Irgendwann kommt das Gespräch aufs Aufhören. "Wie lange macht ihr jetzt 'Zimmer frei'“, fragt Erich Böhme, und Christine Westermann antwortet: "Sechs Jahre." Böhme erwidert mit Blick auf seine politische Talkshow: "Ich mache es 13 Jahre. Macht das mal 13 Jahre!" Das ist, man ahnt es schon, lange her. Im kommenden Jahr werden es gleich 20 Jahre gewesen sein, in denen Westermann zusammen mit Götz Alsmann hunderte prominente Gäste auf ihre WG-Tauglichkeit prüfte. Und wüsste man nicht, dass noch einige Sendungen vor den beiden liegen, so hätte diese besondere Ausgabe, die das WDR Fernsehen an diesem Sonntag ausstrahlen wird, gut und gerne als Schlussakkord getaugt.

"Zimmer frei! Für immer" nennt sich das knapp 75-minütige Special, für das die Redaktion noch einmal tief im Archiv dieses WDR-Klassikers wühlte, um am Totensonntag an all jene Gäste der Show zu erinnern, die inzwischen verstorben sind. Und davon gibt es nach fast zwei Jahrzehnten inzwischen leider einige. Die unvergessene Regine Hildebrandt etwa, die Christine Westermann treffend als "Kraftwerk an Mutterwitz" bezeichnet, oder Chris Howland, bei dem sich Alsmann posthum bedankt, weil er nur durch eines gemeinsamen Auftritts mit ihm den Job bei "Zimmer frei" angeboten bekam, wie er demütigt sagt.

Auch wenn diese Sendung streng genommen bloß ein Best-of ist, so ist sie in Wirklichkeit mehr als das. Sie ist ein Stück Zeitgeschichte, weil sie so viele wunderbare Erinnerungen an Menschen weckt, die zu ihren Lebzeiten Millionen Menschen unzählige schöne Momente bescherten. Alle gezeigten Ausschnitte aus früheren Sendungen werden eingeleitet durch persönliche Anmerkungen der beiden Moderatoren wie diese: Ob er aufgeregt sei, wollte Christine Westermann einst in der Show von Harald Juhnke wissen, als er sich irgendwann in den 90ern um ein Zimmer bewarb. "Nee, ich bin ja Gast", antwortete er und wirkte dabei ziemlich glaubwürdig. Doch Alsmann erinnert sich noch genau an die Momente vor der Aufzeichnung, in denen der Entertainer vor Lampenfieber schwitzend in seiner Garderobe saß. Was denn los sei, wollte der Moderator von Juhnke wissen, woraufhin dieser fast schon verzweifelt zugab: "Ick hab keen Text."

Besonders sehenswert ist "Zimmer frei! Für immer" vor allem dann, wenn die beiden Moderatoren den Bogen von damals ins Heute spannen. Das wird möglich, weil zwischendrin immer wieder Weggefährten der verstorbenen Gäste am mit Streuselkuchen, Kerzen und Schnittchen dekorierten Tisch Platz nehmen und in Erinnerung an den Verstorbenen schwelgen. So spricht Oliver Kalkofe über die zehn Jahre, in denen er Blacky Fuchsberger kennenlernen durfte, und Moritz Krebs erinnert sich an die Zeit mit seinem Vater Diether. Für den emotionalsten Moment sorgt allerdings der Auftritt von Schauspielerin Meret Becker, die bei den Erinnerungen an ihren erst vor zwei Jahren gestorbenen Vater Otto die Tränen nicht mehr aufhalten kann.

Am Ende sitzt Götz Alsmann am Piano. Während er bedächtige Musik spielt, werden weitere Ausschnitte aus früheren "Zimmer frei"-Sendungen gezeigt. Es entsteht ein herrlicher Bruch zwischen Trauer darüber, dass all diese Menschen nicht mehr zurückkommen werden, und Dankbarkeit für so manch schöne Stunde, für die sie einst sorgten. Man darf schluchzen, man darf lachen. Und so zeigt "Zimmer frei!" an diesem Abend auf recht eindrucksvolle Weise, dass man auch mit einem Lächeln im Gesicht weinen kann.

Das WDR Fernsehen strahlt "Zimmer frei! Für immer" am Sonntag um 22:15 Uhr aus.