Er hat schon seine Berechtigung, dieser Medienpreis aus dem Hause Hubert Burda Media. Der Bambi ist alljährlich eine Content-Maschine für die Klatschpresse und liefert A- bis C-Promis die Möglichkeit sich zu produzieren, zu promoten und zu inszenieren. Die Party danach wird zum Branchentreff. Nein, ma kann also nicht sagen, die Verleihung als Veranstaltung wäre sinnlos. Nur der Preis ist wertlos geworden durch alberne und eilig erfundene Kategorien, die jegliche Ehrung ehrlicher Leistungen entwerten. Insbesondere bei US-Stars gilt auch in diesem Jahr: Einen Bambi gewinnt, wer Zeit hat. Und so könnte man auch über die Auszeichnung von Bushido mit dem Bambi für Integration herzhaft lachen. In die Historie dieses Medienpreises passt die Entscheidung.

Doch die Begründung dieser Auszeichnung ist im Zusammenhang mit einem Blick auf die Karriere von Bushido so perfide, dass man die Augen nicht verschließen kann. "Bushido setzt sich ein gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander", erklärt die Jury. "Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund. Ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst" oder "Nutte Bounce, ich bumse heimlich mit deiner Mama, Nutte Bounce in 14 Tagen bin dein Papa" sind Songtexte, auf denen sich die Karriere von Bushido begründet. Wenn das im Kreise der Chefredakteurinnen und Chefredakteure von Hubert Burda Media, die die Jury des Bambi bilden, die Definition von "respektvollem Miteinander" ist, dann tut einem sogar "Bunte"-Chefin Patricia Riekel ausnahmsweise einmal leid.

Aber nicht nur in seinen Songs auch in Interviews und bei Auftritten ist Bushido immer wieder durch diskriminierende und verachtende Texte gegenüber Frauen oder Schwulen aufgefallen. Die Textzeile "Ihr Tunten werdet vergast" in einem seiner Songs wurde erst nach öffentlichen Protesten abgeändert. Für Hubert Burda Media spielt all das keine Rolle. In einem am Mittwochnachmittag veröffentlichten Statement zur zunehmenden Kritik an Bushidos Auszeichnung bei der Bambi-Verleihung heißt es als Rechtfertigung lapidar: "Musik ist eine Kunstform, der bewusste Tabubruch ein Stilmittel des Raps". Es ist eine gefährliche Erklärung.

Gerade ein Medienhaus sollte wissen, welche Kraft veröffentlichte Worte haben. Egal ob gedruckt oder in diesem Fall gesungen. Diese Kurzsichtigkeit von Burda schockiert. Wer sich bei Bushidos Texten, wie Hubert Burda Media laut Mitteilung am Mittwoch, über "bewussten Tabubruch" als Kunstform freut, der darf sich nicht darüber wundern, wenn wir auf Schulhöfen lauter solcher "Künstler" erleben. Diskriminierung, Verachtung und Hass - für Hubert Burda als Stifter des Bambi ein Zeichen "respektvollen Miteinanders"? All diese bösen Texte von früher blendete man aus beim Bambi. Geehrt wird der Bushido, dessen Marketingstrategie für den Moment die Rolle des "good guy" vorsieht.