Shows gibt es viele im deutschen Fernsehen, seien es nun Quiz- oder Castingshows. Doch eine Show für die ganze Familie findet man selten und wenn, dann mit "Klein gegen Groß" oder "Frag doch mal die Maus" auch nur im Ersten. Dass sich der Disney Channel nur wenige Wochen nach dem Neustart im Free-TV nun also als kleiner Sender an eine größere Abendshow wagt, ist an sich daher bereits löblich. Der Disney Channel macht damit das, was früher mit Formaten wie der "Stunde der Wahrheit" auch einmal Teil der größeren Privatsender war.

Besonders erfreulich ist dabei: Mit der "Family Time" hat der Disney Channel bewiesen, dass es nicht viel braucht für eine unterhaltsame Show. Auf einer manchmal vielleicht zu großen Bühne wurden schlichte Spiele gespielt, die vor allem den Beteiligten im Studio großen Spaß machten. Und seien Sie mal ehrlich: Wenn ein Elternteil eine Rasierschaum-Torte ins Gesicht bekommt, weil er oder sie eine Frage falsch beantwortet hat, dann liegt Moderator Marco Ströhlein schon richtig wenn er sagt "Man hat das Gefühl es ist albern, aber es macht Spaß". Beim vorherigen Spiel, als die Kinder unter sechs verschiedenen Zubereitungen die Spaghetti Bolognese der eigenen Mama erschmecken mussten, zeigte sich, wie simpel eine Show eigentlich aufgebaut sein kann. Ob zehn Sekunden pro Geschmackstest aber mit Kindern wirklich ausreichend sind, darf bezweifelt werden.

Zwischen den drei größeren Spielen, in denen die Familien Zeit für das Finalspiel sammeln konnten, mussten alle Familien jeweils unabhängig voneinander zuhause einstudierte "Performances" auf die Bühne bringen. Es ist eine mutige Entscheidung von Disney und Eyeworks, die Bühne komplett der Familie zu überlassen und manchem Vater hätte man vielleicht gewünscht, wenn es nicht so weit gekommen wäre. Doch auch hier stand wieder der Unterhaltungswert, gerade für die beteiligten Kinder, im Vordergrund. Fernsehen muss nicht immer einen Sinn haben, Fernsehen darf auch einfach mal unterhalten, ohne dabei gleich verletzend zu sein.

Während Thomas Gottschalk auf RTL Promis zum Klassentreffen empfängt, setzt der Disney Channel auf eine harmlose Show, in der Marco Ströhlein beweisen durfte, dass eine Show nicht unbedingt von einem alten Hasen moderiert werden muss. Ohnehin war es eine Wohltat, dass die "Family Time" komplett ohne Prominente auskam. Dass mit Ströhlein ein Moderator verpflichtet wurde, der es versteht, mit Kindern umzugehen, ist ein weiterer Gewinn. Vor allem in den anfänglichen Gesprächen dürfte so einiges an Lampenfieber, das bei Normalos als Kandidaten vorhanden sein dürfte, genommen worden sein. Mit Tahnee Schaffarczyk hatte er außerdem eine Frau an der Seite, der es gelang die Struktur der Show beisammen zu halten. Schade ist lediglich, dass bei all der Ruhe und Gelassenheit, die in der "Family Time" ausgestrahlt wurde, das Finalspiel in der lauten Hektik ein bisschen zu kurz kam.

Der Disney Channel hat mit seiner "Family Time", von der zunächst sechs Folgen in unregelmäßigem Abstand angekündigt sind, ganz sicher nicht das Rad neu erfunden. Das war aber auch gar nicht nötig. Stattdessen hat man sich daran erinnert, dass früher auch einmal Shows für die ganze Familie möglich waren - und diese nicht gleich auf mehrere Stunden ausgedehnt werden müssen. Auf diesem Erinnerungswert hat man bei Disney aufgebaut. Die "Family Time" ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und für den Disney Channel ist es ein schönes Aushängeschild, das sich andere Sender nicht zutrauen.