Ende Juni erschien auf DWDL.de ein Kolumnen-Artikel darüber, wie ernst Comedy mittlerweile doch geworden sei. Dass es auch Ausnahmen gibt, die auf erstaunlich erfrischende Art an das alte Sitcom-Muster anknüpfen, beweist nun die Fox-Serie “Ghosted”, die heute Abend auf ProSieben Fun startet. Tatsächlich hätten es die übernatürlichen Lacheinlagen von Adam Scott und Craig Robinson auch gerne ins Hauptprogramm schaffen können, bieten sie doch einen lockeren Vibe, der bei “Two and a half Men” und Co. schon lange verpufft ist. Wer Scott und Robinson nicht kennt: Die schon länger in Amerika etablierten Comedians können mit den Slapstick-Versionen von Christian Ulmen und Fahri Yardim verglichen werden.

Tatsächlich kann sich “Ghosted” selbst in gewisser Weise mit “Jerks” auf eine Stufe stellen. Denn auch wenn es ein Drehbuch gibt, scheint es oft so, als ob Scott (“Parks and Recreation”) und Robinson (“The Office”) lediglich das aussprechen, was sich in ihrem Kopf gerade lustig anhört. Es fühlt sich nicht wie Schauspielerei an, wie es bei vielen Sitcoms dieser Zeit der Fall ist. Den spontanen Humor, den Ulmen und Yardim bereits auf Maxdome und ProSieben zum Leben erweckten, kann man auch hier spüren. Nur in einer gänzlich anderen Umgebung. Denn während “Jerks” ein ironisches Biopic darstellt, geht es in “Ghosted” - wenig verwunderlich - um Geister und all die anderen Kreaturen, die im gleichen Atemzug genannt werden können.

Wirklich an diesen Kram glauben möchte Leroy Wright (Craig Robinson) jedoch nicht. Der Kaufhaus-Cop und ehemalige Polizist glaubt lediglich das, was er sehen kann. Das komplette Gegenteil stellt der hochintelligente, aber sozial inkompetente Max Jennifer (Adam Scott) dar, der einst sogar Physik-Professor in Stanford war. Beide treffen aufeinander, als sie plötzlich in einem fahrenden Lastwagen aufwachen. Sie wurden kurz zuvor von vermummten Personen mit Chloroform betäubt. Wenig später wird auch klar, warum: Sie sollen an einer geheimen Mission teilnehmen und einen entführten Agenten retten, der durch mysteriöse Umstände abhanden gekommen ist.

Max brauchen sie unbedingt für diesen Einsatz, da er der Autor des bekanntesten Multiversum-Buches ist, von dem der entführte Agent glaubt, dass es wahr ist. Warum Leroy mit von der Partie ist, wird nicht sofort ersichtlich. Das geheime Untergrundagententeam wollte ihn, da er mal ein verdammt guter Cop war. Doch so salopp diese Begründung wirkt, wie auch die allgemeine Einführung in die Story, so egal ist das Ganze wenig später erst einmal. Wichtig ist, dass Scott und Robinson nach diesem rasanten Start sofort da sind, wo “Ghosted” witzig und sympathisch ist: In ihrer Zweierdynamik, die eine Chemie parat hält, die ihresgleichen sucht.

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Im ersten Moment mag sich “Ghosted” vor allem damit interessant machen, dass es um Übernatürliches geht und somit hunderte von Türen zu popkulturellen Referenzen offen stehen. Doch könnte dieses gesamte Setting ausgetauscht werden, solange Scott und Robinson weiterhin zusammen vor der Kamera stehen. Durch ihr Buddy-Verhalten feuern sie einen Gag nach dem anderen ab, die man genauso auch mit seinen eigenen Freunden reißen würde. Dadurch wirkt “Ghosted” an keiner Stelle sonderlich durchdacht, und doch überaus spaßig. So wie die ersten "Scary Movie"-Filme. 

Nicht durchdacht bedeutet übrigens nicht, dass das Autoren-Team von “Ghosted” simpel arbeitet. Denn auch wenn das Konzept hinter der Sitcom aus losen Fäden besteht, sitzt beinahe jeder Witz. Vor allem die selbstironische Humorverarbeitung auf der Meta-Ebene kann sich sehen lassen. Ein kleines Beispiel: Nachdem von Fox verkündet wurde, dass die erste Staffel noch einmal sechs Episoden mehr bekommen soll, und dass mit Paul Lieberstein ein neuer Showrunner an Bord geht, gab es einen kleinen Produktionsstop. In einer späteren Folge wurden Leroy dann folgende Worte in den Mund gelegt: “Was ist bloß los mit dem ganzen paranormalen Mist? Zuerst hatten wir was, ein Monster die Woche? Und jetzt, seit drei Monaten gar nichts?”

Dazu kommen Situationen, die herrlich überzogen sind. So müssen Leroy und Max aus Recherchezwecken unbedingt in ein fremdes Büro kommen. Um das zu schaffen, richtet der Geheimagentenverband kurzerhand einen millionenschweren Satelliten neu aus, um einen Drucker in besagtem Büro so zu manipulieren, dass er sich selbst verstopft. In der nächsten Szene stehen Leroy und Max als Reparaturservice verkleidet vor der Tür. Es sind Momente wie diese, die zeigen, wie leicht beschwingt das Team hinter “Ghosted” seine albernen Ideen verwirklich hat.

Dadurch fühlt sich der Zuschauer auf eine Art verbunden, die bei vielen anderen Sitcoms nicht mehr durchkommen möchte. Trotz dieser warmen Worte wurde “Ghosted” schon wieder eingestellt. Bei all diesem Potenzial ist das wirklich schade. Doch wenn es selbst “Akte X” beim Heimatsender Fox schafft, nach Jahren in der Versenkung wieder aufzutauchen, gibt es die leise Hoffnung, dass Fox das Gleiche ja vielleicht irgendwann auch mal mit “Ghosted” tut.

Die erste und einzige Staffel von "Ghosted" ist ab heute um 21:40 Uhr bei ProSieben Fun zu sehen. Jede Woche werden Doppelfolgen ausgestrahlt.