Es muss in der Natur des Menschen liegen, alles, was er sieht, fühlt oder riecht, mit Punkten zu bewerten. Das hat Vox mit dem "Perfekten Dinner" früh erkannt und dieses Konzept in seinem Programm in all den Jahren erstaunlich weit ausgedehnt. Inzwischen wird bewertet, was das Zeug hält: Abendessen, Klamotten, Hotels, Schuhe – und neuerdings auch noch Beautysalons. Was zunächst mal etwas absurd klingt, ist tatsächlich das Konzept einer neuen Daytime-Dokusoap, die der Kölner Sender seit dieser Woche im Programm hat. Das Konzept ist schnell erklärt: Vier Besitzerinnen eines solchen Etablissements laden sich gegenseitig ein und schauen sich nicht nur die Einrichtung an, sondern lassen auch noch eine Behandlung über sich ergehen.

Zumindest der Titel ist schon mal gelungen: "Spa Wars" nennt sich das Format, hinter dem die Produktionsfirma Tower steht. Sollte Ihnen die Kriegsmetaphorik an dieser Stelle zuwider sein, so sei gesagt, dass der Vergleich durchaus passend ist, denn zumindest Freunde des gepflegten Zickenkriegs kommen im jüngsten Nachmittags-Neustart voll und ganz auf ihre Kosten. "Für mich geht der Kampf jetzt los", kündigt eine der wütenden Beautysalon-Besitzerinnen an, nachdem sich Kontrahenten Gwendolyn gerade wenig begeistert zeigte von der Qualität der Augenpads, die sie während ihrer Wimpernverlängerung ertragen musste.

Während sie da so liegt und eine Wimper nach der anderen verpasst bekommt, sitzen die beiden weiteren Kandidatinnen in einem Wohnwagen vor dem Studio und dürfen kommentieren, was das Zeug hält. Irgendwann – die Sendung plätschert schon seit einiger Zeit vor sich hin – fällt er dann tatsächlich zum ersten Mal, der Satz aller Sätze: "Wer schön sein will, muss leiden", sagt eine der jungen Damen beim Anblick der in Behandlung befindlichen Kollegin, die sich später bei der Punktevergabe aber vergleichsweise versöhnlich gibt, auch wenn sie via Fragebogen wissen lässt, sich in Zukunft nicht mehr bei "We... Sugar" blicken lassen zu wollen.

"We... Sugar" heißt der Laden übrigens deshalb, weil die beiden selbstbewussten Chefinnen ("Der Star im Salon sind wir") ihren Kundinnen vorzugsweise mit einer Pampe aus Zucker, Wasser und Zitrone unliebsame Härchen entfernen – sogar Schamhaare, wenn's denn sein muss, scherzen sie. So geht das eine knappe Stunde: Es wird behandelt und gelästert. Wer nicht gerade neue Wimpern bekommt oder sich seine Füße einer Pediküre unterziehen lässt, darf am Sektglas nippen und sich wahlweise über die unpraktische Höhe der Liegen oder den zu kurz geratenen Löffel im Latte-Macchiato-Glas auslassen.

Spa Wars© Vox/Tower Productions

Und weil's so schön ist, darf jeden Tag eine Kandidatin noch einen Überraschungsgast mitbringen, den es ebenfalls in irgendeiner Form zu behandeln gilt. Zum Auftakt trifft einen jungen Mann namens Alex, dem trotz eines überschaubaren Haarwuchses eine Enthaarung vorgeschlagen wird. Wie's denn war mit der Zucker-Masse auf dem Arm, wird das "Behandlungsopfer" später gefragt, nachdem er sichtlich davon angetan ist, gleich doppelt bearbeitet worden zu sein. "Allet jut", antwortet er mit schönster Berliner Schnauze, der nun womöglich nicht nur um ein paar Haare, sondern auch noch um um ein paar Euro ärmer ist.

Am Ende des Tages steht dann natürlich noch die berühmt-berüchtigte Bewertung nach bekanntem Muster an: Angebot, Sauberheit und Treatment werden beurteilt und bezahlt wird, was den Damen die Behandlung tatsächlich wert war. Wie viel das ist, wird man erst am Freitag erfahren, wenn das Spa-Spielchen noch drei weitere Mal wiederholt worden ist. Bis dahin kann sich Vox ja schon mal überlegen, welche Läden sonst noch für eine Bewertungsshow im nachmittäglichen Mädchenfernsehen geeignet wären. Friseure zum Beispiel. "Haar Wars" wäre jedenfalls als Titel noch zu haben.