“Das ist richtig kranker Scheiß“, japst einer, und da weiß man gleich: Es geht zur Sache. Das Missfallen beruht auf der Erkenntnis, dass der gerade erklommene Berg eine Stufe zu hoch, zu steil, also prinzipiell erst einmal im Weg ist. Nichts für die fünf Kerle, die sich von Vox gerade so richtig derb vorführen lassen müssen. Sie haben sich eingelassen auf das, was sie für ein „sportliches Experiment“ hielten, was aber wesentlich härter ausfällt als sie es zu träumen wagten. In spätestens fünf Monaten sollen sie 1500 Meter schwimmen, 30 Kilometer radeln und zehn Kilometer querfeldein laufen. Wie sich das halt gehört für „Echte Männer“.

Mit dem Titel ist das Konzept der RedSeven-Produktion quasi schon vorgegeben. Man suche sich fünf Herren der Schöpfung, die ziemlich wahrscheinlich so sind wie man sich den durchschnittlichen Vox-Zuschauer vorstellen muss, dessen Fitnessbudenabo irgendwo in der Lastschriftenschublade verschimmelt und neidisch schielt auf die Frequenz der Kühlschrank-Visitationen. Dementsprechend präsentieren sich die fünf Hauptfiguren in der ersten von sechs Folgen der neuen Realityreihe erst einmal als ausgemachte Pfundskerle, die das schöne Leben aufteilen in Frauen und Bier. Es sind mentale und größtenteils auch praktizierende Thirtysomethings, die vor allem sehr konventionellen Weltbilder nacheifern, halt nur welchen mit Bart und Körperbemalung. Sie finden sich anfangs demonstrativ gut, und auch die vorhandenen Frauen stimmen ihnen in jeder Hinsicht zu. Es wird gelobt, was das Zeug hält.

So ist ruckzuck die nötige Fallhöhe erklommen, damit demontiert werden kann. Dazu zwängt man die fünf Möpse im Speckmantel in einen Twingo und lässt sie in der Enge Sprüche klopfen. Danach geht es den Berg hoch, bis einer sagt „ich kotze gleich.“ Dann kommt der Drill-Instructor namens Helge und erzählt noch was vom großen Ziel, dem Cross-Triathlon in fünf Monaten. Er packt die zusammengewürfelten Herren bei der Männerehre, bis sie ihr Musketiersprüchlein aufsagen: „Zusammen packen wir das.“

Doch bevor die fettigen Fünf das Ziel fester ins Auge fassen können, wird erst noch weiter degradiert. Die patenten Buddies müssen sich ausziehen und sexy posen – vor einem Playmate und natürlich vor den Zuschauern. Dann gibt es noch das biologische Alter zum Dessert gereicht, und weil das bei manchen verdammt viel höher liegt als das reale Alter, gibt es die üblichen entsetzten Gesichter und erschrockenen Geständnisse.

Natürlich ist das alles sehr, sehr absehbar. So funktionieren solche Sendungen nun mal. Zeigen, zerstören, aufbauen und dann auf Heldenreise schicken, so lautet das Rezept, das absehbar den einen oder anderen Rückschlag und jede Menge banger Fragen der Marke „Wird er das schaffen? Oder war alles umsonst“-Marke gebären wird.

In Dänemark, wo das Format herkommt, verweist man auf Marktanteile von bis zu 49 Prozent, und auch hierzulande könnten die um die hundert Kilo pendelnden Herren der Erschöpfung mit jeder Menge Sympathie rechnen, denn sie sind sehr fein gecastet und haben so ziemlich alles, was eine Bier- und Kippen-Boyband auf dem Weg zur Läuterung so mitbringen muss. Da gibt es den Pummelbär, den eher schroffen Typen, den etwas Zurückhaltenden und den Tätowierten, der sich dazu noch als Bestatter und Tatortreiniger vorstellt. Eindeutig überwiegen dabei die Praktiker, die Handwerker-Typen, die offenbar mehrheitlich ein bisschen wirken sollen, als gehörten sie eigentlich in eine Hornbach-Werbung.

Natürlich geloben nach dem Bodycheck alle dem Drill-Instructor, dass sie das große Ziel mit ihm anstreben wollen. Was soll man auch anderes sagen, wenn man gerade trotz deutlichen Wellenspiels um die Hüften für die Kamera blank gezogen hat und dann auch noch die Körperdaten im Bereich mangelhaft verortet wurden. Soll man da öffentlich sagen: „Ich rauche und futtere lieber weiter. Hat mal jemand ein Bier?“

Nein, so funktioniert das Leben nicht und erst recht nicht das Fernsehen. „Ich sehe die Männer als Rohdiamanten“, sagt Instructor Helge und kündigt an, aus seinen Männlein echte Männer zu machen, sie so zu polieren, dass sie auch glänzen.

Das funktioniert leidlich gut, auch wenn ein bisschen zu oft in Interviews beschrieben wird, was gerade zu sehen war oder gleich noch kommt. Aber an so etwas hat man sich gewöhnt, und wenn dann noch die Komik der Nichtkönner dafür sorgt, dass das zwischenzeitliche Scheitern lustig anzuschauen ist, will man schon gar nichts sagen.

Es ist durchaus schönes Vox-Fernsehen, das da noch bis zum 2. August den Dienstag veredelt. Nicht zu anspruchsvoll, nicht zu doof. Immer schön auf der Mittelspur, da wo die andern sind. Das kann jeder schauen, ohne Gefahr zu laufen, aus der Spur zu geraten. Man muss die Anstrengungen der Kandidaten nicht persönlich nachvollziehen. Es reicht, ihnen beim Schwitzen zuzusehen. Diese echten Männer machen Durst genug. „Hat mal jemand ein Bier?“