Auf dem Lerchenberg ist man nicht auf den Kopf gefallen. Weil die Kochshow mit Horst Lichter und Johann Lafer nach zehn Jahren nicht mehr allzu viel Anklang beim Publikum fand, testete man kürzlich eine neue Kochshow mit Johann Lafer – und nun konsequenter auch noch eine mit Horst Lichter. Wobei "Koch im Ohr", so der Titel der neuen Lichter-Sendung am Samstagnachmittag, eigentlich auch ganz gut ohne den prominenten Bartträger ausgekommen wäre. Seine Aufgabe besteht vornehmlich darin, die Augen aufzureißen, der Kandidatin ein Kompliment zu machen und am Ende fehlerfrei einen Countdown zu zählen.

Die Show selbst ist allerdings deutlich unterhaltsamer als es Horst Lichters Aufgaben vermuten lassen. Während er nämlich allenfalls etwas verloren in der Kulisse steht, haben zwei seiner Koch-Kollegen allerhand zu tun. Und zwar nicht mit den Händen, sondern ausschließlich mit ihrer Sprache: Wie es der Name bereits nahelegt, sitzen in der Premieren-Folge die Schweizerin Meta Hildebrand und der Österreicher Alexander Kumptner ihren Schützlingen im wahrsten Sinne des Wortes im Ohr. Das Problem: Beide Kandidaten am Herd haben so gar keine Ahnung von dem, was sie da gerade tun und müssen selbst bei den einfachsten Dingen Hilfestellung erhalten ("... aber Zwiebeln kennst du, oder?").

"Ich brate regelmäßig Leberkäse und ein Spiegelei", sagt Koch-Anfängerin Elvira, während ihr nicht gerade begabterer Herausforderer Guido zu verstehen gibt, im Normalfall allenfalls Würstchen auf den Grill legen zu können. Wie praktisch, dass ausgerechnet Bratwurst auf dem Speiseplan steht. Unpraktisch dagegen, dass sie erst noch durch den Fleischwolf in den Darm eingefädelt werden muss. Ohne den Lehrmeister an Ort und Stelle gestaltet sich das Vorhaben erwartungsgemäß kompliziert. "Ich hab' mich noch nie so über ein Würschtl gefreut", jubelt Kumptner, nachdem die Wurst-Produktion im zweiten Anlauf endlich angelaufen ist.

Kompliziert gestaltet sich die Situation auch auf der anderen Seite des Studios: "Wie ein Kondom" soll Guido den Darm befüllen, befiehlt Meta Hildebrand ihrem Kandidaten mittels eines Knopfs im Ohr. Der freut sich – trotz der zwischenzeitlich übergekochten Milch – auf seine ganz eigene Art über das Ergebnis: "Das war ja wie wenn man zum ersten Mal Vater wird, wenn das Teil da raus kommt." Und auch sonst sorgt der Orthopäde bei seiner Star-Köchin im Hintergrund wahlweise für Lacher oder verdrehte Augen. Wie gut, dass Horst Lichter bei all dem Stress urplötzlich zur Stelle ist, um ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Koch im Ohr© ZDF

Trotz der unkonventionellen Schützenhilfe können sich die Koch-Ergebnisse am Ende der Stunde übrigens sehen lassen, und wer sich am Ende beim Geschmackstest das Rennen macht, gerät da beinahe schon zur Nebensache. Die Zutaten von "Koch im Ohr" stimmen jedenfalls: Mit seiner neuen Show bietet das ZDF recht rasante Unterhaltung, die zwei Ebenen miteinander verbindet. Auf der einen Seite die Unbeholfenheit an den Töpfen, auf der anderen Seite die Verzweiflung, die sich bei den engagierten Profis im stillen Kämmerlein breit macht.

Durch flotte Zwischenschnitte und Kommentare kommt der bei Nobeo aufgezeichnete Neustart, hinter dem die Produktionsfirma Warner Bros. steht, letztlich deutlich moderner daher als "Lafer! Lichter! Lecker!", auch wenn das ZDF dann doch nicht auf einen Hauch von Lichter verzichten wollte. Er brachte die Sendung zwar nicht nennenswert weiter, störte aber zumindest auch nicht weiter. Unterm Strich also ein gelungenes Rezept, das durchaus Appetit auf weitere Gänge im Nachmittagsprogramm macht.