Als am Mittwoch um 19:07 Uhr weißer Rauch über dem Vatikan aufstieg, hätte das Timing für das ZDF kaum besser sein können. Die Wahl des neuen Papstes platzte genau in die "heute"-Nachrichten, die der Sender dann auch sofort unterbrach, um live nach Rom zu schalten, wo Chefredakteur Peter Frey mit seinen Gästen bereits wartete. Ist der neue Papst also ein Mainzer? Das Timing war jedenfalls ein Traum für das ZDF und wurde sogar noch besser, denn pünktlich zum Anpfiff des Champions-League-Spiels zwischen dem FC Bayern und Arsenal war das Spektakel in Rom dann auch wieder vorbei - auch wenn sich die Minuten zogen, ehe sich Papst Franziskus erstmals der Öffentlichkeit zeigte.

Über eine Stunde verging zwischen weißem Rauch und seinem Auftritt auf dem Balkon - fast so als habe der Vatikan auch noch auf die Zuschauer der "Tagesschau" warten wollen, könnte man scherzen. Mit seinem Auftritt zur besten Sendezeit war dem neuen Papst in Deutschland auf jeden Fall ein Millionenpublikum sicher. In der Stunde zuvor passierte nicht viel in Rom. Auf den weißen Rauch folgten Begeisterungsstürme auf dem Petersplatz, der Einzug einer Blaskapelle - und noch einmal jede Menge Spekulationen darüber, wer denn nun die Nachfolge des zurückgetretenen Benedikt XVI. antreten würde. Sie alle sollten sich als falsch erweisen.

Zeit für allzu viele Spekulationen hatte man bei ProSiebenSat.1 jedoch nicht: Während RTL seinen News-Anchor Peter Kloeppel zur besten Sendezeit statt der Dokusoap "Teenies auf Partyurlaub" in jenem Moment auf den Schirm nahm, als der neue Papst vor die Gläubigen trat, sendete die Konkurrenz aus Unterföhring ihr reguläres Primetime-Programm. Für die Zuschauer von Sat.1 kam Franziskus schlicht ein paar Minuten zu spät. Zwar durfte Peter Limbourg für die Nachrichten des Senders noch live aus Rom berichten, doch kurz vor dem entscheidenden Moment musste er zurück in die Sendezentrale geben. Da half weder seine Moderation "Jetzt wollen wir noch kurz schauen, wie er ausschaut, der neue Papst, der jetzt auf die Loggia tritt. Denn wir wollen ihn natürlich auch sehen", noch, dass Limbourg kurz vor Schluss förmlich um ein wenig Nachspielzeit bettelte.

So aber blieb ihm nicht mehr als der Verweis darauf, dass man irgendwann im Laufe des Abends wohl auch in Sat.1 zeigen werde, wer denn nun das neue Oberhaupt der katholischen Kirche sein wird. Die US-Komödie "Du schon wieder" hatte Vorrang - und die Sat.1-Zuschauer das Nachsehen. Informationskompetenz sieht anders aus. "Es ist auch die Verantwortung der privaten TV- Sender, hier zur Vermittlung beizutragen und diese Kommunikationslücke zu schließen", sagte ProSiebenSat.1-Boss Thomas Ebeling erst kürzlich, als er betonte, dass man es mit der Information durchaus ernst meine - obwohl man vor gar nicht allzu langer Zeit N24 und die gesamte Nachrichtenproduktion verkaufte. Gut zu wissen, dass es Alternativen gibt.