Zugegeben: In all den Jahren, in denen Castingshows nun schon das Fernsehen heimsuchen, haben es bereits so manche dumme Ziegen auf die Bühne geschafft. Da ist es nur konsequent, dass sich ein Sender nun auch mal um die schlauen Ziegen kümmert. Und weil das nicht genug ist, hat RTL II auch gleich noch viele weitere Tiere ausfindig gemacht, die zur besten Sendezeit unter der mehr oder weniger strengen Fuchtel ihrer Frauchen und Herrchen diverse Kunststücke zum Besten geben. "Oberaffengeil" lautet der etwas alberne Titel dieser neuen Primetime-Show und zumindest Moderator Amiaz Habtu, der sich bei Vox bislang ausschließlich mit "Löwen" befasste, scheint sich exakt so zu fühlen wie es der Titel verheißt.

"Das ist die Show, die genauso heißt wie sie ist", brüllt er gleich zu Beginn ins Mikrofon und grüßt in bester Gottschalk-Manier nicht nur Deutschland, Österreich und die Schweiz, sondern - wie naheliegend! - auch noch Katzen, Hunde und Vögel. Und weil's gerade ganz gut zu seiner leicht aufgedrehten Stimmungslage passt, verspricht er für die folgenden drei Stunden nichts weniger als "die größten tierischen Talente der Welt", die - man ahnt es bereits - von einer "hochkompetenten Fachjury" beurteilt werden. In all der Aufregung scheint dem Moderator dummerweise entgangen zu sein, dass die angekündigte Fachjury doch keine Zeit hatte und stattdessen kurzfristig von Sonja Zietlow, Daniela Katzenberger und einen Zappelphilipp namens Chris Tall vertreten wurde.

Dass die "Katze" in ihrer Kindheit schon mal von einem Schwan gebissen wurde und der bislang weitgehend unbekannte Comedian "zwei Pussis zu Hause" hat, wie Habtu scherzt (haha), muss reichen, um die im wahrsten Sinne des Wortes tierischen Leistungen zu bewerten. Doch ganz davon abgesehen, dass solche - sagen wir - "Qualifikationen" natürlich Blödsinn sind, so stellt sich allmählich die Frage, wieso bei nahezu jeder noch so beliebigen Talentshows eine Hand voll zufällig herbeigerufener Juroren ihren Senf dazugeben müssen. Andererseits hätte es ohne die Jury bei "Oberaffengeil" auch niemanden gegeben, der fundierte Kommentiere im Stile von "Oh wie süüüß" von sich gegeben hätte. Das Dreiergespann hatte also durchaus seine Berechtigung.

Außerdem gab Daniela Katzenberger bei einem Auftritt mehrerer - selbstverständlich süüüüßer - Hasen noch schnell zu Protokoll, dass auch sie schon immer ein Bunny werden wollte. Ihr Kalauer überraschte, war doch vorwiegend Amiaz Habtu für die lauen Witzchen engagiert worden. Beispiel gefällig? Als zwei Hunde gerade zur Musik von Jennifer Lopez eine ganz amüsante Sprung-Show boten, witzelte der Moderator, dass hier nicht J.Lo, sondern J.High geboten werde. Ein echter Höhepunkt, quasi. Habtu war in der Show übrigens auch dann zu hören, wenn er gar nicht im Bild war, und erklärte dem Publikum sicherheitshalber stets noch einmal aus dem Off, was es auch mit den eigenen Augen sehen konnte.

Oberaffengeil© RTL II/Stefan Behrens

Das alles machte die Premiere von "Oberaffengeil" am Sonntagabend stellenweise etwas anstrengend. Dabei bot die RTL-II-Show ja eigentlich im besten Sinne nette Unterhaltung. Vom malenden Pferd über hüpfende Kaninchen bis hin zu einem singenden Hund waren in der Produktion von Constantin Entertainment so ziemlich alle Zutaten vertreten, die eine Tiershow braucht, um die Herzen der Zuschauer zu erobern. Da sieht man mit der Zeit sogar galant darüber hinweg, dass nicht jeder Auftritt so großartig war wie der Moderator dies zu Beginn des Abends in Aussicht stellte. Oberaffengeil geriet die Premiere letztlich nicht - dafür hätte es an der einen oder anderen Stelle auch noch etwas mehr Liebe zum Detail gebraucht. Aber zumindest ließ RTL II keine dumme Ziegen auf die Bühne. Ein eindeutiger Vorteil gegenüber manch anderer Castingshow.

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