Lassen Sie uns über kabel eins sprechen. "Die Höhle der Löwen" ist eine echte Erfolgsgeschichte. Jahrelang lag das Format in der Schublade und niemand traute sich, die Gründershow ins deutsche Fernsehen zu bringen - zu viele Gründe sprachen gegen einen Erfolg. Alleine schon die Vorstellung, Wirtschaft zur besten Sendezeit im Privatfernsehen zum Thema zu machen, schien abwegig. Zweifler und Skeptiker wurden allerdings eines Besseres belehrt, als es Vox vor rund eineinhalb Jahren doch noch wagte, die "Löwen" aufs Publikum loszulassen. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Zuschauer fanden von Anfang an Gefallen an der "Höhle der Löwen", sodass die Show in diesem Jahr bereits in die dritte Staffel gehen wird.

Was das nun mit kabel eins zu tun hat, werden Sie sich fragen. Nun ja, vermutlich wäre eine Sendung wie "Vom Spinner zum Gewinner" an diesem Dienstag um 20:15 Uhr eher nicht gestartet, hätte Vox damals nicht den Mut bewiesen, die "Höhle der Löwen" nach Deutschland zu holen. Die neue Dokusoap erzählt nämlich quasi in aller Ausführlichkeit die Vorgeschichte: Während die "Höhle der Löwen" den Blick auf die Pitches der Erfinder vor den mutmaßlichen Investoren richtet und allenfalls kurz anreißt, wie sie zu ihren mal mehr, mal weniger guten Ideen kamen, begleitet kabel eins den Weg der "Spinner" auf dem Weg zu erhofften Erfolg. Dass der Traum der Selfmade-Unternehmer am Ende platzen kann, schwingt dabei von der ersten bis zur letzten Minute mit.

Damit fischt kabel eins in den Gewässern von Vox, ohne dem Publikum jedoch ein abgekupfertes Format zu servieren. Im Gegenteil: Mit "Vom Spinner zum Gewinner" ist dem Sender und der Produktionsfirma gut.tut.gut ein durchaus unterhaltsames Stück Fernsehen gelungen, das von seiner Erzählstruktur allerdings ein wenig an die Auswanderergeschichten erinnert, die vor einigen Jahren einen regelrechten Boom erlebten. Tatsächlich sind die Zutaten recht ähnlich: Hier wie dort geht es um einen Traum; um die Hoffnung auf einen Neustart. Auswanderer wie Existenzgründer wollen sich gleichermaßen etwas Neues aufbauen. Das macht es letztlich für die Zuschauer nachvollziehbar und spannend, weil nur in ganz seltenen Fällen ein Plan so funktioniert wie ursprünglich gedacht.

In der ersten Folge der neuen kabel-eins-Reihe geht es um mehrere Tüftler, die ihre vermeintlich guten Idee idealerweise zu Geld machen wollen. So wie Curro Cachinero, der mit "Superfood" erfolgreich sein will. Er hat lebt auf Teneriffa und baut dort nährstoffreiche Pflanzen an, die er schließlich mit Alkohol mixt - in der Absicht, echte Energie-Booster mit Testosteron-Inhalt herzustellen. Wenn man den jungen Mann sieht, wie er auf seinem Feld irgendeinen ominösen Trank zusammenbraut, dann scheint er alle Zutaten zu besitzen, die es braucht, um ihm im besten Sinne einen "Spinner" zu nennen. So gesehen ist der 29-Jährige ein äußert dankbarer Protagonist für die Premieren-Folge, die ein schönes Spektrum an Erfindungen abbildet.

Etwas störend ist eigentlich nur, dass kabel eins schon in der ersten Folge die Anzahl erlaubter Wortspiele pro Jahr massiv überschritten hat. Dem Erfinder eines digitalen Uhrenarmbands droht, die "Uhr abzulaufen", sollte er keinen Investor finden - und der Entwicklung einer Feuerschutzmatte ist selbstverständlich "abgebrannt". Am Ende ist von einer "coolen Info" die Rede, die dafür sorgt, dass es "dem kühlen Techniker warm ums Herz" wird. Ohnehin wird aus dem Off gerne mal ein bisschen zu viel gesprochen - so manche Szene wäre sicher auch mit deutlich weniger Erklärungen ausgekommen. Sieht man mal von der Wortspiel-Hölle ab, so ist kabel eins mit "Vom Spinner zum Gewinner" jedoch eine durchaus unterhaltsame Sendung gelungen, die die Wartezeit auf die Rückkehr der "Löwen" zumindest ein wenig überbrücken kann. Gelungen ist auch die Einbindung der Bewerbungsvideos, die einen ganz eigenen Charme vermitteln.

Und handelte es sich nicht um ein Format der Konkurrenz, so könnte man den Neustart von kabel eins getrost problemlos weiterspinnen (um nun auch selbst mal ein Wortspiel zu verwenden): Mancher "Spinner" hat nämlich ganz sicher das Zeug dazu, vor den "Löwen" zu bestehen. So muss sich nun das "K1 Magazin" um die Zweitverwertung kümmern. Dieser Audience Flow - wer hat den eigentlich mal erfunden?