Wenn es wirklich so etwas wie die Fernseh-Hölle gibt, dann öffnete sie sich an diesem Donnerstag für exakt 90 Minuten. Und wenn es doch nicht die Hölle war, dann dürfte das, was der Hessische Rundfunk zur besten Sendezeit fürs Erste fabrizierte, zumindest durchweg Höllenschmerzen bei den Zuschauern vor dem Fernseher verursacht haben. Die Sendung, um die es geht, wurde auf den Namen "Karnevalskracher" getauft, doch krachend war in dieser Show allenfalls der Unterhaltungswert – der war nämlich krachend schlecht.

Nun muss man der fünften Jahreszeit freilich schon sehr verbunden sein, um wildfremde schunkelnde Menschen in absurden Verkleidungen in sein Wohnzimmer zu lassen; was genau man jedoch genommen haben muss, um besagte Show ernsthaft komisch zu finden, weiß man vermutlich nur in Frankfurt und in der ARD-Programmdirektion. Modern sollten sie sein, diese "Karnevalskracher", weshalb spitzfindige Redakteure Elferrat und Tusch durch Bernd Stelter und Olivia Jones ersetzten, die in etwa so gut harmonierten wie Himbeereis mit Bratensoße.

Da standen sie nun Seit' an Seit' vor einem eilig aus Sperrholzplatten zusammengeklöppelten Irgendwas, das als Kulisse gedacht sein musste, und übten sich darin, Witze zu erzählen, die keine waren – und ganz sicher auch niemals welche sein werden. "Das schönste Fernsehpaar seit Marianne und Michael" seien sie, ulkte Jones zu Beginn der Show, als noch niemand ahnen konnte, dass bereits an dieser Stelle sämtliches Scherz-Pulver verschossen war. Fast schon verzweifelt fragte der Travestiekünstler das Publikum daraufhin, ob es Bernd Stelter gerne als Frau sehen möchte.

Und auch wenn die Reaktionen eher verhalten ausfielen, schlüpfte der Komiker am Ende der Show erwartungsgemäß in einen glitzernden Damen-Fummel, in der Hoffnung, stöckelbeschuht in die Annalen der ARD-Unterhaltung zu stolpern. Dazwischen war das Duo leidlich bemüht, jeweils einen Witz über die wechselnde Garderobe von Olivia Jones zu machen. Das ging Mal für Mal mit einer erstaunlichen Präzision schief. Einmal, als Jones als Boot verkleidet an Stelters Seite stand und vom "sinkenden Schiff" die Rede war, schwang zumindest für einen kurzen Moment so etwas wie ehrliche Selbstreflexion mit.

Karnevalskracher© Screenshot Das Erste

Auch abseits davon wurde dem närrischen Publikum so einiges zugemutet. Da wäre etwa jener Sänger zu nennen, der zu Tönen von Herbert Grönemeyer textete: "Sie macht Musik nur, wenn Sie Kraut isst, wenn sich nachts die Decke hebt." Oder auch ein bärtiger Engländer, der plötzlich über seine roten Schamhaare und die Schwierigkeit von Intimrasuren philosophierte. Ganz zu schweigen von Matze Knop, der einmal als Bundestrainer im "Aktuellen Spottstudio" und einmal als er selbst auf der Bühne stand und damit gewissermaßen den Rahmen der "Karnevalskracher" bildete.

Fassen wir also kurz zusammen: Bernd Stelter in Frauenklamotten, Witze über Intimrasuren und dann auch noch der doppelte Knop - es ist schon erstaunlich, was so alles in eine 90-minütige Primetime-Show im Ersten passt. Bei all den Witzchen auf Sparflamme ließ sich aber zumindest sehr schnell erahnen, weshalb so ein Tusch bei Karnevalsshows nicht die schlechteste aller Ideen ist. Nein, es kann kein Zweifel bestehen: Wer so viel Schwachsinn in nur eineinhalb Stunden packt, muss den in der Fernseh-Hölle wohnenden Teufel höchstpersönlich kennen. Darauf einen Tusch!