Dass Hurrikan Irene bereits seit Freitag an Geschwindigkeit verliert, war jedoch selten bis gar nicht Überschrift in der Berichterstattung. Dass aus dem Hurrikan der Kategorie 3 längst ein Hurrikan der Kategorie 1 geworden war und er am Sonntagmittag deutscher Zeit - noch bevor er New York City erreicht hatte - zu einem Tropensturm herabgestuft wurde, passte auch nicht zu den Aufmachern von Spiegel Online und Bild.de. Bei Bild.de war unverändert die Rede vom "Horror-Hurrikan". Gut, dass es kein Hurrikan der Stufe 2, 3, 4 oder 5 war. Dann würde es schwer mit noch extremeren Superlativen. Doch den Vogel abgeschossen hat am Sonntag zweifelsohne Spiegel Online.

Jüngst erst engagierte man eine Social-Media-Managerin, die sich zentral um die Auftritte des Nachrichtenportals bei Twitter und Facebook kümmern sollte. Doch die Idee, diese Aufgaben bei einer einzelnen Person zu bündeln, war ohnehin Unsinn. Das zu beherrschen, ist Aufgabe eines jeden Redakteurs. Und wie schwierig es ist, da den richtigen Tonfall zu treffen, zeigte ein Tweet am Sonntagmittag deutscher Zeit, als in New York gerade der Tag begann und die ersten Ausläufer von Irene die Metropole erreichten. "#Irene in Manhattan: Bisher enttäuschend", schrieb Spiegel Online via Twitter. Wie zynisch. Zweifelsohne gibt es solche Gedanken in Redaktionen öfter als es Lesern lieb ist. Nur trägt man sie nicht nach außen.

Aber nein, so unglücklich dieser Tweet auch ist, sollte man Spiegel Online jetzt nicht unterstellen, dass man dort erst mit Toten und Verletzten zufrieden sei. Das wäre falsch. So war es sicher nicht gemeint. Hier wurde direkt aus Manhattan getwittert und drüben in der Metropole ist man weitaus gelassener. Als Journalist sollte man sich einen solchen Kommentar sicher verkneifen, aber menschlich ist an diesem Sonntagmorgen so mancher überrascht davon, dass es bislang halb so wild war wie angekündigt. Das entspricht auch dem, was unser Kollege Matthias Müller berichtet. Es ist ein Gedanke, der auch bei uns keinem fremd ist, der hier schon mal ein Unwetter durchgestanden hat, das dramatischer angekündigt war als es ausfiel. Denken und Schreiben sind aber eben zweierlei.

Inzwischen hat sich Spiegel Online entschuldigt: "Dieser Tweet zu war nicht angemessen - wir bitten um Entschuldigung", twitterte man nach drei Stunden am Nachmittag. Den Tweet hat man damit entschuldigt. Und wenn man sich demnächst nicht zu sehr auf eine Katatstrophe freuen würde, wären solche enttäuscht klingenden Tweets auch gar nicht erst nötig.