Möchte man "Lethal Weapon" in einem Satz zusammenfassen, bestehen mehrere Möglichkeiten. So bekommen wir im Reboot des Film-Klassikers von 1987 einen depressiven Cop zu sehen, der einen fanatischen Sinn für Gerechtigkeit entwickelt und bei der Verbrecherjagd nichtmal davor zurückschreckt, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen – da er nach dem Tod seiner Frau nicht mehr weiß, warum er es beschützen sollte. Das ist "Lethal Weapon".

"Lethal Weapon" könnte aber auch als die Geschichte zweier Cops beschrieben werden, die sich von Minute Eins an nicht ausstehen können, in ihrem Job aber eine unvergleichlich gute Gemeinschaft bilden. Man kann es aber auch so darstellen, dass der Zuschauer eigentlich nichts anderes zu sehen bekommt als zwei Männer, die mit ihren Einsätzen jede Regel und jedes Gesetz ignorieren, dabei Sachschäden in Millionenhöhe verursachen – und danach sogar als Helden gefeiert werden. Schließlich könnte die Serie könnte aber auch als sinnbildliche Erzählung über die gesamte Polizei gesehen werden, die in guten sowie schlechten Zeiten zusammensteht und so jede Gefahr aus dem Weg räumen kann. Brüderlichkeit, das ist das Motto von "Lethal Weapon".

Das wusste man jedoch schon, seit Danny Glover und Mel Gibson vor 28 Jahren das erste Mal in die Rollen von Roger Murtaugh und Martin Riggs geschlüpft sind. Es stellt sich also die Frage, ob es der neue TV-Serie "Lethal Weapon", die der US-Sender FOX in Auftrag gegeben hat und hierzulande ab sofort in Sat.1 läuft, gelingt, das legendäre Cop-Duo erfolgreich ins Hier und Jetzt zu verlagern. Im Gegensatz zu einigen anderen TV-Adaptionen, die in letzter Zeit nicht ganz zu Unrecht teils vernichtende Kritik einstecken mussten, schafft es "Lethal Weapon" tatsächlich nicht unter all dem Druck zusammenzubrechen. Man kann die Produktion sogar als grandiose Hommage an das Original sehen. Sie agiert wie "Fargo" und nimmt sich lediglich das Grundgerüst der Filme, um darum Geschichten zu stricken, die gleichermaßen wohlig bekannt und dennoch aufregend frisch wirken.

"Lethal Weapon" kommt nämlich nicht wie eine Cash-Cow daher, die man mal kurz dank all der Nostalgie melken möchte, sondern wie ein Projekt, das den Flair der Filme in bester Manier zu verpacken weiß und Charaktere bietet, die genauso sympathisch sind wie Glover und Gibson als eines der ikonischsten Cop-Pärchen aller Zeiten. FOX hat wirklich keine Mühe gescheut, damit diese Serie wie ein sehr langer Hollywood-Film aussieht und sich genauso anfühlt. Heißt, dass man nichts allzu Tiefgründiges erwarten sollte, in Sachen Feierabend-Show derzeit aber etwas kaum Besseres finden wird. So gesehen ist "Lethal Weapon" Popcorn-Fernsehen im besten Sinne.

Clayne Crawford, der bisher mit einprägsamen Auftritten in "24" und "Rectify" punkten konnte, bringt eine Energie in die Serie, die der Figur Martin Riggs, einer emotional höchst instabilen Figur, eine komplett neue Fassade verpasst. Wo Gibson gerne durchgehend die coole Rampensau mimt, streut Crawford mit seinen soften Momenten überraschende Wendepunkte ein, die zeigen, dass hier nicht nur nach Schablone gearbeitet wurde. Das nächste Indiz dafür ist Damon "What's Up, Dad?" Wayans, bei dem schon im Vorhinein klar war, dass er den schwerfälligen Danny Glover nur schwer abpausen werden kann. Glücklicherweise hat er dies auch nicht auf Brechen und Biegen versucht, sondern eine verspieltere Version des alternden Murtaugh geschaffen. Dank Wayans Vergangenheit als Comedian ergeben sich dadurch einige urkomische Situationen, die jederzeit authentisch wirken. 

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Showrunner Matt Miller hat mit den beiden ein Dreamteam erwischt, das nicht viel Input braucht, damit es gemeinsam vor der Kamera abliefert. Miller verdient jedoch dafür Anerkennung, dass er die Serienumsetzung von "Lethal Weapon", die im Anfangsstadium von Ideengeber Shane Black nochals fragwürdig eingestuft wurde, in seinem eigenen Stil durchgeführt hat. Der Verführung zum Trotz, den erfolgreichen Klassiker zu kopieren, hat Miller lediglich die besten Elemente aus den Filmen gepickt, sie mit seinen etlichen Erfahrungen aus Serien wie "Chuck" und "Forever" vereint und durchgehend spannende Episoden konzipiert, die zwischen spektakulären Verfolgungsjagden inmitten eines Grand Prix und albernen Blowjob-Witzen wandern. Und das ohne peinliche Fremdscham-Momente.

Spannend war auch die Frage, wie verkrampft man Murtaughs sagenhaften Spruch "Ich bin zu alt für diesen Scheiß" verwursten würde. Tatsächlich macht man sich aber genau daraus einen Spaß und täuscht diese Worte mit witzigen Umschreibungen bloß an oder unterbricht den modernen Murtaugh stets dann, wenn er sie aussprechen möchte. Dieses charmante Vorgehen ist ein Sinnbild für die gesamte "Lethal Weapon"-Serie, die an jeder Stelle zeigt, dass sie sich für schlechte Abkupferungen zu schade ist. Auf der anderen Seite wäre es aber auch einfach schlichtweg gelogen, wenn die zwei Helden diese Worte in den Mund nehmen würden. Denn ob das Konzept nun seit beinahe 30 Jahren seine Runden macht oder nicht, wird doch ganz klar deutlich, dass es nicht zu alt ist, um zu funktionieren.

"Lethal Weapon" läuft montags um 20:15 Uhr in Sat.1.