Erst habe es "ästethisches Unbehagen" verursacht, dann "ganz schön" genervt: Die "taz" hat der Werbung im Umfeld des Profisports den Kampf angesagt. Schon seit vergangener Woche verpixelt man bei Fotos in der Sportberichterstattung die Werbung von Sponsoren. "Weg mit dieser Flimmerbande. Weg mit dem Werbepatchwork auf dem Sportlertrikot", heißt es im Hausblog der "taz". Man wolle mit der Verpixelung "journalistisch noch unabhängiger werden". Wie das genau funktionieren soll, weiß aber vermutlich nur die "taz". Dennoch kündigte man nach dem Test am Montag an, die Verpixelung dauerhaft fortzusetzen. "Jetzt ibt es kein Zurück mehr", so die dramatische Ankündigung.
In dem ausführlichen Blogeintrag geht man auch auf die Kritiker der Aktion ein. Etwa die Werbewirtschaft. Deren Sorgen begegnet man mit einer wirren Antwort. Man wolle "nicht die Werbung an sich abschaffen und auch nicht das Sportsponsoring. Beides hat seine Berechtigung. Jedes Unternehmen ist frei darin, Millionen von Euro in den Fußball oder sonst wohin zu pumpen. Aber wir müssen die Art und die Allgegenwart der Werbung im Sport nicht gut finden. Und wir müssen uns nicht instrumentalisieren lassen, nur damit die sogenannte Reichweite, ein Parameter der Werbewirtschaft, stimmt."
Dieses Milliardengeschäft der Werbung mit seinen manchmal absurden Auswüchsen und immer weniger Kreativität muss man nicht gut finden, aber verstehen sollte man es. Der Profisport - und dazu zählen nicht nur die großen Vereine wie der FC Bayern München - lebt nun einmal von Sponsorengeldern. Wie elementar das für die Vereine ist, sieht man immer, wenn bei der TV-Berichterstattung über eine mögliche Abschaffung der "Sportschau" zu Gunsten mehr Exklusivität für Sky spekuliert wird. Da gehen die Vereine auf die Barrikaden. Sie fürchten um die wichtigen Sponsorengelder, die verloren gehen könnten, wenn die Sponsoren mangels Reichweite nichts von ihrem Engagement haben.
Natürlich dient Werbung letztlich dem kommerziellen Vorteil der Unternehmen. Doch zunächst einmal treten die im Sport engagierten Unternehmen in Vorkasse und ermöglichen in Deutschland eine Vereinskultur wie es sie sonst kaum gibt. Denn was die "taz" hier beim Profisport der ersten Liga kritisiert, beginnt schon im Regionalen mit der Fahrschule oder der Autowerkstatt als Sponsoren auf dem Trikot der Nachwuchs-Mannschaften. Hier würden Eltern wohl kaum dagegen protestieren, wenn Unternehmen den Sport ihrer Kinder unterstützen. Das wirkt noch sympathisch. Sicher, irgendwo zwischen diesem Beispiel und dem FC Bayern München verliert das Sponsoring und Werben im Sport an sympathischen Zügen. Nur wo zieht man die Grenze? Und geht das überhaupt?
Dass die "taz" jetzt ein paar Bilder verpixelt, wird keinem weh tun. Die zu geringe Reichweite der "taz" sorgt da allenfalls für Diskussionen über die Werbung im Sport als für echten Schaden bei den Sponsoring- und Werbepartnern. Diese Diskussionen sind gut. Nicht, weil eine Abschaffung der Werbung im Sport sinnvoll oder möglich wäre. Aber weil sie ein Bewusstsein dafür schaffen, wie das Sportgeschäft heutzutage funktioniert. Heiligt der Zweck also die Mittel? Angesichts des begrenzten Schadens, den die "taz" damit anrichtet, kann man das bejahen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die "taz" sich ungewöhnlicher Mittel bedient, um Aufmerksamkeit für wichtige Themen zu gewinnen. Dafür liebt man sie ja.