Die zweite Kerze brennt, in nicht mal drei Wochen ist Bescherung – und Sie haben sich noch keine Gedanken um Weihnachtsgeschenke gemacht, weil Sie nicht mal im Ansatz in Festtagsstimmung sind? Wenn daran bislang weder Carmen Nebel noch Helene Fischer etwas geändert haben, dann sollten Sie es womöglich mal mit einem Netflix-Abo probieren. Auf dem Streamingdienst steht seit wenigen Tagen ein wunderbares Weihnachtsspecial von und mit Bill Murray zum Abruf bereit, das von Sofia Coppola mit viel Liebe inszeniert worden ist. "A Very Murray Christmas" heißt es, und wer nach der knappen Stunde, die es dauert, noch immer keine Lust auf Bescherung verspürt, sollte besser gleich zur Planung für die Silvesternacht übergehen.

Die Konstellation ist schnell erklärt: Der Hollywood-Star wurde engagiert, um an Heiligabend eine große Live-Show im amerikanischen Fernsehen zu moderieren, doch weil ein Unwetter die ganze Stadt lahmgelegt hat, steht Murray ziemlich verlassen im New Yorker Carlyle-Hotel und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Auf dem Kopf ein Geweih tragend, schaut er aus dem Fenster und betrachtet das Schneetreiben, während er einen melancholischen Weihnachtsblues singt, bevor er sich am Telefon erst mit seiner Schwester anlegt und sich schließlich mürrisch in den so gar nicht festlichen Festsaal begibt.

George Clooney hat ebenso abgesagt wie der Papst – und von der Idee, einfach Applaus-Szenen aus der Verleihung der Golden Globes in die Weihnachtsshow zu schneiden, hält Murray herzlich wenig. Eine ohne Zweifel verkorkste Situation, an der auch Comedian Chris Rock nur bedingt etwas ändern kann, indem der sich dazu hinreißen lässt, zusammen mit Murray im Rolli eher schlecht als recht ein Liedchen zu trällern. Entsprechend zufrieden ist der Star des Abends, als ein Stromausfall für ein jähes Ende der reichlich vermasselten Sendung sorgt. Das Netflix-Special ist hingegen ganz und gar nicht vermasselt, sondern weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Das liegt natürlich an Bill Murray selbst, aber auch am Ensemble, allen voran an David Lettermans langjährigem Bandleader Paul Shaffer, der immer wieder in die Tasten haut und schon alleine damit für die nötige Weihnachtsstimmung sorgt.

Die Stimmung kommt vor allem deshalb auf, weil er und der Hollywood-Star den Abend an der Hotelbar verbringen und mit Angestellten des Hotels und einem gleichermaßen zerstrittenen wie verzweifelten Hochzeitspärchen Weihnachtslieder anstimmen. Bis ein letzter Schnaps dafür sorgt, dass Bill Murray plötzlich vom Klavierschemel plumpst und ins Reich der Träume entschlummert. Was dann folgt, macht zu viel Spaß, als dass man es an dieser Stelle bis ins Detail verraten sollte. Nur so viel: Der Papst lässt sich zwar nicht blicken, doch George Clooney kommt doch noch – und hat auch noch die fabelhafte Miley Cyrus im Gepäck. Mit diesen Zutaten macht sogar die stressige Vorweihnachtszeit Spaß. Da hat nicht nur der anfangs so genervte Murray plötzlich Lust aufs Fest.