Vergangene Woche verblüffte der Quoten-Erfolg des "Lidl-Check" alle Beobachter. Dass dieses populäre Thema sicher gute Reichweiten erzielen würd, war zu erwarten. Doch mit 6,3 Millionen Zuschauern insgesamt und selbst bei den 14- bis 49-Jährigen starken 17,0 Prozent Marktanteil übertraf die Sendung jedoch alle Erwartungen. Spätestens mit dem zweiten Markencheck über McDonalds ist jetzt auch klar, wieso. Der WDR adaptiert bei den Markenchecks das, was die Privaten seit über einem Jahrzehnt erfolgreich in der Daytime umsetzen: Infotainment rund um bekannte Unternehmen, zu denen fast jeder eine Meinung hat - egal ob gut oder schlecht. Was polarisiert, bringt eben Quote.

Sowohl "Lidl-Check" als auch "McDonalds-Check" präsentierten sich mit kritischem Unterton, der ganz wie die ARD-Politmagazine jedoch den Eindruck vermittelte, es gelte, vorgefasste Meinungen zu bestätigen. Doch dann wiederum wirkten die Markenchecks über weite Strecken wie billige Füllbeiträge von "Punkt 12" oder "Galileo": Der Burger-Test auf der Straße, der Stoppuhr-Test im Supermarkt oder das Video-Tagebuch bei Ernährungsexperimenten. Diese Banalitäten kritisieren öffentlich-rechtliche Journalisten sonst beim Infotainment der Privatsender. Jetzt sind sie plötzlich gut genug, um den einzigen Primetime-Sendeplatz für Dokumentationen im Ersten zu blockieren.

Selbst für alberne Effekthascherei ist man sich nicht zu schade. Eine virtuell nachgebaute Lidl-Filiale oder der Einsatz eines Eyetrackers, der den Blick eines Kindes beim McDonalds-Besuch erfassen sollte und doch absout keine Erkenntnisse lieferte, hatten keinen journalistischen Mehrwert. Doch der hielt sich ohnehin in Grenzen, weil der pseudo-kritische "McDonalds-Check" trotz all der negativen Kommentare wie eine bizarre Werbung für das Unternehmen wirkte - vom Blick in die innovative Burger-Küche bis zu den zahlreichen Statements von McDonalds-Vertretern die damit zweifelsohne eng in die Sendung einbezogen waren, die sicher nicht langweilig war, aber eben Gehalt vermissen ließ.

Bemerkenswert auch, wie altbacken der "McDonalds-Check" abseits technischer Spielereien wirkte. Die Fragen hätten so schon vor zehn oder zwanzig Jahren gestellt werden können. Wie erfolgreich sind die neuen Salat/Wrap-Produkte eigentlich wirklich? Hat sich die Klientel von McDonalds mit dem geänderten Angebot gewandelt? Das wären aktuelle Fragen gewesen. Doch so lautete die Erkenntnis die einzige Erkenntnis der ersten Hälfte der Sendung: McDonalds-Werbung ist raffiniert. Wer hätte das gedacht. Werbung, die Kunden gewinnen soll - eine perfide Strategie. Gerade als die Sendung kurz vor der Belanglosigkeit stand, bekam man noch die Kurve - mit altbekannten Methoden.

Beim Test der Fairness von McDonalds wird der Markencheck zum Beitrag eines ARD-Politmagazins mit permanent empörten Unterton und bewusst ausgesuchter Skandalisierung, die durch Weglassen von Informationen den gewünschten Effekt beim Zuschauer erreicht. Mit Journalismus hat das natürlich nichts zu tun, aber die Meinungsmache steht ja ohnehin oft an erster Stelle. Da klingt es ungeheuerlich, dass den Verkäuferinnen und Verkäufern bei Fehlbeträgen in der Kasse der Fehlbetrag vom Lohn abgezogen wird. Das ist nicht nett, keine Frage. Aber in der Gastronomie üblich. Das wiederum wird natürlich nicht erwähnt. Vollständigkeit stört nur bei den Markenchecks.

Im Anschluss wollte dann übrigens Frank Plasberg den Audience Flow nutzen und nach dem riesigen Quoten-Erfolg des "Lidl-Check" vom "McDonald-Check" profitieren. Anmoderiert neben einer McDonalds-Produktpalette begann die Diskussionsrunde bei "Hart aber fair" mit zwischendurch eingeblendeten 10-12-sekündigen Großaufnahmen der McDonalds-Produkte und einem Manuel Andrack, der bekundete durch den "McDonalds-Check" Hunger bekommen zu haben und sich erst einmal einen Cheeseburger bringen lässt und verspeist. Nein, skandalös ist das alles nicht. Aber befremdlich. Zumindest aber ungewöhnlich wie oberflächlich und handwerklich schwach sich die ARD populären Themen widmet und sie maximal ausschlachtet. Das kannte man sonst nur von den Privaten.