Das mit den Innovationen im deutschen Fernsehen ist so eine Sache. Neuland und frische Ideen werden immer wieder gerne gefordert. Betritt dann jemand Neuland und es funktioniert nicht auf Anhieb, wird ganz schnell nicht nur kritisiert sondern zerrissen. Thomas Gottschalk kann ein Lied davon singen. Dann gibt es Sendungen wie die "heute show", die berechtigterweise schon reihenweise Preise kassierte und dabei jedoch plötzlich als deutsche Programm-Innovation verklärt wird. Wenn man sich an den Start des Formats und die damalige Berichterstattung denkt oder einfach ins US-Fernsehen schaut, kommt jedoch schnell die Erinnerung zurück, dass es doch eher gut adaptiert als neu erfunden ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es muss nicht immer das Rad neu erfunden werden. Es kann eben auch nicht immer neu erfunden werden. Und "Leute, Leute", das neue Satire-Format im ZDF mit Monika Gruber, erfindet wahrlich nichts neu. Das mag aber auch mehr für Kritiker als für den Zuschauer ein Kriterium sein. Wenn man sich als Zuschauer hin und wieder an die "heute show" erinnert fühlte, dann kommt das nicht von ungefähr: Es steckt der gleiche TV-Produzent dahinter. Und so lässt sich "Leute, Leute" auch als boulevardeskes Gegenstück zur "heute show" beschreiben - mit einem großen Unterschied. Wo Oliver Welke stichelt, schlägt Monika Gruber zu. Es ist ein Humor, den man sich leisten können muss. So bissig und böse ist sonst kaum jemand im deutschen Fernsehen - weil es zu viele Anwälte gekränkter Prominenter auf den Plan rufen könnte.

Monika Gruber, aber auch ihre Gäste wie etwa Oliver Kalkofe, nahmen kein Blatt vor den Mund und feuerten neben allerlei gut abgehangenen Zoten auch so manch treffsichere Medienkritik. Da wurden TV-Formate wie "Der Bachelor" auseinandergenommen, das ZDF für seine Ratlosigkeit bei "Wetten, dass..?" veräppelt oder Diät-Werbespots und ihre prominenten Testimonials persifliert. Verblüffend war dabei vorallem die Unverblümtheit. Die dürfte die Anwälte des ZDF vielleicht mehr beschäftigen als die Zuschauer. Die erlebten zwar keine Revolution der Comedy aber eine handwerklich gute Sendung. Nur die Fake-Schalten, ein auch bei der "heute show" sehr beliebtes Stilmittel, wirkten in dem sonst von StandUp geprägten Format völlig fehl am Platz.

Trotzdem: Das ZDF mausert sich still und heimlich zum Comedy-Sender: Mit "heute show", "Neues aus der Anstalt", "Pelzig hält sich" und jetzt "Leute, Leute" hat man ein beachtliches LineUp auf die Beine gestellt. Sicherlich ging es bei Monika Grubers Premiere nicht um hohe Politik oder philosphische Fragen von Bedeutung und doch hatte die Sendung eine gewisse Relevanz: Sie war aktuell. Während die Privaten mehrheitlich zeitlosen und damit leicht wiederholbaren Fließband-Humor produzieren, leisten sich die Mainzer ein wochen- oder monatsaktuelles Comedyformat nach dem anderen. Das ist der kleine aber feine Unterschied. Auch hier gilt: Man muss es sich leisten können.