Leider verpassen Sie mit einer albernen Resolution fernab der Realität und mit haltlosen Behauptungen, die auf falschen Fakten basieren, die Chance, eine ernsthafte Auseinandersetzung über die Zukunft des deutschen Kinos zu führen. Es ist ja unbestritten, dass die Filmkunst in Schwierigkeiten steckt und ein fördernswertes Kulturgut ist. Nur verrennen sich die Unterstützer der jetzt veröffentlichten Resolution mit Forderungen an die falschen Adressaten. Um es ganz klar zu sagen: Es gibt keine Verpflichtung von ARD und ZDF für den deutschen Kinofilm. Schon der Titel der Resolution ist unwahr. Es mag für Filmschaffende eine moralische Verpflichtung geben - diese Karte wird auch diesmal wieder gespielt. Aber anders als es in der Resolution immer wieder behauptet wird, gehört das nicht zu den Grundversorgungs-/Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.



Da sitzen am Freitagvormittag also prominente Vertreter all dieser Verbände bei einer Pressekonferenz in Berlin und werden auf Basis von Behauptungen, die freundlich formuliert versehentlich falsch ausgelegt oder - direkter formuliert - schlicht gelogen sind, ihre Forderungen vortragen. Das verschlägt einem schon die Sprache. Nach einem Blick in den Rundfunkstaatsvertrag würden die blumigen Ausführungen in der Resolution hinfällig. In der Resolution heißt es etwa: "Wir sehen in dem Engagement von ARD und ZDF für den deutschen Kinofilm keine 'Förderung' des deutschen Films durch die Sender. Es ist keine wohltätige Geste, die man sich sparen kann, wenn die Mittel knapper werden. Die Ausstrahlung deutscher Kinofilme gehört vielmehr zum Grundversorgungs-/Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Erfüllung dieses Auftrags ist Teil der Daseinsberechtigung von ARD und ZDF."

Und auch wenn die Realität manchmal schwer zu ertragen ist: Doch, genau das ist es. Eine Geste. Es ist eine Förderung. Weil es eben nicht - wie suggeriert wird - zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehört, Kinofilme zu subventionieren. Das ist in Deutschland gute Tradition und aus Gewohnheit entsteht vielleicht dieser Eindruck, aber es basiert nicht auf dem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag. Betrachtet man das Thema mal ohne die Brille der Beteiligten, bleibt schließlich ganz nüchtern festzuhalten: Kino ist kein Rundfunk. Und dafür sind die Gebühren gedacht. Fast schon perfide ist es übrigens, wie die Unterzeichner der Resolution im gesamten Text immer wieder zwei Dinge miteinander vermischen, die sorgfältigerweise eigentlich getrennt gehören.

Ja, all diese Verbände haben natürlich Recht, wenn sie schreiben: "Ohne starke kulturelle Schwerpunkte in ihren Programmen kommen ARD und ZDF ihrem Grundversorgungsauftrag nicht nach. Im Gegenteil: Sie gefährden damit die verfassungsrechtliche Berechtigung ihrer gesicherten Finanzierung." Aber nein, deswegen muss nicht zwingend der Kinofilm gefördert werden. Es entsteht der Eindruck als gäbe es fiktionale TV-Highlights wie "Der Turm", "Unsere Mütter, unsere Väter", "Das Adlon", "Verbrechen" und andere Produktionen nicht. Sowohl ARD als auch ZDF leisten sich auch Fiktionales im kleinen Format mit Perlen wie "Tatortreiniger" oder "Lottokönige" in der ARD oder dem "Kleinen Fernsehspiel" im ZDF. Dass diese kleineren, meist anspruchsvolleren Produktionen zu oft zu sehr späten Uhrzeiten versendet werden - das gehört zu den Kritikpunkten der Filmschaffenden, die man uneingeschränkt teilen kann.

Aber wie schon gesagt: Das wird leider überdeckt von falschen Behauptungen, die Filmschaffende offenbar zu der Erkenntnis kommen lassen, sie hätten einen Anspruch darauf, ziemlich konkrete Forderungen zu Finanzierungshöhe und Sendeplätzen aufzustellen. Vielleicht aber wäre es ergiebiger statt über Subventionierungen zu sprechen, die Frage zu klären, warum der deutsche Kinofilm offenbar nicht ohne kann. Obwohl das ja schon wieder suggeriert, dass ARD und ZDF die Mittel kürzen wollen würden. Nach deren Angaben sei das aber nicht einmal der Fall. Sollte die Aufregung jetzt jedoch beigetragen haben, dass man möglicherweise doch entsprechende noch geheime Ambitionen gestoppt hat, ist das alles begrüßenswert. Nur der Tonfall der Resolution irritiert. Aber ein bisschen PR vor dem Deutschen Filmpreis kann ja nicht schaden.