Zunächst einmal klingt es schon irritierend, dass der neue "Prinz" mit weniger Seiten, in kleinerem Format und zu höherem Preis an den Kiosk kommt. Doch dahinter steckt eine neue Taktik. Die ist sehr interessant, aber auch gewagt. Weil sie das Stadtmagazin weiter weg vom journalistischen Anspruch hin zum Konsumartikel positioniert. Coupons sind das Stichwort. Inspiriert durch die boomenden lokalen Gutschein-Portale a la Groupon bietet jede "Prinz"-Ausgabe ab sofort zahlreiche Gutscheine aus den Bereichen Gastro, Shopping, Nightlife und Leben. Sie sind nicht zu übersehen: Auf dem Cover werden sie bereits auffällig beworben und einmal aufgeschlagen, beginnt das Heft mit jenen heraustrennbaren Coupons.

Zweifelsohne kann sich der "Prinz" damit für die meisten Leser sofort rentieren. Jeder einzelne Gutschein hat in der Regel bereits einen höheren Wert als das teurer gewordene Magazin. Die Kölner Ausgabe schlägt beispielsweise mit 2,50 Euro zu Buche. Dafür gibt es 116 Seiten mit der gewohnt hohen Anzahl an Werbeseiten (Fast 40). Regionale Inhalte - vom ebenfalls geschrumpften Terminkalender abgesehen - beschränken sich allerdings auf gerade einmal 17 Seiten. Den Rest füllt die übliche Mischung aus Produktvorstellungen und Lifestyle-Themen, die ohne regionalen Bezug für alle "Prinz"-Ausgaben in Deutschland produziert werden. Als Topthema zum Relaunch hat man sich "Fünf Klicks zur großen Liebe - Online-Singlebörsen im Test" ausgesucht, was angesichts der jungen, urbanen Zielgruppe der Zeitschrift irgendwie überholt wirkt. Auch der Rest der Erstausgabe nach dem Relaunch enttäuscht.

Schon immer stand der Prinz vor der Herausforderung, drei Ansprüchen gerecht zu werden. Man wollte Lifestyle-Magazine, lokales Stadt-Magazin und  Service-Heft in einem sein. Mit dem Relaunch ist durch die Coupons der Service-Anteil gestiegen. Oder anders formuliert, was dann wesentlich weniger sympathisch klingt: Der Anteil journalistischer Magazin-Inhalte ist weiter gesunken. Wirtschaftlich könnte der "Prinz" durch die Coupon-Strategie sicher erfolgreich werden, wenn sich herausstellen sollte, dass sich die Leser in erster Linie für Preisvorteile und Rabatte interessieren. Doch der Verkaufserfolg am Kiosk ist dann keine Aussage mehr über den Erfolg eines journalistisches Produkt. Davon hat der "Prinz" sich mit dem Relaunch ein gutes Stück weit entfernt. Dass die Städtenamen nun noch größer auf dem Cover, wird im Redaktionellen nicht eingelöst.

Wo beispielsweise Köln drauf steht, ist einfach zu wenig Köln drin. Dabei ist gerade die Coupon-Strategie ja geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl: Go local. Auch bei den Inhalten, nicht nur bei den Gutscheinen. Vorerst jedoch ist die Frage, ob der Coupon-Coup aufgeht weitaus spannender als der neue "Prinz" selbst.