierten Film-Schnipseln zu sehen war, der schon damals die "Wochenshow" eröfnete. Es schien fast, als habe man das Konzept von einst irgendwo wiedergefunden und 1:1 übernommen - wobei man immerhin froh sein kann, dass die letzten Änderungen der späten "Wochenshow"-Phase, in der Sat.1 damals entdeckte, dass im Namen das Wort "Show" steckt und dem Format daher eine Showtreppe aufzwang, verloren gegangen sind.

 

 

Doch nicht nur das: In der gleichen Truhe wie das Konzept lagerten offenbar auch noch eine ganze Reihe alter Witze, die man nun einfach nochmal zum Besten gibt. Über die FDP lässt sich schließlich fast zeitlos mit dem Spruch "Was ist der Unterschied zwischen der FDP und einem Opel Corsa? Der Opel Corsa hat mehr Sitze" herziehen. Obwohl man - für eine wochenaktuelle Sendung erstaunlich - nicht weniger als 50 Stunden vor der Ausstrahlung aufzeichnete, bemühte man sich immerhin bei den Themen um Aktualität. Ob Rösler, Strauss-Khan, Bruni, William & Kate, Schwarzenegger, Griechenland, Zensus: Es war ein schneller, bisweilen gar zu hektischer Ritt durch die Schlagzeilen der letzten Wochen.

Und doch wirkte es häufig eher so, als habe man lediglich das Witzebuch aus Kindertagen nach halbwegs passenden Sprüchen dazu durchsucht als sich wirklich Gedanken darüber zu machen. Brainpool hat so viel Material aufgezeichnet, dass vor der Ausstrahlung noch viel Leerlauf herausgeschnitten werden kann und wird - doch wenn man im Studio seine Nachbarin nach 30 Minuten anblickt und feststellt, dass die erste überraschende Pointe noch immer auf sich warten lässt, dann spricht das trotzdem nicht für die Autoren. Auch Matthias Matschke als Reporter vor einem brennenden Haschisch-Feld (die Pointe können Sie sich an dieser Stelle vermutlich denken) machte seinen Job schauspielerisch nicht schlecht. Doch gefühlt hat man vor gleicher Kulisse mit dem gleichen Gag schon 1997 Marco Rima und 2000 Anke Engelke stehen sehen.

Dabei war in der Sendung ja längst nicht alles schlecht. Auch als Nicht-Fan von Matze Knop muss man konstatieren: Er machte seine Sache als Parodist von Rösler, Matthäus und Bohlen richtig gut. Auch die Schluss-Nummer, in der das Team als Adoro verkleidet Fußball-Hits im Klassik-Gewand vorbringt, kann durchaus für ein Lächeln sorgen. Das neue Ensemble ist mit so verschiedenen Persönlichkeiten zusammengesetzt, dass sich eine große Bandbreite an Gags und Reihen etablieren ließe. Und darauf kommte es ja auch eigentlich an: Wenn man ehrlich ist und die "Gute-Alte-Zeit"-Verklärung überwindet, muss man zugeben, dass die "Wochenshow" auch früher nicht gerade der Hort besonders ausgeklügelter Gags war. Sie lebte von ihren Figuren. Von Brisko Schneider, von Ricky und ihrem Popsofa, von Herbert Görgens, von Ottmar Zittlau oder von Opa Adolf Frey.

Dass man gleichwertiges in der ersten Sendung mit neuem Ensemble noch nicht vorweisen kann, ist natürlich niemandem vorzuwerfen. Diese Reihen müssen sich entwickeln. Mit Matthias Matschkes Kulturecke etwa gibt es erste Ansätze. Ob die Etablierung prägender Figuren innerhalb von nur acht Folgen, die Sat.1 dem Format zunächst lediglich gibt, gelingen kann, ist aber fraglich. Noch fraglicher ist es, ob das Publikum nach dem Neugierfaktor, der zumindest in dieser Woche für gute Quoten sorgen sollte, überhaupt diese Ausdauer beweist. Auf diesem Sendeplatz hatten schließlich zuletzt sogar schon hochwertige Produktionen wie "Ladykracher" oder "Pastewka" Schwierigkeiten hatten, auf mehr als mittelmäßige Quoten zu kommen. Sat.1-Chef Bartl will zurück zu alter Stärke - doch dafür nur die Rezepte von einst herauszukramen, dürfte zu wenig sein.